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Abkehr vom ABDA-KBV-Modell soll Wirkstoffverordnung retten

Spitzentreffen: Grünes Licht für AOKplus-Modell – Politik schweigt

BERLIN (lk). Am vergangenen Montag trafen sich die Spitzen von ABDA und KBV, um das feststeckende ABDA-KBV-Modellvorhaben wieder flott zu machen. Es gab das vorhersehbare Ergebnis: Beide Standesvertretungen beharren nicht mehr auf ihren Wunschvorstellungen und geben grünes Licht für die Umsetzung eines konkreten Vorschlags der Krankenkasse AOKplus, die in Thüringen und Sachsen ein eigenes Projekt zum Medikationsmanagement auf die Beine stellen will.
Einig darüber, dass die rasche Umsetzung der Wirkstoffverordnung wichtiger ist, als das ursprüngliche ABDA-KBV- Modell waren sich bei einem Treffen ABDA-Vizepräsident Friedemann Schmidt … Foto: DAZ/Sket

In einer gemeinsamen Erklärung nach dem Spitzentreffen heißt es dazu: "KBV und ABDA wollen ihr gemeinsames Konzept voranbringen. Das bekräftigten ABDA-Vizepräsident Friedemann Schmidt und KBV-Vorstandsvorsitzender Dr. Andreas Köhler auf ihrem Spitzentreffen am Montag. Sie zogen Bilanz und tauschten sich über neue Herausforderungen aus. Zu den größten Hindernissen bei der Umsetzung des ABDA-KBV-Konzepts nach § 64a SGB V gehört demnach die Notwendigkeit, nicht nur einzelne, sondern alle Krankenkassen in das Modellvorhaben einzubinden.

Wenn diese Wettbewerbsgründe eine zügige Einführung des Konzeptes behindern sollten, ist es aus Sicht von ABDA und KBV denkbar, zunächst ein Modellvorhaben mit einer oder mehreren interessierten Kassen nach § 63 SGB V durchzuführen, das dazu dient, eine bundesweite Umsetzung nach § 64a SGB V vorzubereiten und umzusetzen. Hierzu bieten KBV und ABDA den jeweiligen Partnern auf der Landesebene ihre Unterstützung bei der Umsetzung der einzelnen Bestandteile des Konzeptes an. Gemeinsames Ziel ist und bleibt, dass gemäß § 64 a zukünftig alle Versicherten – unabhängig von ihrer Krankenkasse – von diesem Versorgungsansatz profitieren können. Als Starttermin wird weiterhin das 1. Halbjahr 2013 angestrebt."

Politisch ist die neue Lage heikel: Denn lange hatten die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) und die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) die Politik bedrängt, das ABDA-KBV-Konzept zum Medikationsmanagement mit einem eigenen Paragrafen ins Sozialgesetzbuch V aufzunehmen. Schließlich gaben die Gesundheitspolitiker der Regierungskoalition von Union und FDP den speziellen Wünschen im § 64 a nach. Jetzt soll das Modellprojekt vorerst nach § 63 anlaufen. Das hätten ABDA und KBV auch ohne Gesetzesänderung machen können. Die Politik schweigt. Weder das Bundesgesundheitsministerium noch Gesundheitspolitiker der Koalition wollten sich zur aktuellen Entwicklung gegenüber der DAZ äußern.

… und der KBV-Vorstandsvorsitzende Dr. Andreas Köhler. Foto: KBV

Die AOKplus hatte im Vorfeld bereits vor Tagen angekündigt, dass die Krankenkasse nach dem Spitzentreffen auf Landesebene mit den Apothekerkammern und KVen in Sachsen und Thüringen in konkrete Verhandlungen eintreten wolle. Bislang gab es nur Sondierungen. So sieht die AOKplus im Ergebnis des Spitzentreffens eine erfreuliche Entwicklung, will aber erst weiter vorfühlen: "Wir freuen uns, dass ABDA und KBV sich nicht gegen ein Modell nach § 63 SGB V sperren, welches die Inhalte des ABDA-KBV-Modells umsetzt. Da die Sondierungsgespräche mit den KVen jedoch noch nicht abgeschlossen sind, können wir Ihnen zu diesem Zeitpunkt noch keine weiteren Details nennen. Erst nach abgeschlossener Sondierung sind konkrete Verhandlungen zu erwarten. Zu einem späteren Zeitpunkt ist die Öffnung des Modells für andere Krankenkassen sicher möglich."

In Sachsen und Thüringen sitzt nicht nur die AOKplus am Tisch: Mit Sachsens Kammerpräsident Friedemann Schmidt und der Thüringer KV-Vorsitzenden Regina Feldmann treiben zwei Protagonisten des ABDA-KBV-Konzepts die Gründung eines Modellprojekts voran. Außerdem: Friedemann Schmidt wie die frisch gekürte KBV-Vize Regina Feldmann bekleiden in ihren jeweiligen Standesorganisation auf Bundesebene wichtige Ämter. Die Chancen, dass es in Sachsen und Thüringen Mitte 2013 mit der Wirkstoffverordnung losgehen kann, stehen also gut.



DAZ 2012, Nr. 23, S. 23

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