Bayerischer Apothekertag

Prävention lohnt sich!

Nutzen für den Einzelnen und die Gesellschaft

Zwar weisen Gutachten immer wieder auf die Notwendigkeit hin, Gesundheitsförderung und Prävention zu stärken – doch ein Präventionsgesetz konnte von den politisch Verantwortlichen seit 2004 nicht durchgesetzt werden. Dabei ist der Nutzen schon von einfachen präventiven Maßnahmen wie einer Ernährungsumstellung groß, wie Prof. Dr. Hartmut Morck, Wiesbaden, und Margit Schlenk, Apothekerin aus Neumarkt, zeigten.
Prof. Dr. Hartmut Morck Foto: DAZ/ck

"Vorbeugen ist besser als Heilen" – das ist mehr als eine alte Volksweisheit. Das belegt auch eine große Herz-Kreislauf-Studie, in der die WHO über einen Untersuchungszeitraum von 30 Jahren Daten gesammelt hat, die nachweisen, dass durch eine gezielte Prävention mit Kontrolle von Blutdruck, Cholesterinspiegel und Rauchstopp zwei Drittel weniger koronare Herzkrankheiten auftreten. Auch die Ernährung kann das koronare Risiko beeinflussen: es ist in Nordeuropa, wo weniger Obst und Gemüse gegessen wird, höher als im Obst- und Gemüse-reichen Südeuropa. Untersuchungen belegten die Korrelation: je niedriger der Vitamin-C-Spiegel, umso höher das KHK-Risiko. Aber leider lässt sich Essverhalten kaum durch Information und Wissensvermittlung beeinflussen, da es als emotional und evolutionsbiologisch reguliertes Verhalten angesehen werden muss, das über Jahre trainiert und stabilisiert wird. Darum wird – ganz ohne den erhobenen Zeigefinger – heute eine mediterrane Ernährung empfohlen, die ohne allzugroßen Aufwand eigentlich jeder umsetzen kann. Dazu zählen die Forscher Lebensmittel, die reich an ungesättigten Fettsäuren sind, zum Beispiel Olivenöl, außerdem Obst, Gemüse, Vollkornprodukte und Milchprodukte mit wenig Fett. Fisch und Huhn sowie Nüsse und Hülsenfrüchte sollten demnach wöchentlich auf dem Speiseplan stehen, rotes Fleisch jedoch kaum. Auch ein mäßiger Alkoholkonsum wird empfohlen. In der heutigen Zeit werden nur die Präventionskonzepte erfolgreich sein, die die Kunden emotional ansprechen und es auch durch die Nutzung neuer Medien schaffen, zu motivieren und einen Trainingsprozess anzustoßen. Die kognitiv-rational basierten Aufklärungskampagnen der vergangenen Jahre sind hier unterlegen und überholt. In so einer persönlichen, emotionalen und zielgruppengerechten Ansprache sieht Morck die Chancen für ein Gespräch in der Apotheke, das eine wirkliche Verhaltensänderung anstoßen kann. Vor allem das Prinzip des "sozialen Marketings", das nicht primär auf Gewinn ausgerichtet ist, führt zu Präventionskonzepten, die die Zielgruppe erreichen und zur Mitarbeit motivieren kann. Gerade in Bezug auf eingefahrene Essgewohnheiten ist der Lerneffekt am größten, wenn das spielerisch mit Kindern geübt wird. Schlenk stellte ein Projekt vor, in dem Kinder im Bereich gesunde Ernährung geschult werden. Diese "erziehen" dann zu Hause ihre Eltern durch ihr Wissen über eine frische und gesunde Zubereitung der Mahlzeiten. Auch lernen Kinder immer öfter im Kindergarten oder in der Schule, woraus z. B. ein gesundes Frühstück bestehen sollte und tragen das Wissen dann in die Familien, die auf anderem Wege oft nicht erreicht werden können.

Margit Schlenk Foto: DAZ/ck

Methoden der apothekerlichen Prävention

Es gibt viele Möglichkeiten, wie sich Apotheker in die Prävention einbringen können: durch Schulungen der Patienten in Bezug auf Medikation, Lebensstil und Adherence, durch Feedback-Gespräche mit Ärzten, im Medikationsmanagement. Schlenk fordert die Apotheker auf, ihre traditionelle Rolle der Arzneimitteldistribution zu verlassen und sich einem patientenzentrierten Handeln zuzuwenden, mit all den Kompetenzen, die die Heilberufler in ihrem Studium erworben haben, die oft brach liegen, aber abrufbar sind! Arzt und Apotheker als mobilisierende Akteure zur Umsetzung von Präventionsanstrengungen in der Gesellschaft – das ist die Zukunft. In einem "Präventionsrat" sollten die Heilberufe zusammenarbeiten, wie es auch in allen anderen Gesundheitsfragen und Medikationsaspekten Standard werden muss. "Wir können es uns nicht leisten, nicht in Prävention zu investieren, da sich Prävention lohnt!"


ck

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