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Prävention – ja bitte!

Peter Ditzel

Die Erfolgsformel für ein langes und gesundes Leben ist gefunden! Gesunde, ausgewogene und dem Körperbedarf angepasste Ernährung, viel Bewegung, nicht rauchen und Alkohol nur in moderaten Menge – das ist es. Wenn dann noch wenig Stress, psychische Ausgeglichenheit hinzukommen, dann können uns nur noch unser Genom oder Unfälle einen Strich durch die Rechnung machen. Und der ISH-Faktor, der innere Schweinehund, der wohl den einen oder anderen von dieser Erfolgsformel abhält.

Die Vorträge auf dem Kongress des Wissenschaftlichen Instituts für Prävention im Gesundheitswesen (WIPIG), der am vergangenen Wochenende im Rahmen des Bayerischen Apothekertags stattfand, machten es überdeutlich. Falsche Ernährung ("der Selbstmord mit Messer und Gabel") und mangelnde Bewegung sind das Grundübel. Die meisten Aktionen, die sich mit Prävention befassen, setzen unmittelbar oder mittelbar bei diesen beiden Verhaltensweisen an.

Die Vorträge zeigten aber auch, dass gerade die Apotheke prädestiniert dafür ist, der Bevölkerung Prävention nahezubringen und sie an eine gesündere Lebensführung heranführen. Die Apotheke verlangt keine Eintrittsgebühr, Ratschläge von und Gespräche mit mit kompetenten Fachkräften sind in der Apotheke kostenlos. Und die Apotheke kann durch Aktionen und Dienstleistungen Angebote unterbreiten, die den Bürger ermuntern, Prävention zu betreiben. Um den Apotheker bei dieser Arbeit zu unterstützen, wurde vor fünf Jahren das WIPIG gegründet. "Der wissenschaftliche Aspekt war und ist für uns dabei ein Selbstverständnis. Wir wollen uns positionieren, gesellschaftlich und politisch, damit Apotheker mit ihren Präventionsleistungen wahrgenommen werden", so heißt es im Vorwort des WIPIG zum Präventionskongress.

So hat das WIPIG in den vergangenen fünf Jahren mit großem Erfolg bereits zahlreiche Aktionen durchgeführt, beispielsweise "Apotheke macht Schule". Zwei Präventionskongresse wurden in Kooperation mit der PZ durchgeführt, in Zusammenarbeit mit der DAZ zweimal der Präventionspreis "hauptsache prävention" vergeben. Außerdem: 113 Apothekerinnen und Apotheker wurden bereits nach entsprechender Schulung zum "Präventionsmanager WIPIG" qualifiziert. Große Beachtung verdient auch die Aktion "Herzensangelegenheit 50+", die 2009 begonnen wurde und in diesem Jahr fertiggestellt wird. Bei dieser Aktion haben Apotheken unter wissenschaftlicher Begleitung das persönliche Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung bei fast 2000 Teilnehmern zwischen 50 und 70 Jahren ermittelt. Im Anschluss daran boten sie der Risikogruppe eine Präventionsberatung und halfen bei der Umsetzung ärztlich empfohlener präventiver Maßnahmen.

Aber es sind nicht nur die große Aktionen, die den Präventionsgedanken verbreiten. Jede Apotheke kann sich meist ohne allzu großen Aufwand auf dem Gebiet der Vorbeugung engagieren und profilieren, wie eine aktuelle Studie des WIPIG zeigt. Zu den Top Ten der Präventionsprojekte, die Apotheken am meisten anbieten und die von der Bevölkerung besonders geschätzt werden, gehören zum Beispiel der Impfpass-Check und die Impfberatung, außerdem die Blutfettwertemessungen, Informationen zu Vorsorgeuntersuchungen, zur Hautkrebsprävention, Aktionen zur Venengesundheit und Osteoporoseprävention, die Blutdruckmessung, Informationen und Aktionen zur Zahngesundheit und Stressbewältigung sowie die Blutzuckermessungen.

Alle diese Aktionen und Informationen sind in den Apotheken – mit dem entsprechenden Engagement – relativ leicht und gut umsetzbar. Sie profilieren die Apotheke als aktives Gesundheitszentrum. Das spricht sich unter den Kunden herum und führt zu Neukunden. Wer für die eine oder andere Aktion Unterstützung benötigt, kann sich auf den Internetseiten des WIPIG (www.wipig.de) informieren. Das WIPIG bietet eine Vielzahl an Materialien an, beispielsweise ausgearbeitete Vorträge, Infobroschüren, Beratungsleitfäden, Plakate und komplette Konzepte für Präventionsaktionen.

So weit, so gut. Jetzt sind aus meiner Sicht noch zwei Dinge zu tun: zum einen sollten sich noch mehr Apotheken für Prävention begeistern und solche Dienstleistungen anbieten. Zum andern sollten die Apotheken (und die Berufsvertretung) die Öffentlichkeit, die Gesellschaft und die Politik, noch stärker auf die hervorragenden Präventionsangebote aufmerksam machen.

Für mich gehören Apotheke und Prävention zusammen. Genauso wie der Apotheker und das Medikationsmanagement, die patientenorientierte Pharmazie. Lassen Sie sich bei der Lektüre dieses Heftes für beides anstecken.


Peter Ditzel



DAZ 2012, Nr. 20, S. 3

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