Arzneimittel und Therapie

Brustkrebsentstehung und Umwelt: Wissen um Risikofaktoren ermöglicht gezielte Prävention

Der Einfluss von Umweltfaktoren auf die Brustkrebsentstehung ist offenbar größer als bisher angenommen. Eine kombinierte Hormontherapie und Übergewicht in der Postmenopause, übermäßiger Alkoholkonsum und medizinische Strahlenbelastung sind am engsten mit einem erhöhten Risiko verknüpft, so die Ergebnisse einer groß angelegten amerikanischen Untersuchung, die die Literatur zu dieser Thematik systematisch aufgearbeitet hat.
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Eine gesunde Lebensweise mit viel körperlicher Aktivität sowie der Verzicht auf diepostmenopausale Hormontherapie mit Östrogen-Gestagen-Kombinationen könnennach den Ergebnissen eines groß angelegten Reviews dazu beitragen, das Brustkrebsrisikozu senken.

Zur Rolle von Umweltfaktoren bei der Brustkrebsentstehung gibt es unzählige Publikationen. Danach stehen beispielsweise Schadstoffe in Kosmetika, Waschmitteln oder Plastikverpackungen sowie Medikamente, Düngemittel und Tabakrauch unter Verdacht, die Brustkrebsentstehung zu fördern. Auch epidemiologische Studien förderten interessante Ergebnisse zutage: so gibt es Belege dafür, dass sich der Prozentsatz der Brustkrebserkrankungen unter Migrantinnen nach einiger Zeit an den der Frauen im jeweiligen Gastland angleicht.

Eine Untersuchung am Institute of Medicine (IOM) der Amerikanischen Akademie der Wissenschaften, die von der Stiftung Susan G. Komen für The Cure® (siehe Kasten) finanziert worden war sollte herausfinden, welche Erkenntnisse zum Zusammenhang zwischen Brutkrebsrisiko und Umwelt als gesichert gelten können und wo noch Forschungsarbeit geleistet werden muss. Die Ergebnisse wurden auf dem 34. Internationalen Brustkrebs-Symposium in San Antonio, Texas (USA) im Dezember 2011 präsentiert.


"Susan G. Komen for the Cure®

Die Gründung der Stiftung Susan G. Komen for the Cure® in den USA geht auf ein Versprechen zwischen zwei Schwestern zurück. Die Amerikanerin Susan G. Komen starb im Alter von 36 Jahren an Brustkrebs. Kurz vor ihrem Tod hatte sie ihre Schwester Nancy G. Brinker gebeten, alles für die Erforschung der Krankheit und die Verbesserung der Heilungsmöglichkeiten zu unternehmen. 1982 gründete Nancy die Stiftung Susan G. Komen for the Cure®, in der sich mittlerweile über 100.000 Mitglieder in 125 regionalen Vertretungen in den USA, in Deutschland (als Susan G. Komen Deutschland e.V.), in Italien und in Puerto Rico engagieren. Die Stiftung investierte seit 1982 mehr als 1,9 Mrd. US-Dollar, auch in Forschungs- und Aufklärungsprogramme über Brustkrebs. Weitere Informationen unter www.komen.de.

Nur nicht-erbliche Faktoren betrachtet

Die Studiengruppe des IOM konzentrierte sich bei der Auswertung der Literatur auf Studien, die Ernährung, körperliche Aktivität, medizinische Interventionen sowie physikalische, chemische und mikrobielle Substanzen, denen Frauen in ihrem Alltag ausgesetzt sein können, betrachtet hatten. Sie bewerteten außerdem den Einfluss des Wohnortes und der sozialen und kulturellen Gepflogenheiten auf das Brustkrebsrisiko.

Am engsten mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko verknüpft waren der Analyse zufolge:

  • eine Hormontherapie (kombinierte Östrogen-Gestagen-Gabe) in den Wechseljahren
  • eine hohe Belastung durch ionisierende Strahlung (z. B. Röntgen)
  • Übergewicht in der Postmenopause
  • Alkoholkonsum.


Gesenkt werden konnte das Risiko dagegen durch eine Steigerung der körperlichen Aktivität. Ob Rauchen, Haarfarben oder nicht-ionisierende Strahlung von elektrischen Geräten (z. B. Mikrowellen) das Risiko steigern, konnte nicht eindeutig belegt werden. Ebenfalls fand sich für einige Faktoren wie z. B. Passivrauchen, Nachtschichtarbeit, Exposition mit Chemikalien wie Benzen, Ethylenoxid oder 1,3-Butadien, die beispielsweise in Abgasen oder Tabakrauch enthalten sind, aufgrund der bisherigen Daten kein eindeutiger Zusammenhang mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko.

Präventionsmaßnahmen empfohlen

Aufgrund ihrer Analysen empfehlen die Autoren des IOM-Reviews folgende Maßnahmen zur Risikoreduktion:

  • Verzicht auf postmenopausale Hormontherapie mit Östrogen-Gestagen-Kombinationen
  • Vermeidung unnötiger Strahlenbelastung durch medizinische Untersuchungen
  • Rauchverzicht
  • Alkoholkonsum in Maßen
  • Vermeidung von Gewichtszunahme, besonders in der Postmenopause
  • Erhöhung der körperlichen Aktivität.


Obwohl die Analyse dazu beigetragen hat, den Zusammenhang zwischen Brustkrebsrisiko und Umwelt besser zu verstehen, sehen die Autoren noch viel Forschungsbedarf, um weitere Möglichkeiten zur Risikoreduktion zu finden. So regen sie beispielsweise die Erstellung eines Lebensverlaufs-Modells (life course model) an, da die Brust in der Lebenszeit einer Frau zahlreiche Entwicklungsphasen durchläuft und möglicherweise in einigen Zeiträumen eine höhere Empfindlichkeit für bestimmte Umweltfaktoren besteht.


Zum Weiterlesen


Brustkrebs und das Screening. Kontroverse um Mammografie-Nutzen hält an.

DAZ 2012, Nr. 14, S. 108 – 113.



Quelle

Breast Cancer and the Environment. A Life Course Approach, www.iom.edu/~/media/Files/Report%20Files/2011/Breast-Cancer-Environment/BreastCancerReportbrief_2.pdf

Die verkannte Gefahr. Umwelteinflüsse und Brustkrebs, München, Berlin, 2. Auflage 2012.

www.wecf.de


Apothekerin Dr. Claudia Bruhn



DAZ 2012, Nr. 19, S. 36

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