Aus Kammern und Verbänden

Licht und Schatten in der Vertragswelt

Eine düstere Sicht der wirtschaftlichen Lage der Apotheken sowie viele Probleme, aber auch etliche erfolgreiche Lösungen in Verträgen mit Krankenkassen – dies waren die zentralen Gedanken, die der Vorsitzende Axel Pudimat in seinem Bericht bei der Mitgliederversammlung des Apothekerverbandes Mecklenburg-Vorpommern am 18. April in Rostock formulierte.
Der volle Saal bei der Mitgliederversammlung des Apothekerverbandes Mecklenburg-Vorpommern machte deutlich, wie sehr die Apotheken von wirtschaftlichen Problemen betroffen sind.
Fotos: DAZ/tmb

"Stück für Stück wird unsere wirtschaftliche Lebensgrundlage gesetzlich beschnitten", so Pudimat. Wenn die Apotheken zu einer bestimmten Versorgungsqualität verpflichtet seien und diese Anforderungen sogar noch angehoben werden, müsse es dafür auch eine wirtschaftliche Grundlage und verlässliche Rahmenbedingungen geben. Aus dem AMNOG folgerte Pudimat: "Noch nie hat eine bürgerliche Regierung den Apotheken so übel mitgespielt." Trotz der großen Belastungen werde es das große medienwirksame Apothekensterben aber nicht geben. Denn "wir sind Einzelkaufleute mit voller Haftung. Schließen ist keine Option. Fehlendes Honorar führt zu weniger Personal und zu weniger Zeit für den Patienten", so Pudimat. "Wer qualitativ hochwertige Leistung will, muss sie auch bezahlen", forderte er daher und bekräftigte die jüngsten Honorarforderungen der ABDA.


Axel Pudimat

Probleme mit Hilfsmitteln

Anschließend ging Pudimat auf die Vertragsbeziehungen zu Krankenkassen ein. Er beschrieb Probleme und eine mögliche Lösung im Zusammenhang mit Retaxationen (siehe AZ Nr. 18, S. 2) sowie neue Schwierigkeiten bei der Hilfsmittellieferung. Trotz des Präqualifizierungssystems sei zurzeit zu beobachten, dass "für einige Versorgungsbereiche von den Kassen Vertragszugangsbedingungen erfunden werden, die eine Versorgung selbst durch dafür präqualifizierte Apotheken praktisch unmöglich machen", so Pudimat. Das betreffe bisher nur wenige, kaum relevante Produktbereiche, aber die Art der Ausgrenzung halte der Verband für rechtswidrig, weil die Präqualifizierung ausgehebelt werde.

Ein weiteres Problem betreffe das Einholen der Liefergenehmigungen über eine Clearingstelle. Da solche Stellen erst seit kurzer Zeit existieren, werden sie in einschlägigen Gesetzen nicht genannt. Aus datenschutzrechtlicher Sicht werde damit ein fremder Dritter beauftragt. Möglicherweise müsse daher den Patienten eine weitere Zustimmungserklärung für die Verarbeitung der Daten zugemutet werden.

Gute Zusammenarbeit mit der AOK Nordost

Doch Pudimat berichtete auch über positive Erfahrungen mit einzelnen Krankenkassen und neuen Verträgen. Er verwies auf die Versorgung mit Grippeimpfstoffen und Blutzuckerteststreifen (AZ Nr. 18, S. 2). Als Beispiel für eine gute Partnerschaft nannte Pudimat die AOK Nordost.

Dr. Sabine Richard, AOK Nordost

Auch Dr. Sabine Richard, AOK Nordost, betonte als Gastrednerin die gute Zusammenarbeit zwischen ihrer Krankenkasse und dem Apothekerverband. Allerdings sei Mecklenburg-Vorpommern weiterhin das Land mit den höchsten Pro-Kopf-Arzneimittelausgaben bundesweit. Die AOK Nordost gebe in Mecklenburg-Vorpommern pro Kopf mehr für Arzneimittel aus als in Brandenburg, obwohl die Versicherten in Brandenburg im Durchschnitt älter seien. Auch die Zahl der verordneten Tagesdosen sei in Mecklenburg-Vorpommern höher. Dagegen lobte Richard die "weiterhin hervorragende Rabattvertragsumsetzung in Mecklenburg-Vorpommern". Diese habe im Februar 76,9 Prozent betragen, der AOK-Bundesdurchschnitt liege bei 70,5 Prozent. Die "Netto"-Quote, die sich auf Verordnungen ohne Aut-idem-Kreuz und andere Ausnahmefälle beziehe, betrage sogar 88,7 Prozent, schwanke aber zwischen den Apotheken beträchtlich. Dies spreche für weitere Optimierungsmöglichkeiten.

Wie Pudimat lobte auch Richard das in der vorigen Saison eingeführte Modell für die Versorgung mit Grippeimpfstoffen. Die Festpreise hätten für die AOK zu einer Preissenkung von 40 Prozent geführt, ohne dabei die Apothekenmargen zu senken. Richard dankte den Apothekern für die Überzeugungsarbeit gegenüber den Ärzten. Ein Vorteil des Vertrages sei auch, dass damit das Referenzpreiskonzept des AMNOG umgangen werde, bei dem eher mit bürokratischen Schwierigkeiten zu rechnen sei.

Als "Beleg für die gute Zusammenarbeit" wertete Richard auch den neuen Vertrag über Blutzuckerteststreifen, der "sehr gut angelaufen" sei. Das enge Oligopol der Teststreifenanbieter sei aufgeweicht worden. Die Umstellung auf andere als die bisher etablierten Anbieter stagniere nun aber bei 50 Prozent des Marktes, stellte Richard fest. In der Diskussion wurde argumentiert, dass für weitere Umstellungen mehr Erklärungen zur Interpretation der Messwerte gegenüber den Ärzten nötig seien. Abschließend bekräftigte Richard die Vorteile regionaler Lösungen, für die sich die AOK Nordost als regionaler Versorger weiterhin einsetzen werde.


tmb



DAZ 2012, Nr. 18, S. 83

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