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Sachsen: SPD besorgt um Pharmazie-Nachwuchs

Beabsichtigte Schließung des Pharmazeutischen Instituts in Leipzig beschäftigt den Landtag

BERLIN (jz). Die SPD-Fraktion im sächsischen Landtag fordert die Regierung des Freistaates auf, sich zur beabsichtigten Schließung des Pharmazeutischen Instituts der Universität Leipzig zu erklären. Diese könnte erhebliche Auswirkungen auf die pharmazeutische Versorgung Sachsens haben, befürchtet die Fraktion. Bei einem Aktionstag im Januar, bei dem die Studenten den Abgeordneten von den Folgen einer Schließung und den Vorzügen der Leipziger Fakultät berichteten, hatten die Politiker Hilfe bei der Rettung des Instituts zugesagt.

Die Abgeordneten hielten Wort. Sie fordern die Landesregierung in einem Antrag zu einem Bericht auf, wie sich die Anzahl der Studierenden und die Studienplatzkapazitäten am Pharmazeutischen Institut der Universität Leipzig seit 1990 entwickelt haben und wie es um die Arbeitsmarktsituation für Absolventen des Studiengangs Pharmazie bestellt ist. Dabei interessiert die Abgeordneten insbesondere der Arbeitsmarkt für Pharmazeuten in Apotheken und der universitären und außeruniversitären Forschung. Das Staatsministerium soll Position beziehen, wie es sich zur geplanten Schließung bisher verhalten hat und was für die Zukunft geplant ist.

Die Regierung müsse, so der Antrag, dafür Sorge tragen, "dass auf dem sächsischen Arbeitsmarkt benötigte Absolventen des Studiengangs Pharmazie in ausreichendem Maß ausgebildet werden und dies zur Grundlage der Studienplatzkapazitäten am Institut in Leipzig" verwendet werde. Zur Begründung heißt es, man könne in Sachsen schließlich nur in Leipzig Pharmazie studieren. Durch eine Schließung "würde in Sachsen überhaupt keine Ausbildung mehr in dem Studienfach möglich sein, was erhebliche Auswirkungen auf die pharmazeutische Versorgung befürchten lässt".

Die Abgeordneten verweisen außerdem darauf, dass mehr Studienplätze in Leipzig nicht zu frei bleibenden Kapazitäten, sondern vielmehr zu mehr Studierenden führen würden. Vor diesem Hintergrund erscheine es "mehr als fahrlässig", Studienkapazitäten zu verringern und somit keine Absolventen auszubilden, die in Sachsen bleiben. Für die Abgeordneten scheint es wahrscheinlicher, in Sachsen ausgebildete Pharmazeuten langfristig zu halten, als dass nicht in Sachsen ausgebildete Pharmazeuten nach Sachsen kommen.

Ein weiteres Argument übernahmen die Abgeordneten von den Studenten: Mit der Fakultätsschließung ginge auch ein Ende der Zusammenarbeit zwischen universitärer und außeruniversitärer Forschung einher. "Im Hinblick auf die Reputation des Forschungs- und Technologiestandortes Sachsen wäre dann von deutlich negativen Auswirkungen auszugehen", so ihre Begründung. Und auch die Kooperationen im klinischen Bereich über Sachsens Grenzen hinaus würden dann ein jähes Ende finden.

Nächste Woche Montag soll nun auf Antrag der SPD-Fraktion im sächsischen Landtag eine Anhörung stattfinden. Als Sachverständige geladen sind neben der Rektorin, dem Prorektor, der geschäftsführenden Direktorin des Instituts Pharmazie und einem Professor für klinische Pharmazie auch Friedemann Schmidt, Präsident der Sächsischen Landesapothekerkammer und ABDA-Vizepräsident, und Monika Koch, Vorsitzende des Sächsischen Apothekerverbands.



DAZ 2012, Nr. 16, S. 26

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