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Antibabypille auch für Migränepatientinnen

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Aufgrund von Leitlinien-Empfehlungen soll es in jüngerer Zeit zu Verunsicherungen gekommen sein, ob Migränepatientinnen orale Kontrazeptiva einnehmen können. Die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) sieht in der Einnahme kein Problem.

Hintergrund für die Verunsicherung ist vor allem die WHO-Leitlinie "Medical eligibility criteria for contraceptive use". Darin empfiehlt die WHO kombinierte hormonelle Kontrazeptiva in jeder Applikationsform bei Patientinnen mit einer Migräne ohne Aura ab dem 35. Lebensjahr abzusetzen oder nur in Ausnahmefällen einzusetzen. Für die Migräne mit Aura werden kombinierte hormonelle Kontrazeptiva generell nicht empfohlen. Eine deutsche Leitlinie besagt: Bei Frauen mit Migräne und bei risikobelasteten Frauen nach dem 35. Lebensjahr, insbesondere Hypertonikerinnen und Raucherinnen, sollten Alternativen für die hormonelle Kontrazeption bevorzugt werden. Als absolute Kontraindikation für die Verschreibung eines Ovulationshemmers wird aufgeführt: "Migräne mit fokalen neurologischen Symptomen" (mit Aura) und als relative Kontraindikation eine "Migräne ohne fokale neurologische Symptome" (ohne Aura). Das sieht die DMKG anders. "Sichtet man die Literatur und die einschlägigen Studien, so können wir davon ausgehen, dass der Löwenanteil der Patienten mit Migräne (80% Migräniker ohne Aura) definitiv kein erhöhtes Schlaganfall- oder Herzinfarktrisiko hat. Es bestehen also keinerlei grundsätzlichen Kontraindikationen für Medikamente oder Hormonbehandlungen", sagt Prof. Dr. Arne May, 1. Vizepräsident der DMKG und Leiter der Kopfschmerzambulanz der Universitätsklinik Hamburg.

Das absolute Schlaganfall-Risiko für junge Patienten mit einer Migräne mit Aura sei jedoch leicht erhöht, wobei das Risiko auch von der Aktivität der Migräne abhänge. Das relative Risiko sei bei hoher Frequenz der Auren höher als bei seltenen Attacken. Kämen zur Migräne mit Aura weitere kardiovaskuläre Risikofaktoren (Rauchen etc.) hinzu, steige das Schlaganfallrisiko. Patientinnen mit einer Migräne mit Aura sollten über diese Zusammenhänge aufgeklärt werden.


ral


Quelle: Mitteilung der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft



DAZ 2012, Nr. 16, S. 8

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