Prisma

Chemotherapie geht auch lokal

Erstmalig in Deutschland wurde am Frankfurter Uniklinikum ein Verfahren eingesetzt, das durch eine lokale Chemotherapie die Nebenwirkungsbelastung bei der Therapie von Leberkrebs weitgehend reduziert.

Bei der Chemosaturation wird chemisch behandeltes Blut der Leber über ein Kathetersystem abgesaugt, in einem Filter gereinigt und dann der Leber wieder zugeführt.Foto: Universität Frankfurt/M.

Ende Februar wurden am Klinikum der Universität zwei Patientinnen mit der sogenannten Chemosaturation-Therapie behandelt. Bei dieser lokal begrenzten Behandlungsmethode können Chemotherapeutika sehr hoch dosiert werden. Weil die Chemikalien nicht in andere Organe gelangen, kommt es dennoch kaum zu Nebenwirkungen. Das Besondere an der Chemosaturation ist ein Filter, mit dem das Medikament wieder aus dem Körper entfernt wird. Zu diesem Zweck wird über ein Kathetersystem ein geschlossener Blutkreislauf mit der Leber hergestellt. Ein in die untere Hohlvene eingeführter Katheter hat im Abstand von einigen Zentimetern zwei Verdickungen (Ballons). Werden diese Ballons von außen gefüllt, verstopfen sie die Vene nach oben und unten, sodass die Leber vom restlichen Blutkreislauf des Körpers isoliert ist. Zwischen den beiden Ballons befindet sich ein perforierter Schlauch, über den ein Austausch zwischen dem Blut im Kathetersystem und dem in der Leber stattfindet. Über einen zusätzlichen Katheter in die Leberarterie wird das Chemotherapeutikum in das Organ geleitet. Durch eine Pumpe wird dann das chemotherapeutisch behandelte Blut über die kleinen Löcher im Schlauch gesaugt und außerhalb des Körpers in einem Filtergerät gereinigt. Das saubere Blut wird von oben wieder der oberen Hohlvene zugeführt. Auf diese Weise wird das Blut des Organs so lange gefiltert, bis alle Chemikalien wieder aus dem Körper entfernt wurden. Die gesamte Prozedur dauert etwa drei Stunden.

Die medizinische Betreuung der beiden Patientinnen mit Krebs in fortgeschrittenem Stadium verlief bisher erfolgreich. Sie konnten nach kurzer Zeit das Krankenhaus verlassen und stehen unter engmaschiger Beobachtung.


hel


Quelle: Pressemitteilung vom Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität,
Frankfurt a. M.



DAZ 2012, Nr. 12, S. 8

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