Gesundheitspolitik

Schmidt: Der Kurs stimmt – jetzt werden die Segel gesetzt

Fragen an den neuen ABDA-Präsidenten

Berlin (ks). Nach acht Jahren als ABDA-Vize ist Friedemann Schmidt auf seiner berufspolitischen Karriereleiter nun ganz oben angekommen: Ab Januar 2013 ist der Präsident der Sächsischen Landesapothekerkammer ABDA-Präsident. Die AZ fragte nach: Was können die Apothekerinnen und Apotheker von ihm erwarten? Vor allem bei Kassenabschlag, Notdienstpauschale und dem ABDA-KBV-Modell?


AZ: Es war ein turbulentes Jahr für die Apotheken. Die Erwartungen an die Standesvertretung sind groß. Welche sind die wichtigsten Ziele, die Sie als ABDA-Präsident in der kommenden Amtszeit für die Apothekerinnen und Apotheker erreichen wollen – und was wollen Sie dabei anders machen als Ihr Vorgänger?

Schmidt: Das wichtigste Ziel ist, die Arzneimittelversorgung aus der öffentlichen Apotheke überall in Deutschland zu erhalten. Hier bestehen große Risiken in den schrumpfenden und alternden Gebieten, die es überall im Land gibt. Wenn wir dort die Fahne einrollen müssen, zwingt das die Politik, sich für qualitätsgeminderte Versorgungsvarianten zu interessieren. Und die wirken dann auch zerstörerisch auf die gutversorgten städtischen Regionen, in denen die Apotheken im harten Wettbewerb stehen. Wir müssen also dafür sorgen, dass sich Apotheken auch in problematischen Regionen auf dem Land und in den sozialen Brennpunkten halten können. Dafür brauchen wir ein differenziertes Leistungsverzeichnis, das den Bedarf in diesen Gebieten abbildet, und eine darauf abgestimmte Vergütungsordnung.

Heinz-Günter Wolf hat unser Schiff auf den richtigen Kurs gebracht, jetzt sollten wir die Segel setzen. Jeder Präsident hat seinen eigenen Stil, meiner ist vielleicht etwas offensiver in der Kommunikation. Inhaltlich gibt es einen bruchlosen Übergang.


AZ: Sehen Sie noch eine Chance, dass sich die Selbstverwaltung beim Apothekenabschlag zu einer raschen Lösung zusammenrauft? Wie sollten sich die Apothekerinnen und Apotheker ab Januar verhalten?

Schmidt: Ich bin ein Freund der Selbstverwaltungslösungen, allerdings ist die Sache beim Abschlag extrem verfahren. Ob wir angesichts der irrationalen Haltung der Kassenseite ohne politische Intervention zurechtkommen, weiß ich nicht. Wie es im Januar weitergeht, wird der DAV den Apotheken rechtzeitig mitteilen. Die Mitgliederversammlung hat da ja eine klare Entscheidung getroffen.


AZ: Wie sieht es aus bei der Notdienstpauschale? Kommt man hier einer Lösung näher?

Schmidt: Die Einführung der Notdienstpauschale ist technisch sehr anspruchsvoll und bislang ohne Beispiel in unserem Vergütungssystem. Alle Beteiligten wollen nach meinem Eindruck eine Lösung, aber es gibt natürlich auch besondere Interessen, die zu berücksichtigen sind. Man kann die Pauschale auch rückwirkend geltend machen und auszahlen, trotzdem wird es jetzt höchste Zeit, dass das BMG einen Lösungsvorschlag präsentiert.


AZ: Sie waren stets ein großer Streiter für das ABDA-KBV-Modell. Doch die Umsetzung stockt offenbar. In Sachsen und Thüringen befinden sich Apotheker, Ärzte und die AOK Plus nach wie vor im Gespräch. Denken Sie, das Projekt wird im nächsten Jahr wirklich starten können?

Schmidt: Die Umsetzung des ABDA-KBV-Modells in Sachsen und Thüringen ist, entgegen anderslautender Gerüchte, auf einem guten Weg. Angesichts der Komplexität der Sache ist die bislang eingetretene Verzögerung nicht unerwartet. Ständige öffentliche Debatten über angebliche Hindernisse sind dabei wenig hilfreich. Das Modell hat viele Befürworter, aber mindestens ebenso viele Gegner. Aber das wussten wir schon von Anfang an.


AZ: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Schmidt!


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