Gesundheitspolitik

Zur Rose setzt auf DocMorris

Celesio erhält 25 Millionen Euro – Schweizer Unternehmen will mit DocMorris wachsen

Berlin (lk). Mit dem Kauf der niederländischen Versandapotheke DocMorris will die Schweizer Zur Rose AG ihre strategische Position im Medikamentenversand ausbauen. In Kürze werde Zur Rose Details ihrer unternehmerischen Pläne mit DocMorris vorstellen, sagte eine Zur-Rose-Sprecherin auf AZ-Anfrage. In einer Pressemitteilung hatte Zur Rose bislang nur erklärt, mit dem DocMorris-Kauf werde das Schweizer Unternehmen zum mit Abstand größten Anbieter im Medikamentenversand in Deutschland.

Am Donnerstag hatte Celesio den vor Jahresfrist angekündigten Verkauf von DocMorris bekannt gegeben. Nach einem wochenlangen Auswahlverfahren mit einer Handvoll Investoren hatte Zur Rose den Zuschlag für 25 Millionen Euro erhalten. Im Jahr 2007 hatte Celesio rund 200 Millionen Euro für DocMorris bezahlt. Damit plante Celesio den Aufbau einer Apothekenkette in Deutschland. Der Verkauf für nur noch 25 Millionen Euro löst jetzt weitere außerplanmäßige Wertminderungen in Höhe von rund 30 Millionen Euro in der Celesio-Bilanz aus, die im Zwischenabschluss zum 30. September 2012 berücksichtigt werden. Trotzdem rechnet Celesio weiterhin damit, für das Geschäftsjahr 2012 ein mindestens auf dem Niveau des Geschäftsjahres 2011 laufendes bereinigtes EBITDA von mindestens 550 Millionen Euro erzielen zu können.

Der Verkauf von DocMorris erfolge im Rahmen der Strategie von Celesio, die Zusammenarbeit mit Vor-Ort-Apotheken durch innovative Serviceleistungen auszubauen und diese damit in ihrer wachsenden Bedeutung für eine wirksame und effiziente Gesundheitsversorgung zu stärken, so eine Mitteilung des Unternehmens. Der Erwerb von DocMorris im Jahr 2007 habe zu einem andauernden Konflikt mit den deutschen Apothekenkunden von Celesio geführt. Durch den Verkauf werde dieser Konflikt gelöst. Celesio werde künftig den Apothekenkunden neue Partnerschaftsmodelle anbieten.

Mit dem DocMorris-Verkauf hat Celesio-Chef Markus Pinger seine kurz nach Amtsantritt verkündete Umstrukturierung konsequent und fristgerecht umgesetzt. In diesem Jahr wurden bereits die beiden Konzerntöchter Pharmexx und Movianto abgestoßen. Jetzt fehlt noch der Startschuss für die neue europaweite Apothekenkooperation. Anfang Dezember soll das Konzept präsentiert werden. Die bestehenden DocMorris-Apotheker sollen ein Angebot zum Wechsel in die neue Kooperation erhalten.

Zur Rose setzt auf Synergie-Effekte

Mit Spannung werden die Apotheker in Deutschland die weitere Entwicklung von DocMorris verfolgen. "Der Erwerb von DocMorris stärkt die Position der Zur Rose-Gruppe in einem strategisch wichtigen Markt sowie im zukunftsträchtigen Segment des Arzneimittelversands.", so Zur Rose-CEO Walter Oberhänsli. Durch den Beitritt von DocMorris in die Zur Rose-Gruppe werde der Umsatz im wichtigsten EU-Markt auf rund 400 Millionen Euro steigen. Der Zusammenschluss eröffne zudem erhebliches Synergiepotenzial. Auch der Markt Schweiz werde vom deutlich ausgedehnten Geschäftsvolumen der Zur Rose-Gruppe profitieren können.

Die Versandapotheke DocMorris N.V. mit Hauptsitz im niederländischen Heerlen sei mit einem Umsatz von 327 Millionen Euro und einem Marktanteil von rund 29 Prozent schon heute die größte und bekannteste Versandapotheke Deutschlands. Die Zur Rose AG ist in Deutschland derzeit mit den Tochtergesellschaften Zur Rose Pharma GmbH, einem Dienstleistungsunternehmen, und der VfG Cosmian s.r.o., einer Versandapotheke, präsent. Die beiden Gesellschaften erzielten 2011 einen Umsatz in der Größenordnung von 60 Millionen Euro. Gesamthaft erwirtschaftete Zur Rose 2011 488 Millionen Schweizer Franken, teilte Zur Rose mit.

"Wir sind überzeugt, dass die Übernahme von DocMorris ein wichtiger Schritt zur Sicherung der langfristigen Wettbewerbsfähigkeit von Zur Rose ist und in substanziellem Ausmaß zur weiteren Stärkung des Standbeins Versandgeschäft beitragen wird", so CEO Walter Oberhänsli. Deutschland sei mit einem Volumen von 31,7 Milliarden Euro der mit Abstand größte Medikamentenmarkt Europas. Der Versand von Medikamenten ist in Deutschland seit 2004 erlaubt. Seither weise der Versandkanal ein kontinuierliches Wachstum auf: Der Marktanteil bei den rezeptfreien Medikamenten liege bereits bei elf Prozent und bei den rezeptpflichtigen bei rund zwei Prozent. Die jährlichen Wachstumsraten betrügen sechs beziehungsweise fünf Prozent. Zur Rose: "Die generell hohe Versandaffinität der Bevölkerung, der steigende Medikamentenbedarf sowie ein zunehmendes Kostenbewusstsein sind die treibenden Faktoren in diesem Wachstumsmarkt."

Auch DocMorris-Chef Olaf Heinrich äußerte sich positiv zur Übernahme: "Die beiden Unternehmen stimmen in vielen strategischen Punkten überein. Das ist eine sehr gute Basis, um gemeinsam die Zukunft zu gestalten."

Das Schweizer Unternehmen Zur Rose wurde 1993 als Großhändler für Ärzte von Ärzten gegründet. Seit 2001 versendet Zur Rose auch Arzneimittel an Patienten. Etwas später dehnte Zur Rose ihren Aktionsradius nochmals aus: 2005 startete sie die Zur Rose Pharma GmbH mit Sitz in Halle/Saale. Diese ist im deutschen sowie im österreichischen Markt aktiv. Sie übernimmt insbesondere für die Zur Rose-Gruppe gehörende tschechische Versandapotheken VfG sowie für die deutsche Apotheke zur Rose in Halle/Saale weitreichende Dienstleistungen im Bereich des Arzneimittelmanagements.



AZ 2012, Nr. 44, S. 1

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