Gesundheitspolitik

Wolf: Wer Versorgung will, muss sie finanzieren

ABDA-Präsident kündigt nach acht Jahren im Amt Rückzug an

München (cha). Die freiberufliche Versorgungsstruktur ist derzeit stabil – so das Fazit von ABDA-Präsident Heinz-Günter Wolf in seinem Lagebericht beim Deutschen Apothekertag 2012 zu den vielfältigen Bemühungen, das bestehende Apothekensystem zu verändern. Der letzte Versuch, gegen den die ABDA mit der Politik hart gerungen habe, sei die Einführung der "Apotheke light" im Rahmen der Novelle der Apothekenbetriebsordnung gewesen.

Auch andere Versuche der Systemveränderung – so die 2007 geplante Einführung von Höchstpreisen sowie einer Haftung der Apotheker für die Einsparungen aus Rabattverträgen – seien erfolgreich abgewehrt worden. Dennoch gehe nach wie vor Gefahr von der EU-Kommission aus, die – auch nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom Mai 2009 – immer wieder versuchen werde, durch die Hintertür Ketten einzuführen.

Diese freiberufliche Versorgungsstruktur könne nur Bestand haben, so Wolf weiter, solange ihre Finanzierung auch gesichert sei. Seit neun Jahren habe die Politik verschiedener Regierungen dazu geführt, dass es für die Apotheker keine realen wirtschaftlichen Verbesserungen gebe. Er gehe davon aus, dass dies bewusst geschehen sei, und dies mache ihm große Sorgen. Wolf wörtlich: "Ich hoffe, dass ich nicht Recht habe!" Er warnte vor den "Risiken und Nebenwirkungen" jahrelanger Belastungen und chronischer Unterfinanzierung der Apotheken. "Wenn die Finanzen der Kassen gerettet werden mussten, waren immer wir es, die mit ihrem Einkommen zu bluten hatten." Doch damit müsse jetzt Schluss sein, es gehe nicht mehr. Die jetzt vorgesehenen Verbesserungen reichten bei Weitem "nicht hin und nicht her", so Wolf. Die ABDA beurteile die 25-Cent-Berechnung ganz anders als die Politik. Deren Berechnungsverfahren, das die Einkommen der Apotheker auf dem Niveau des Jahres 2004 einfriere, sei nicht nur leistungsfeindlich, sondern auch demotivierend. Hier müsse man sich, so Wolf an den noch anwesenden Bundesgesundheitsminister Bahr gewandt, noch einmal "ganz, ganz tief in die Augen gucken". Am Ende seines Lageberichts gab Wolf zudem offiziell bekannt, nach acht Jahren als ABDA-Präsident nicht erneut für dieses Amt zu kandidieren. Vieles sei in seiner Amtszeit erreicht worden, erste Schritte zu mehr Vergütungsgerechtigkeit seien gemacht. "Gleichwohl bleibt noch viel zu tun – ich wünsche dem kommenden Präsidenten der ABDA hierbei viel Glück".



AZ 2012, Nr. 42, S. 8

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