Gesundheitspolitik

DocRewe

Noch immer Ärger mit DocMorris, der niederländischen Versandapotheke. Da ist zum einen das DocMorris-Pick-up-Modell, das zwei Apotheken in Schleswig-Holstein und eine in Köpenick seit einigen Monaten praktizieren. In den Apotheken werden – ähnlich den bekannten Modellen von Vorteil24 oder Freilassing – Rezepte gesammelt und an eine kooperierende Versand apotheke (hier DocMorris) gesandt, die dann ausliefert. Für die Kunden wird das Warten auf ihre Medikamente, die aus Holland kommen, mit bis zu 15 Euro pro Rezept versüßt. Und die Apotheke dürfte ebenfalls nicht drauflegen, sie erhält eine "Vergütungsgebühr", über die Stillschweigen herrscht, die sich aber vermutlich rechnet. Den beiden schleswig-holsteiner Apotheken hat nun ein Gericht das Pick-up-Modell untersagt. Die betroffene Apothekerin schien selbst kein Interesse mehr an diesem Modell gehabt zu haben, zum Verhandlungstermin war sie nicht erschienen, ein Versäumnis-Urteil akzeptierte sie. Der Berliner Apotheker will dagegen das Modell weiterfahren bis zur höchstrichterlichen Klärung. Seine Motivation rührt daher, dass im benachbarten Drogeriemarkt ebenfalls Rezepte gesammelt werden.

Und zum zweiten DocMorris-Ärgernis: Seit Anfang Januar kooperieren Rewe und die niederländische DocMorris-Versandapotheke. In den rund 3000 Rewe-Märkten liegen 20-seitige bunte Arzneimittelkataloge aus mit Arzneimittel-Schnäppchen-Angeboten – manche bis zu 50% billiger. Außerdem lockt die Rewe-Kunden ein 5-Euro-Begrüßungs-Gutschein und natürlich bis zu 5 Euro Rezeptbonus für jedes (!) rezeptpflichtige Medikament auf dem Rezept. Das grenzt schon an ein unmoralisches Angebot.

Für einen Vor-Ort-Apotheker, der solche Preise einfach nicht bieten kann, hat dies nichts mehr mit Wettbewerb zu tun. Es ist ein Schlag ins Gesicht. Hinzu kommt: apothekenexklusive Ware in den Rewe-Regalen, beispielsweise Wick Vaporub Erkältungssalbe. Wer mag das dorthin geliefert haben?

Und wie empfinden das DocMorris-Franchise-Apotheker, die mit den niederländischen Preisen nicht mehr mithalten können und mit ansehen müssen, wie die Kunden ihre Arzneimittel im benachbarten Rewe-Laden bestellen?

Dem neuen Celesio-Chef dürfte die Rewe-Geschichte ein Dorn im Auge sein. Der Kooperationsvertrag mit Rewe sei noch eine Altlast aus früheren Zeiten. Er hat versprochen, "aufzuräumen" und noch in 2012 eine Lösung zu finden. Wir werden sehen, wie ernst er es damit meint.


Peter Ditzel



AZ 2012, Nr. 4, S. 2

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