Gesundheitspolitik

"Wir protestieren"

Warnstreiks in Baden-Württemberg / Großes Echo in den Medien

ESSLINGEN (diz). Als erstes Bundesland machte Baden-Württemberg ernst: Am Mittwoch, 5. September, hielten die Apothekerinnen und Apotheker von Esslingen und Sigmaringen ihre Apotheken von 9 bis 12 Uhr geschlossen und versorgten die Patienten nur über die Notdienstklappe. Das Echo in den Medien und in der Bevölkerung war groß.

Die Gitter blieben von 9 bis 12 Uhr unten.
Fotos: AZ/diz

Geschlossene Apotheken, das Plakat "Warnstreik" in den Schaufenstern und ein, zwei Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen an einem Tisch mit Protestflyern vor der Tür – so fanden die Patienten in Esslingen und Sigmaringen ihre Apotheken am Morgen des 5. Septembers vor. Die Patienten konnten ihre Rezepte einlösen, aber nur durch die Notdienstklappe. Und sie erhielten einen Flyer mit der Überschrift "Wir protestieren!". Der Flyer erklärte, warum die Apotheken Warnstreiks durchführten, warum sie eine gerechte Honoraranpassung benötigen. Viele Kunden fragten interessiert nach und ließen sich über das Anliegen der Apotheken aufklären. Das Verständnis in der Bevölkerung für die Apotheken war groß.

Auch die Medien, Tagespresse und das Regionalfernsehen berichteten über das Anliegen der Apotheker und stellten die Forderung nach einer Honoraranpassung sachlich dar.

Signal an die Politik

Wie der Leiter der Kommunikation des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg, Frank Eickmann, auf einer Pressekonferenz in der Schwan-Apotheke, Esslingen, den zahlreich erschienenen Medien (Tagespresse und Regionalfernsehen) deutlich machte, soll von den Warnstreiks ein Signal an die Politik ausgehen: Die Apotheker sind bereit, für ihre berechtigten Forderungen zu kämpfen. In seinem Statement an die Presse erläuterte er den Medien, warum der Frust und die Enttäuschung bei Apothekerinnen und Apothekern so groß ist: fehlende Honoraranpassung seit 2004, hoher Abschlag an die Krankenkassen, überbordende Bürokratie, neue kostenintensive Auflagen durch die neue Betriebsordnung.

Beim LAV zeigte man sich sehr zufrieden über den großen Zusammenhalt und die gemeinsame Aktion in Esslingen und Sigmaringen: Alle Apotheken im Stadtgebiet von Esslingen und nahezu alle Apotheken in Sigmaringen hatten sich dem Streikaufruf angeschlossen. Auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren bereit, für eine adäquate Erhöhung des Honorars zu kämpfen.

In dieser Woche: Landesweiter Streik in Baden-Württemberg

Wie der LAV mitteilte, ruft er für Mittwoch, 12. September, zu einem landesweiten Streik auf, zusammen mit den Landesverbänden im Saarland und in Rheinland-Pfalz. Es sollen dann ganztägige Protestaktionen durchgeführt werden: Bedienung der Kunden durch die Notdienstklappe, Information der Kunden vor der Apotheke. Der LAV geht davon aus, dass sich dann auch landesweit die Mehrheit der Apothekerinnen und Apotheker an der Streikaktion beteiligen wird. "Die Streiksituation wird sicherlich Wartezeiten bei den Patienten auslösen. Wir sind von der Politik gezwungen, diese Maßnahmen zu ergreifen. Denn nur wenn spürbar wird, dass das Fehlen der Apotheke ein ‚Versorgungsengpass‘ ist, können wir unseren Forderungen nach einer gerechten Honorierung Nachdruck verleihen," so der LAV.

Unklar ist noch, ob die ABDA zu einer bundesweiten Protestaktion aufrufen wird. Die ABDA macht diese Entscheidung vom Ausgang der Gespräche mit Bundeswirtschaftsminister Rösler, die in der zweiten Wochenhälfte stattfinden, abhängig. Eine definitive Entscheidung – Protestaktionen ja oder nein – soll erst am 20. September fallen.

Bedient wurde nur durch die Notdienstklappe.
Die Medien erkundigten sich zur Apothekensituation.
Plakate in den Apotheken: Warnstreik.
Pressekonferenz in der Schwan-Apotheke in Esslingen.
Großes Medieninteresse auf der Pressekonferenz.
Internet und PC – wenn Honoraranpassung ausbleibt.
Plakate an der Bahnhof-Apotheke in Sigmaringen.

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