Gesundheitspolitik

Demo – was sonst?

Die Zeit der leisen Töne ist vorbei – jedenfalls auf Landesebene. Kammern und Verbände laden zu Pressegesprächen wie im Saarland, gehen an die Öffentlichkeit und veranstalten Mini-Demos wie in Kiel. Immerhin. Das Angebot der 25-Cent-Erhöhung des Apothekenhonorars mobilisiert Widerstand. Endlich. Der eine oder andere Pressebericht über die Sorgen der Apotheker war denn auch zu finden. Aber reicht das?

Mehrere Medien griffen in der vergangenen Woche das Apothekensterben auf: pro Woche schließen derzeit sechs Apotheken, die Versorgung, vor allem in ländlichen Regionen ist gefährdet – diese Meldung schaffte es bis in die Bild-Zeitung. Ein Anfang, um die Lage der deutschen Apotheke der Öffentlichkeit klarzumachen. Früher wurde immer nur vom Apothekensterben geredet und damit gedroht, jetzt ist es Realität. Gäbe es nicht die Möglichkeit der Filialisierung, wären noch mehr Apotheken von der Bildfläche verschwunden.

Aber: Die bisherigen Aktionen reichen noch nicht, um den Medien, der Öffentlichkeit unsere Lage eindringlich vor Augen zu führen. Noch gibt es Politiker, die die Apothekerforderungen kritisch sehen (nicht überall ist Bayern, wo man mehr Einsicht zeigt, dass 25 Cent nicht reichen). Der GKV-Spitzenverband lehnt jede Anhebung des Honorars kategorisch ab und sieht den "sehr moderaten Rückgang der Anzahl der Apotheken" als nicht bedenklich.

Am vergangenen Freitag (10. August) war Abgabetermin für die Stellungnahmen der Verbände zum Entwurf des Wirtschaftsministeriums zur Anpassung des Apothekenhonorars. Die ABDA verweist auf den falschen Rechenweg des Ministeriums, vom Kostenanstieg den Rohertragszuwachs abzuziehen, und sie argumentiert mit den gestiegenen Kosten, mit der Inflation. Ob das deutlich genug ist?

Ein Blick zu den Ärzten zeigt, wie dort "Musik gemacht" wird. Forderungen von läppischen 600 Mio. und ein Ringen um 190 Mio. wie bei Apothekern – damit fangen die Ärzte erst gar nicht an. Sie verlangen ein bescheidenes Honorarplus von 3,5 Milliarden für 2013 – für den angefallenen Inflationsausgleich seit 2008 – nicht für mehr Mehrarbeit und Mehraufwand. Zwar werden sie das nicht bekommen, aber wenn die Hälfte davon rüberkommt, ist das ein netter "Ausgleich".

Bei mir wachsen da Zweifel, ob wir Apothekerinnen und Apotheker mit unserer noblen, zurückhaltenden Art und "langfristig angelegten Informations- und Aufklärungskampagnen" auf dem richtigen Gleis sind. Für Langfristigkeit ist jetzt eh keine Zeit mehr. Wir müssen auf die Straße, sonst hört uns keiner. Was meinen Sie: Demo – was sonst?


Peter Ditzel



AZ 2012, Nr. 33-34, S. 1

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