Gesundheitspolitik

Sequalogs Abschied von "Vorteil24"

Vorteil24-Geschäftsmodell läuft als "Testprojekt" weiter

Nijmegen (jz/ks). Kurz nach dem offiziellen Ende von "Vorteil24" bei der Apothekenkooperation Linda verteidigt der niederländische Logistikdienstleister Sequalog B.V. in einer Presseerklärung das Pick-up-Modell: "Wir sind weiterhin davon überzeugt, dass es sich um ein tragfähiges und Erfolg versprechendes Modell handelt." Um das zu beweisen soll das Geschäftsmodell als "Testprojekt" in kleinem Rahmen fortgeführt werden.

Anfang Juli hatte die Linda AG bekannt gegeben, das Modell zum Oktober einzustellen, weil es ausländischen Versandapotheken mit Inkrafttreten der 16. AMG-Novelle verboten sein wird, an deutsche Kunden Boni auf rezeptpflichtige Arzneimittel zu geben. Das Vorteil24-Modell sollte daher zum gleichen Zeitpunkt auslaufen. Die holländische Montanus-Versandapotheke wollte jedoch noch schneller aussteigen. Sie überraschte Linda mit der Entscheidung, schon jetzt keine Bestellungen mehr anzunehmen.

Letzte Woche erklärte auch der Logistikdienstleister Sequalog das Ende von Vorteil24. Dieses zwischen die holländische Versandapotheke und die deutsche Kooperations-Apotheke geschaltete Unternehmen sorgte dafür, dass die Medikamente nicht von der Versandapotheke "geliefert", sondern vom Kunden in der deutschen Apotheke "abgeholt" wurden. Auf diese Weise wollte man den niedrigeren Mehrwertsteuersatz auf Arzneimittel in Holland nutzen.

Öffentlich initiierter Druck

Den Rückzug begründete Sequalog mit dem "öffentlich initiierten Druck", der in jüngster Zeit "massiv" zugenommen habe und zuletzt "in einer interessengeleiteten Instrumentalisierung der Gesundheitspolitik gipfelte". Und das, obwohl das Modell Linda-Apotheken ermöglicht habe, sich im Wettbewerb "mit ausländischen Versandapotheken und apothekenfremden Pick-up-Points erfolgreich behaupten zu können".

Schließlich droht dem Apotheken-Pick-up-Modell nicht nur die künftige Anwendbarkeit der Arzneimittelpreisverordnung auf ausländische Versandapotheken – auch das Bundesfinanzministerium (BMF) war sensibilisiert. Der Staatssekretär im BMF hatte dem CDU-Gesundheitspolitiker Jens Spahn auf dessen Nachfrage hin erst kürzlich erklärt, die Umsatzsteuerfrage im Vorteil24-Modell solle auf Fachebene mit den obersten Finanzbehörden der Länder erörtert werden.

Überzeugt vom besseren Wettbewerbsmodell

Bei Sequalog gibt man sich nun nach wie vor sicher, dass Vorteil24 das "bessere, die ethisch-pharmazeutischen Anforderungen erfüllende Wettbewerbsmodell war und ist". Um dies zu beweisen, soll es künftig als Testprojekt in kleinem Rahmen fortgeführt werden. Und zwar von den neun Apotheken, die schon bei Beginn des Vorteil24-Projektes im Jahre 2008 beteiligt waren – und auf eigenes Risiko. Gemeint sind damit die Apotheken der Pharmazeuten-Familie Winterfeld, auf die das Vorteil24-Modell zurückgeht.



AZ 2012, Nr. 30, S. 8

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