Gesundheitspolitik

Jede Woche schließen …

… in Deutschland vier Apotheken! Mit dieser Schlagzeile macht derzeit der Landesapothekerverband Baden-Württemberg in einer Kampagne im Ländle auf die desolate Situation im Apothekenmarkt aufmerksam. Apotheken sind aufgefordert, ein Plakat mit diesem Slogan auszuhängen, das der Öffentlichkeit zeigen soll, dass die Apotheken unter den derzeitigen wirtschaftlichen Bedingungen massiv leiden: Apotheker stehen mit dem Rücken zur Wand, seit 2004 haben sie keine Honorarerhöhung mehr bekommen. Da mutet es wie Hohn an, wenn der stellvertretende Chef der Barmer GEK tönt, die Forderungen der Apotheker nach einer Honorarerhöhung auf 9 Euro seien "völlig inakzeptabel". Solchen populistischen Parolen kann man nur die Frage entgegenhalten, ob er seinen Job auch noch zu Gehaltskonditionen von 2004 ausüben würde.

Nein, man kann nur hoffen, dass möglichst viele Apotheken das Plakat aushängen. Und vielleicht überlegen sich auch andere Landesverbände, diese Aktion zu übernehmen. Oder: Warum ist dies eigentlich keine bundesweite von der ABDA initiierte Aktion geworden?

Die Lage ist ernst. Seit Monaten werden die Apotheken hingehalten. Bereits auf dem Apothekertag im vergangenen Jahr war die überfällige Honoraranpassung das Thema. Es folgte die Überzeugungsarbeit bei den Gesundheitspolitikern, dass eine Honoraranpassung überfällig ist und auch Rezepturarbeitspreise sowie Gebühren für Notdienst und BtM-Rezepte dringendst angepasst werden müssen. Dann das Pingpong-Spiel für die Zuständigkeit zwischen Bundesgesundheits- und Bundeswirtschaftsministerium. Die Hoffnung, ob ein entsprechender Passus in die anstehende AMG-Novelle gepackt werden könnte, ist dahin. Und jetzt die Nachricht, dass die Honorarerhöhung aufgeschoben sein soll. Zwar heißt es nun, dass das Gesundheits- und Wirtschaftsministerium auch ohne den Umweg über den Bundestag die Arzneimittelpreisverordnung ändern und hier am Fixzuschlag für die Apotheken drehen könnten, aber vermutlich schiebt hier erneut das eine Ministerium dem anderen den Schwarzen Peter zu.

Jede Woche vier Apotheken, im Jahr sind dies rund 200 Apotheken weniger, in fünf Jahren 1000. Der Boom, dass von der Schließung bedrohte Apotheken filialisiert werden, ist vorbei. Und wo bleiben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter? Es ist eine Frage der Zeit, bis wir in Deutschland wieder Landstriche haben, die mit Apotheken unterversorgt sind. Der kommende Apothekertag muss deutliche Zeichen setzen!


Peter Ditzel



AZ 2012, Nr. 27, S. 1

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