Gesundheitspolitik

Gemeinsame Analyse für das Gesundheitswesen

Schleswig-holsteinisches Projekt mit Modellcharakter

KIEL (tmb). Die Ergebnisse des Projektes "Gesundheit und Pflege in Schleswig-Holstein" wurden am 3. März in Kiel vorgestellt. Das Fritz-Beske-Institut für Gesundheitssystemforschung (IGSF) hatte im Auftrag des schleswig-holsteinischen Gesundheitsministeriums die Versorgungslage in den Bereichen Gesundheit und Pflege analysiert und daran 19 Verbände des Gesundheitswesens beteiligt, die in sechs Arbeitsgruppen die Versorgung im nördlichsten Bundesland untersuchten. Dazu gehörten auch die Apothekerkammer und der Apothekerverband Schleswig-Holstein.

"Ein derart umfassender Ansatz wurde erstmalig in Schleswig-Holstein versucht. Er hat Modellcharakter für das gesamte Bundesgebiet", erklärte Prof. Dr. Fritz Beske bei der Präsentation der Ergebnisse. Das Projekt habe gezeigt, dass die Ausgaben für die Gesundheitsversorgung und die Pflege erheblich steigen werden. Außerdem sei deutlich geworden, dass gesellschaftliche Gruppen über die eigenen Interessen hinaus zusammenarbeiten können.

Sektoren überwinden

Als Ergebnis des Projektes empfehlen die Beteiligten, die sektorenbezogene Leistungserbringung zu überwinden und stattdessen einen kommunal orientierten Versorgungsansatz zu verfolgen. Es seien sektor-, fach- und berufsgruppenübergreifende Schwerpunktpraxen jeweils in zentraler Lage in einer Region erforderlich. Von Unterversorgung bedrohte Gebiete würden Pilotprojekte benötigen, mit denen eine mobile, ortsungebundene hausärztliche Versorgung möglich wird. Das Dokumentationswesen müsse verschlankt werden, um Zeit für die Patienten zu gewinnen. Die Praxisgebühr solle abgeschafft werden. Stattdessen solle ein sozial ausgewogenes und bargeldloses Modell der Selbstbeteiligung, das sich an der Inanspruchnahme orientiert, geprüft werden.

Der Staat allein könne die notwendige Pflege nicht sicherstellen. Erforderlich seien dezentrale, kreative Pflegemodelle vor Ort. Verschiedene Pflegeberufe sollten gemeinsam ausgebildet werden. Die Arbeitsbedingungen in der Pflege müssten verbessert werden. Außerdem solle die Familien- und Nachbarschaftspflege ausgebaut werden. Es sollten eine landeseinheitliche elektronische Pflegedokumentation und eine landesweite elektronische Fallakte als sektorübergreifende Kommunikationsplattform eingeführt werden. Ein Landesgremium solle alle Telematik-Projekte in Schleswig-Holstein koordinieren. Das IGSF leitet aus den Arbeitsergebnissen den Vorschlag ab, die am Projekt beteiligten Gruppen in die weitere Entwicklung einzubeziehen. Die Landesregierung solle dafür ein Gremium mit Initiativrecht einrichten.



AZ 2012, Nr. 11, S. 3

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.