Gesundheitspolitik

Der Fernseh-Apotheker

Seit Monaten und Jahren wird moniert, dass in der allgemeinen öffentlichen Berichterstattung der Apotheker tendenziell schlecht wegkommt, während in validen Marktforschungsuntersuchungen doch immer wieder die hohe Wertschätzung der Bevölkerung gegenüber der Apotheke dokumentiert wird. Dies muss kein Widerspruch sein, was der einzelne als für ihn insgesamt positiv erlebt, lässt dennoch einen schleichenden Bedeutungsverlust im Allgemeinen erkennen. Wir erleben dies gegenwärtig auf dramatischem Niveau bei den Banken. Was galten Banken nicht uneingeschränkt als seriöse Institutionen, die nicht nur unser Geld verwalteten, nein auch in der Meinung vieler mehrten. Nun, da sie es in den letzten Jahren ausgelöst durch die Finanz- und Wirtschaftskrise in der Wahrnehmung der Bürger allzu toll getrieben haben, distanzieren sich diese zusehends davon. Aber im Kleinen will jeder immer noch seine Finanzanlage optimieren. Die Schizophrenie treibt Blüten.

Was aber als schleichender Prozess insgesamt empfunden wird, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass derlei negative Berichte nicht spurlos an den Bürgern vorbeigehen. Wir alle wollen für unsere privaten Entscheidungen Bestätigungen finden und nicht Widersprüche gezüchtet bekommen. Es kann uns nicht recht sein, wenn wir selbst etwas als gut empfinden, was öffentlich zusehends an den Pranger gestellt wird.

Neben dem zunehmend amorphen Image der Apotheke ist auch die nach wie vor vorhandene Unkenntnis in der Bevölkerung, was eine Apotheke alles leistet, beobachtbar. Die positiven Stellungnahmen resultieren zum Teil aus den am wenigsten bedeutsamen Aufgaben bzw. jenen Aufgaben, die am ehesten substituiert werden können, nämlich der standardisierten Abgabe eines dem Kunden längst bekannten Präparats.

Ärzte, Rechtsanwälte, Förster und andere Berufsgruppen konnten ihren Berufszweig deshalb ausgesprochen positiv besetzen und das jeweilige Berufsbild auch mit ansehnlichen Fakten hinterlegen, in dem es zu ihrem Beruf Fernsehserien gab und gibt. Forsthaus Falkenau hat den Försterberuf transparent gemacht. Was haben wir nicht alle Verständnis für den Beruf des Försters eingehaucht bekommen. Und auch die allseits beliebten Arztserien haben den Zuschauern neben Empathie auch Verständnis entlockt, egal ob deutsch, tschechisch oder US-amerikanisch.

Deshalb sollte sich der Berufsstand nachhaltig dafür einsetzen, eine Apothekenserie zu drehen. Ein sympathisches Apotheken-Team, das die Welt im relevanten Einzugsgebiet rettet. Eine Praxis Bülowbogen der Apothekerschaft, ein "emergency room" der Laborarbeit, ein Lebensretter, Sinnstifter, Symbolgeber und Heimatverbundener zugleich, der in seinem Viertel, Veedel, Nutzen stiftet. Unser Lehrer Dr. Specht oder O Gott Herr Pfarrer haben es menscheln lassen. Bitte auch bei den deutschen Apothekern! Und hoffentlich wird bei Realisierung dann nicht durch ein Expertenteam detailversessen jeder Verwaltungsschritt genau abgebildet. Ziel ist die Schaffung von Verständnis für den Beruf, für Transparenz, was geleistet wird, für Sympathie für das Gotische A und den Protagonisten im Kampf um die Gesundheitsversorgung.

Themen gäbe es genügend, Rettungspotenzial auch. Rollen könnten perfekt besetzt werden und das Fortsetzungspotenzial wäre hoch. Wenn es gelänge, dies in einem der etablierten Sender an einem guten, attraktiven Sendeplatz zu platzieren, wäre dies die beste PR-Kampagne von und für Apotheken der letzten 20 Jahre. Es wäre lohnend, hier Hirnschmalz zu investieren, es wäre hilfreich, Sondierungsgespräche zu führen, und es wäre eine Herausforderung, hartnäckig genug zu sein, um dies zu pushen.

Am besten sucht man tolle Schauspieler, mit denen sich verschiedene Generationen der Republik identifizieren können. Und natürlich muss es auch Bösewichter geben, die das Leben schwer machen, betrugsvorwerfende Kassen, die den Patienten aus dem Auge verloren haben, ein leider in einer spezifischen Frage überforderter Arzt, der die Wechselwirkung bei von ihm verschriebenen Arzneimitteln nicht berücksichtigt hat, der wildernde Supermarkt und das spät liefernde Internet. ABDA, pharmazeutische Hersteller und deren Verbände, nicht zuletzt der Phagro hätten alle ein Interesse, dies zu fördern und zu unterstützen. Die ABDA wäre die geeignete Institution zum Vorantreiben des Vorhabens. Nur eines müsste sichergestellt werden, dass keiner auf die Idee kommt, auf echte Apotheker als Laienschauspieler zurückzugreifen, zu groß die Gefahr, dass die Botschaft in eine gänzlich falsche Richtung gelenkt würde und damit nach hinten losgeht.


Andreas Kaapke

Andreas Kaapke ist Professor für Handelsmanagement und Handelsmarketing an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, Standort Stuttgart, und Inhaber des Bera-tungsunternehmens Prof. Kaapke Projekte. E-Mail: a.kaapke@kaapke-projekte.de



AZ 2012, Nr. 10, S. 2

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