Gesundheitspolitik

Kommentar: Keine Kiosk-Apotheken!

Die ersten politischen Äußerungen in diesem Jahr zur Apotheke, zur Situation und den Problemen der Apotheken lassen nur bedingt Freude aufkommen. Auf dem Neujahrsempfang der Apothekerkammer Nordrhein überbrachte die parlamentarische Staatssekretärin Ulrike Flach mit ihrem Grußwort auch Anmerkungen zu dem Thema, das in den nächsten Wochen für viele Diskussionen sorgen wird: die Novellierung der Apothekenbetriebsordnung. Flach nahm den Apothekern die Hoffnung auf Erfüllung aller ihrer Wünsche. Immerhin: Es werde nicht dazu kommen, dass Filialapotheken keine Rezepturen mehr anfertigten oder die Notdienstpflicht wegfiele, ließ sie durchblicken. Heißt das also: keine Apotheke light? So klar lassen sich diese Äußerungen nicht auslegen, wie sich bald darauf herausstellte. Auf unsere Nachfrage, wie diese Anmerkungen zu verstehen seien, schickte Flach die Interpretationshilfe nach: Innerhalb eines Filialverbunds soll der Apothekenleiter bestimmen können, welche seiner Apotheken Rezepturen anfertigt (alle oder nur bestimmte) und welche Apotheke in Absprache mit Behörden den Nachtdienst macht. Im Klartext: Der Entwurf scheint noch unverändert zu sein. Er wird so irgendwann im Februar ins Kabinett gehen – erst danach besteht noch Gelegenheit und Hoffnung, über den Bundesrat Einfluss auszuüben. Ob man es schaffen wird, die Gefahr von Kiosk-Apotheken abzuwenden, ist zu hoffen. Unwahrscheinlich dürfte sein, die Apothekenbetriebsordnung ganz nach Apothekers Wünschen umzustricken.

Zudem stehen noch weitere Wünsche und Forderungen im Raum, beispielsweise Intervention bei den Kassen in Sachen Null-Retaxationen. Oder der Wunsch, die Unterstützung der Politik zu bekommen bei der Durchsetzung des ABDA-KBV-Konzepts. Oder eine Anpassung des Apothekerhonorars nach oben. Oder endlich ein Verbot von Pick-up-Stellen. Vermutlich zu viele Wünsche, die die schwarz-gelbe Regierung nicht alle erfüllen können wird aus Sorge davor, der Klientel-Politik für Apotheker bezichtigt zu werden.

Obwohl alle diese Forderungen also dringend und berechtigt sind, werden die Apotheker wieder einmal Federn lassen müssen. Da kommt die Frage auf, ob man sich mit manchen Forderungen zu lange Zeit gelassen hat? Hätte man forscher, fordernder auftreten sollen? Wir können uns noch lange nicht zurücklehnen, es ist noch viel Überzeugungsarbeit angesagt, um Kiosk-Apotheken abzuwenden.


Peter Ditzel



AZ 2012, Nr. 1, S. 1-2

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