Arzneimittel und Therapie

Teriparatid baut Kieferknochen auf

In einer kleinen Pilotstudie konnte durch Teriparatid der Kieferknochenverlust bei einer schweren Parodontitis verringert werden. Ob sich dieses Vorgehen in der Praxis umsetzen lässt, müssen weitere Studien zeigen.

Parodontitis kann mit Zahnverlust und systemischen Erkrankungen wie Diabetes mellitus und kardiovaskulären Beschwerden einhergehen. Daher wird nach Möglichkeiten zur Regeneration erkrankter Knochen im Kieferbereich gesucht. Ein potenzieller Kandidat mit anabolen Eigenschaften ist das Parathormonfragment Teriparatid, das bereits mit Erfolg in der Osteoporosetherapie eingesetzt wird. Nachdem einige präklinische Untersuchungen eine Regeneration oraler Läsionen nach der Gabe von Teriparatid gezeigt hatten, wurde eine Pilotstudie durchgeführt. An ihr nahmen 40 Probanden mit schwerer chronischer Parodontitis teil. Nach einem chirurgischen Eingriff erhielt ein Teil der Patienten sechs Wochen lang täglich eine Injektion mit 20 μg Teriparatid, der andere Teil eine Placebo-Injektion. Alle Studienteilnehmer nahmen zusätzlich täglich 1000 mg Calcium und 800 IE Vitamin D ein. Die Beobachtungszeit betrug ein Jahr. Der primäre Studienendpunkt war die lineare radiologische Messung des alveolaren Knochenniveaus.


Teriparatid


Teriparatid (Forsteo®) ist ein rekombinates, kurzkettiges Parathormon. Parathormon (parathyreotropes Hormon) ist ein Polypeptid aus 84 Aminosäuren, das in der Nebenschilddrüse gebildet wird. Es ist bei der Regulation des Calcium- und Phosphat-Haushalts beteiligt und beeinflusst Niere, Intestinaltrakt und Knochen. Parathormon stimuliert die Knochenbildung, hat aber auch resorptive Eigenschaften. Da die anabolen Eigenschaften überwiegen, kommt es zu einem Anstieg der Knochenmasse. Parathormon kann als ganzes Molekül, das heißt mit 84 Aminosäuren oder als Fragment mit 34 Aminosäuren gegeben werden.

Teriparatid ist derzeit zur Behandlung der Osteoporose bei postmenopausalen Frauen und bei Männern mit hohem Frakturrisiko zugelassen. Ferner ist es zur Therapie der Glucocorticoid-induzierten Osteoporose bei Frauen und Männern mit hohem Frakturrisiko zugelassen. Gegenwärtig ist die Behandlungsdauer auf zwei Jahre begrenzt, da es im Tierversuch unter der Gabe von Teriparatid zu einem vermehrten Auftreten von Osteosarkomen gekommen war.

Zunahme der Knochensubstanz

Nach rund sechs Monaten kam es zu einer Zunahme der Knochensubstanz in den Alveolen. Die radiologisch gemessene Abheilung der Knochendefekte war in der Teriparatid-Gruppe nach einem Jahr signifikant besser als in der Placebo-Gruppe (29% vs. 3%; p < 0,001). Die Reduktion der Parodontaltaschen lag in der Teriparatid-Gruppe bei 33% vs. 20% in der Placebo-Gruppe (2,42 mm vs. 1,32 mm; p = 0,02). Auch der Attachmentverlust (Strecke zwischen Schmelz-Zement-Grenze und dem Boden der Zahnfleischtasche) war in der Teriparatid-Gruppe geringer als in der Placebo-Gruppe. Es wurden keine schweren Nebenwirkungen beobachtet.

Die Autoren sehen daher in der Gabe von Teriparatid eine interessante Option zur Verringerung des Knochenverlusts im Kiefer, auch wenn aufgrund der geringen Teilnehmerzahl noch keine abschließende Bewertung erfolgen kann.

Dieser Meinung schließt sich ein Kommentator an, für den aber noch viele Fragen zu klären sind. Etwa wie lange der Therapieerfolg anhält und mit welchem Therapieregime die besten Ergebnisse erzielt werden. Möglicherweise könnten auch antiresorptiv wirksame Stoffe wie Bisphosphonate wirksam sein, die weniger kostspielig sind. Diese Fragen sollten in weiteren Studien geklärt werden.


Quelle

Bashutski, J., et al.: Teriparatide and osseous regeneration in the oral cavity. N Engl J Med 363, 2396 – 2405 (2010).

Grey A.: Teriparatide for bone loss in the jaw. N Engl J Med 363, 2458 – 2459 (2010).


Apothekerin Dr. Petra Jungmayr



DAZ 2011, Nr. 9, S. 38

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