Selbstmedikation

Kein präventiver Nutzen durch Fischöl

Ist Fischöl zur Sekundärprävention von Vorhofflimmern geeignet? Eine aktuelle Studie verneint diese Frage, nachdem eine mehrmonatige Supplementation hoch dosierter Omega-3-Fettsäuren das erneute Auftreten von Arrhythmien nicht verhindern konnte.
Fischölkapseln als Herzschutz? Omega-3-Fettsäuren – allen voran die essenziellen Fettsäuren Eicosapentaen- und Docosahexaensäure – werden gesundheitsfördernde Eigenschaften zugeschrieben, unter anderem sollen sie Herz-Kreislaufund Gefäßerkrankungen vorbeugen. Doch in einer Studie konnte eine mehrmonatige Supplementation hoch dosierter Omega-3-Fettsäuren das erneute Auftreten von Arrhythmien nicht verhindern.  Foto: abcmedia – Fotolia.com

Aufgrund ihrer antiinflammatorischen, elektrophysiologischen, hämodynamischen und anti-ischämischen Wirkungen scheinen Omega-3-Fettsäuren zur Prävention von Vorhofflimmern geeignet zu sein. Die Ergebnisse diesbezüglicher Studien sind indes nicht einheitlich, und Ärzte und Patienten sind verunsichert, ob eine regelmäßige Einnahme von Fischölpräparaten zur Prävention von Vorhofflimmern geeignet ist. Um diese Unklarheit zu beseitigen, und Wirksamkeit und Sicherheit einer kardialen Sekundärprävention mit Omega-3-Fettsäuren einschätzen zu können, wurde in den USA eine prospektive, randomisierte Studie durchgeführt.

Studie mit hoch dosierten Omega-3-Fettsäuren

An der doppelblinden, placebo-kontrollierten, multizentrischen Studie nahmen 663 Patienten mit Vorhofflimmern teil. 542 Probanden wiesen ein paroxymales, 121 Teilnehmer ein persistierendes Vorhofflimmern auf. Patienten mit Herzinsuffizienz waren von der Studienteilnahme ausgeschlossen. Die Patienten der Verumgruppe erhielten in den ersten sieben Tagen 8 g Omega-3-Fettsäuren und in den folgenden 23 Wochen täglich 4 g Omga-3-Fettsäuren. Die Teilnehmer der Vergleichsgruppe erhielten während 24 Wochen eine Placebotherapie. Der primäre Studienendpunkt war das erneute Auftreten eines Vorhofflimmerns.


Fischöl in der kardialen Sekundärprävention


In einem systematischen Review (zwölf Studien mit über 30.000 Probanden) von 2008 zeigte die Einnahme von Fischölpräparaten eine signifikante Reduktion der Todesfälle aufgrund kardialer Ursachen, hatte aber keinen Effekt auf Arrhythmien oder die Gesamtmortalität. Zwischen der Reduktion kardialer Todesfälle und der Art des Fischöls wurde keine Dosis-Wirkungs-Beziehung festgestellt.

[León H., et al.: Effect of fish oil on arrhythmias and mortality: systematic review. BMJ 338, 149 – 152 (2009].

Keine antiarrhythmische Wirkung

Nach 24 Wochen hatten etwa gleich viel Patienten mit paroxymaler Arrhythmie ein erneutes Vorhofflimmern erfahren – unabhängig davon, ob sie Omega-3-Fettsäuren oder ein Placebo eingenommen hatten (48% der Placebogruppe und 52% der Verumgruppe; HR 1,15; 95% Konfidenzintervall 0,90 bis 1,46; p = 0,26). Dasselbe gilt für die Probanden mit persistierender Arrhythmie. Hier trat bei 33% der Placebogruppe und bei 50% der Verumgruppe ein erneutes Vorhofflimmern auf (HR 1,64; 95% Konfidenzintervall 0,92 bis 2,92; p = 0,09). Studienabbrüche aufgrund unerwünschter Wirkungen wurden bei 5% der Teilnehmer der Placebogruppe und bei 4% der Verumgruppe registriert.

Das Fazit der Autoren: Eine 24-wöchige Supplementation von Omega-3-Fettsäuren konnte das Wiederauftreten eines Vorhofflimmerns bei Patienten ohne Herzinsuffizienz nicht verhindern. Es ist nicht auszuschließen, dass andere Patientengruppen von einer Fischöl-Supplementation profitieren, so ein Studienautor.


Quelle

Kowey P., et al.: Efficacy and safety of prescription omega-3-fatty acids for the prevention of recurrent symptomatic atrial fibrillation. J Am Med Assoc (2010) 21, 2363 – 2372 (2010).


Apothekerin Dr. Petra Jungmayr



DAZ 2011, Nr. 8, S. 38

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