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Kampf den Keimen

HANNOVER (tmb). Multiresistente Keime sind ein großes und zunehmend beachtetes Problem in deutschen Krankenhäusern. Zu erfolgreicher Hygiene gehören vielfältige Maßnahmen von sauberen Händen bis zur angemessenen Antibiotikaauswahl. Den Umgang mit dem komplexen Problem beschrieben die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) und die Apothekerkammer Niedersachsen in einer gemeinsamen Veranstaltung am 2. Februar in Hannover.

Die Mitarbeiter von Krankenhausapotheken sorgen durch die Einhaltung hoher Qualitätsstandards bei der Herstellung individueller Arzneimittel für größtmögliche Sicherheit. Die für die Patienten meist unsichtbare Leistung der Apotheken orientiert sich insbesondere an den Leitlinien der Bundesapothekerkammer zur Qualitätssicherung bei der Herstellung. Bei der Behandlung von Infektionen im Krankenhaus kommt zur Herstellung die sorgfältige Auswahl der Antiinfektiva hinzu. "So überprüft der Klinikapotheker in der Medizinischen Hochschule patientenindividuell die Auswahl aller Reserveantibiotika. Die Arzneimittelkommission an der MHH hat seit Jahren eine Expertengruppe etabliert, die auf der Basis der Antibiotikaverbräuche und -leitlinien Empfehlungen ausspricht und Fortbildungen durchführt", erklärte Dr. Heike Alz, Leiterin der MHH-Zentralapotheke. Einen Eindruck von der Bedeutung resistenter Keime vermittelt der Einsatz des Reserveantibiotikums Linezolid. In einer Untersuchung an 11 Krankenhäusern mit 4022 Betten stieg die Anwendung von etwa 10 definierten Tagesdosen pro 1000 Pflegetage im zweiten Halbjahr 2004 auf etwa 35 definierte Tagesdosen pro 1000 Pflegetage im zweiten Halbjahr 2009.

Es wird geschätzt, dass sich jährlich eine halbe bis eine Million Patienten in deutschen Krankenhäusern eine Infektion zuziehen und bis zu 50.000 Menschen daran sterben. Unter den resistenten Keimen spielt der Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) eine besonders große Rolle. Probleme entstehen meist durch die geschwächte Immunabwehr schwer Kranker und das Eindringen der Bakterien in Wunden. Als problematisch gelten der unkritische Einsatz von Antibiotika und die unzulängliche Umsetzung der prophylaktischen Hygienemaßnahmen in Krankenhäusern und Heimen. Die eigentlich erlernte Gründlichkeit werde vernachlässigt, Zeitdruck und Personalabbau würden die Situation verschlimmern, heißt es in einer Pressemitteilung der Apothekerkammer Niedersachsen.

Maßnahmen gegen MRSA

Zur Verbesserung der Hygiene nehmen seit 2008 zahlreiche Kliniken – darunter auch die MHH – an der bundesweiten Aktion "Saubere Hände" teil. Mithilfe von Postern, Schulungen und Checklisten setzt sich die MHH dafür ein. Unter dem Motto "Saubere Hände von Anfang an" werden auch Studierende und Auszubildende geschult. "Durch gezielte Fortbildungsmaßnahmen versuchen wir, das Bewusstsein der Mitarbeiter für Infektionsgefahren weiter zu schärfen. So können Gefahrenquellen frühzeitig erkannt und beseitigt werden", erklärte Prof. Dr. Tobias Welte, Direktor der Klinik für Pneumologie an der MHH. Die Fachkompetenz in den Kliniken sei vorhanden, doch müsse permanent mit planvollen Schritten gegen MRSA vorgegangen werden, erklärte Reinhard Schierholz. Der Apotheker im Klinikum Region Hannover, der sich im MRSA-Netzwerk engagiert, ergänzte: "Daher begrüßen auch wir die Forderung der Apothekerkammer Niedersachsen, das MRSA-Problem offensiv anzugehen."



DAZ 2011, Nr. 6, S. 40

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