Feuilleton

Rückblick auf das Jahr 2011

Vor …

… 50 Jahren kam Barack Obama zur Welt, der erste farbige Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, der bald nach seiner Wahl schon mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Ein anderer amerikanischer Nobelpreisträger (Literatur) starb vor 50 Jahren, nämlich Ernest Hemingway.

… 60 Jahren starben in Frankreich André Gide, Dichter kritischer Geisteshaltung, der 1947 den Nobelpreis für Literatur erhielt, und in Deutschland der legendäre Chirurg Ferdinand Sauerbruch.

… 70 Jahren schickte Placido Domingo seinen ersten Schrei als Neugeborener in die Welt, die ihm später als einem der größten Tenöre unserer Zeit huldigte, und Sigmar Polke zeichnete seine ersten Stoffbilder hellbraun in die Windeln.

… 80 Jahren konnten Russland und der Rest der Welt noch nicht ahnen, dass das eben geborene Knäblein Michail Gorbatschow einmal die Kommunistische Partei der UdSSR umkrempeln und die Wiedervereinigung Deutschlands begünstigen würde. Im selben Jahr (1931) wurde auch Tomi Ungerer geboren, der die Welt immer noch mit seinen Zeichnungen erfreut.

… 90 Jahren tat Hildegard Hamm-Brücher ihren ersten Atemzug und wurde später Chemikerin, Bildungspolitikerin und mehrfach Staatssekretärin, der man heute noch höchsten Respekt zollt.

Was geschah vor 100, 150, 200, 250 und vor 300 Jahren ?

Hier sollen Menschen Erwähnung finden, die die Welt verbessert, bereichert oder vor Unheil bewahrt haben, nicht jedoch solche, die zu den so genannten VIPs und Promis zählen, die von Subjekten subjektiv bewundert werden, deren einziges Buch, das sie lesen, ihr Scheckbuch ist, die durch ihre TV-Sendungen die deutsche Sprache besudeln oder als Sportgrößen ihren Wohnsitz ins Ausland verlegen, um in unserem Land keine Steuern zahlen zu müssen.


Kurzbiographien (in alphabetischer Reihenfolge)

Hans Georg Asam (1648 – 1711) stammte aus der bekannten bayerischen Künstlerfamilie, war Freskomaler und Stukkator, wurde aber von seinen Söhnen Cosmas Damian und Egid Quirin, den Künstlern des bayerischen Rokoko, bedeutungsmäßig übertroffen.

Robert Bosch (* 1861) im Alter von 27 Jahren.

Robert Bosch (1861 – 1942), Industrieller, gründete 1886 in Stuttgart die Bosch GmbH, heute ein Konzern für Elektrotechnik und Feinmechanik.

Robert Wilhelm Bunsen (1811 – 1899) hat nicht nur den Bunsenbrenner und die Wasserstrahlpumpe erfunden, sondern auch die Physikalische Chemie in Deutschland begründet, die Jodometrie und die Gasanalyse entwickelt, die Elemente Cäsium und Rubidium entdeckt und vieles mehr für die praktische und theoretische Chemie geleistet.

Konrad Duden (1829 – 1911), der mit seinem "Vollständigen orthographischen Wörterbuch der deutschen Sprache" eine einheitliche deutsche Rechtschreibung begründete, wäre erbost, wenn er die neuen amtlichen Rechtschreibregeln zu Gesicht bekäme.

Max Frisch (1911 – 1991), schweizerischer Schriftsteller, schrieb vielbeachtete Dramen, erhielt 1958 den Georg-Büchner-Preis und 1976 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.

Théophile Gautier (1811 – 1872) war französischer Schriftsteller und Kritiker, betonte mit seiner Lyrik die Unabhängigkeit und Zweckfreiheit der Kunst, wie es im Aperçu "L’Art pour l’art" zum Ausdruck kommt.

Foto: Sven Teschke, Büdingen
Denkmal für Robert Wilhelm Bunsen (* 1811) vor seinem ehemaligen Institut in Heidelberg.

Solomon R. Guggenheim (1861 – 1949), Onkel von Peggy Guggenheim, gründete 1937 die nach ihm benannte Foundation zur Förderung abstrakter Kunst und schuf später das Guggenheim-Museum in New Jork als eines der wichtigsten Museen der Kunst des 20. Jahrhunderts.

Ferdinand Hiller (1811 – 1885) Dirigent und Komponist, Schüler von J. N. Hummel, befreundet mit F. Mendelssohn-Bartholdy, schnitt dem toten Beethoven eine Locke ab, aus der man über hundert Jahre später diagnostizierte, dass er an einer Bleivergiftung erkrankt war und daran starb.

Ignaz Holzbauer (1711 – 1783), österreichischer Komponist, der von Mozart hoch geschätzt wurde, Musikdirektor in Wien, Hofkapellmeister in Stuttgart und Mannheim, komponier te 65 Sinfonien und italienische Opern, von denen eine (vor Mozart!) den Titel "La Clemenza di Tito" trug.

Brigitte Horney (1911 – 1988) war eine deutsche Bühnen- und Filmschauspielerin, in den 1930er Jahren Star des Deutschen Films und machte sich später auch mit Fernsehrollen beliebt.

Heinrich von Kleist (1777 – 1811), deutscher Schriftsteller, schrieb u. a. zwei Lustspiele, wovon "Der zerbrochene Krug" noch heute aufgeführt wird, wurde aber selbst seines Lebens nicht froh und machte diesem zusammen mit der befreundeten Henriette Vogel am 21. 11. 1811 ein frühzeitiges Ende.

August von Kotzebue (1761 – 1819), deutscher Dramatiker und Erzähler, stänkerte als Herausgeber von Zeitschriften heftig gegen Goethe, die Romantiker und Napoleon I.

Franz Liszt (1811 – 1886), überragender Pianist, ungarischer Komponist, Musikerneuerer, Förderer zeitgenössischer Werke (Schumann, Berlioz, Wagner), in seiner Jugend von Frauen umschwärmt, hat sich im Alter als Abbé zurückgezogen, nachdem die geplante Heirat mit der Gräfin Marie d’Agoult (der Mutter ihrer gemeinsamen Tochter Cosima, die später Richard Wagner heiratete) nicht realisiert werden konnte.

Vincenz Lachner (1811 – 1893) gehörte neben seine beiden Brüdern Franz und Ignaz zu den wichtigsten Komponisten und Musikdirektoren (Hofkapellmeister) des 19. Jahrhunderts. Von Vincenz’ Kompositionen waren besonders die Männerquartette beliebt.

Gustav Mahler (1860 – 1911), wurde vor 150 + 1 Jahren geboren und deshalb schon 2010 an gleicher Stelle gewürdigt.

Heinrich Marschner (1795 – 1861), deutscher Komponist, wurde berühmt durch seine Opern "Der Vampyr" und "Der Templer und die Jüdin", die zusammen mit "Hans Heiling" Vorbilder für Richard Wagners "Fliegenden Holländer" und "Lohengrin" waren.

Lola Montez († 1861), 30 Jahre jung, Daguerrotypie von 1851.

Lola Montez (1821 – 1861) war eine irische Tänzerin, wurde u. a. von dem älteren und dem jüngeren Alexander Dumas sowie von Franz Liszt verehrt, war die Geliebte des Königs Ludwig I. von Bayern und – wegen ihrer Skandale – die "Ungeliebte" der Münchner Bevölkerung.

Fridtjof Nansen (1861 – 1930) war Polarforscher, Zoologe, Ozeanograf, norwegischer Gesandter in London, Hochkommissar des Völkerbundes und erhielt 1922 den Friedensnobelpreis für seine Verdienste um die internationale Flüchtlingshilfe.

Albert Niemann (1834 – 1861) studierte bei Friedrich Wöhler in Göttingen Chemie, war später dessen Assistent, isolierte 1860 das Cocain in kristalliner Form aus den Blättern des Cocastrauches und gab diesem Alkaloid auch den Namen.

Joseph Pulitzer (1847 – 1911), schuf als Verleger die moderne amerikanische Tagespresse und stiftete den Pulitzer-Preis, der jährlich in den Bereichen Journalismus, Literatur, Theater und Musik verliehen wird.

Luise Rinser (1911 – 2002), deutsche Schriftstellerin, war zuerst Lehrerin, hatte unter den Nazis Berufsverbot, war mit Carl Orff verheiratet und schrieb beachtenswerte Erzählungen und Romane.

Rabindranath Tagore (1861 – 1941), geboren als jüngstes von 14 Kindern einer Brahmanen familie, die ihn "Rabi" nannte, wuchs in einem kulturell und religiös anregenden Umfeld heran und entwickelte sich zum Dichter, Philosophen, Maler und Musiker, der 1913 den Nobelpreis für Literatur erhielt.

Ambroise Thomas (1811 – 1896), französischer Komponist, ist nicht so bekannt geworden wie sein Schüler Jules Massenet, aber wer ist nicht vertraut mit der Arie "Kennst Du das Land, wo die Zitronen blühen?" aus seiner Oper "Mignon", die ein Welterfolg war!

Hermann Trommsdorff (* 1811), ein erfolgreicher und – wie man an den Orden sieht – hoch anerkannter Unternehmer.

Hermann Trommsdorff (1811 – 1884), jüngster Sohn des berühmten Johann Bartholomäus, war Apotheker und Apothekenbesitzer in Erfurt, gründete eine chemisch-pharmazeutische Fabrik, die Alkaloide in hoher Reinheit herstellte.

Marie Tussaud (1761 – 1850) erlernte von ihrem "Onkel" Dr. Philippe Curtius die Ceroplastik, schuf als erstes lebensgroßes Wachsmodell das Porträt von Jean-Jaques Rousseau, musste im Verlaufe der Französischen Revolution die Totenmasken prominenter Opfer der Guillotine anfertigen, setzte sich nach England ab und eröffnete 1835 in der Baker Street in London ihr heute weltberühmtes Wachsfigurenkabinett.


Prof. Dr. rer. nat. Dr. h. c. Hermann J. Roth, Friedrich-Naumann-Str. 33, 76187 Karlsruhe

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DAZ 2011, Nr. 51-52, S. 48

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