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Trends und Strömungen

Peter Ditzel

2011 – schon hat die zweite Dekade des 21. Jahrhunderts begonnen. Der Wandel, die Veränderungen im Apothekenmarkt nehmen rasant Fahrt auf. Nichts scheint mehr so zu bleiben, wie es ist. Noch vor 30 oder 40 Jahren gab es einfach die Apotheke, unabhängig, inhabergeführt. Punkt. Sie versorgte die Bevölkerung mit Arzneimitteln, informierte und beriet und hatte geregelte Preise – und das war’s.

Seit 2004, mit der Einführung des Versandhandels und der Freigabe der OTC-Preise, macht sich der Wettbewerb breit. Auch wenn ihn die Monopolkommission noch für viel zu schwach hält: Erosionen im Apothekenmarkt sind deutlich sichtbar. Politik, Globalisierung, Wettbewerb, Demografie und der technische Fortschritt haben das Szenario verändert. Einen kleinen Ausschnitt des neuen Apothekenmarkts zeigte der Deutsche Apothekenkongress in München. Die Politik hat bereits tief in den Markt eingegriffen: Rabattverträge haben Marktstrukturen durcheinandergebracht. Einst große Generikaunternehmen sind nun zu mittleren Playern auf dem Feld geworden. Chroniker wissen nicht mehr, welches Präparat sie bei ihrem nächsten Apothekenbesuch erhalten – mit allen Nachteilen für die Compliance und die Arzneimittelsicherheit. Der Versandhandel hat mittlerweile schon einen Anteil von knapp zehn Prozent am insgesamt stagnierenden OTC-Geschäft, er will dennoch weiter wachsen, beispielsweise durch Versandapotheken, die sich auf Nischen spezialisieren oder die Chronikerversorgung an sich binden wollen. Das joint venture des größten US-amerikanischen Versandhändlers Medco und des deutschen und international tätigen Pharmahändlers Celesio betreibt von den Niederlanden aus bereits vier Versandapotheken, die sich vor allem im deutschen Markt unterschiedlich positionieren wollen. Der unsägliche Auswuchs des Versandhandels, die Pick-up-Stellen des Drogeriemarkts dm und Schlecker – sie werden uns, zumindest vorerst, wohl erhalten bleiben. Trotz bester Vorsätze hat diese Regierung ihre Anstrengungen ad acta gelegt, Pick-up-Stellen abzuschaffen – das Pick-up-Treiben soll fortan nur beobachtet werden.

Ein Phänomen, das sich etwa seit den letzten zehn Jahren zu etablieren versucht, ist das maschinelle Verblistern für die Versorgung von Pflegeheimen, aber auch für den Bereich Homecare. Die Politik hat nichts dagegen, die Pflegeheime wollen es, aber bezahlen dafür will keiner. Wie diese Anstrengungen weitergehen, ist offen.

Zu den Strömungen, die auch die Apotheken immer stärker erfassen werden, gehört das Internet und die technischen Entwicklungen, vor allem das mobile Internet. Gesundheitsinformationen aus dem Web, Apps von Arzneiversendern und Apps für Preisvergleiche auf dem Smartphone – die Apotheken werden sich dem stellen müssen. Und wer hätte je gedacht, dass einmal eine Videokabine im Einkaufszentrum, in der man per Videokonferenzschaltung zur entfernt liegenden Apotheke sein Rezept einlösen und Arzneimittel bestellen kann, ganz offiziell als Betriebsraum dieser Apotheke anerkannt wird?

Dann die Trends, die ausgebaut werden: Kooperationen aller Couleur und Schattierungen sowie Konzeptapotheken wie die easyApotheken, die sich als Discounter geben, oder als Gegensatz dazu ein Retro-Konzept, das auf eine schöne Apothekeneinrichtung setzt im alten Look.

Allein diese Facetten zeigen, dass sich der Markt im Wandel befindet – und er wird sich weiter verändern. Dafür sorgen AMNOG und seine Auswirkungen, ein zunehmender Wettbewerb und weitere Angriffe aus den Reihen des Lebensmitteleinzelhandels und der Drogeriemärkte. So hat sich bereits der Trend verstärkt, dass die Front der apothekenexklusiven Produkte zu bröckeln scheint. Die Drogeriemarktketten Rossmann und dm schielen begierig auf dieses Sortiment und schaffen es mittlerweile, eine kontinuierliche Belieferung mit diesen Produkten aufrechtzuerhalten, obwohl die Hersteller noch immer die Fahne der Apothekenexklusivität hoch halten und nach eigenen Beteuerungen diese Handelskanäle nicht beliefern. Aber irgendwoher muss die Ware kommen – in Verdacht stehen Großhandlungen, Apotheken – und doch die Hersteller ?

Das Bedenkliche an dieser Entwicklung ist, dass nach und nach Teile des Sortiments einer Vor-Ort-Apotheke wegbrechen, die für ihren Umsatz und Gewinn von Bedeutung sind: OTC-Präparate wandern in den Versandhandel ab, apothekenexklusive Produkte in die Drogeriemärkte, generell geht das OTC-Geschäft zurück. Und dabei ist die Apotheke, wie Berechnungen zeigen, mittlerweile auf den Umsatz mit OTC und dem Randsortiment angewiesen; das Rx-Geschäft allein bringt keine Kostendeckung mehr.

Aber jammern hilft nicht. Nehmen Sie den Wettbewerb an, positionieren Sie Ihre Apotheke. Früher war es auch nicht immer besser, nur anders.

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DAZ 2011, Nr. 5, S. 3

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