Arzneimittel und Therapie

Aclidinium und Formoterol gegen COPD in Phase-III-Studie

Etwa 3 bis 5 Millionen Menschen leiden allein in Deutschland an einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD). Es handelt sich dabei um einen Sammelbegriff verschiedener Erkrankungen der Lunge, die durch vermehrten Auswurf, Husten und Atemnot bei Belastung gekennzeichnet sind (AHA-Symptome). Primäres Therapieziel ist eine Verhinderung des Fortschreitens der Erkrankung durch Ausschaltung von Risikofaktoren, v.a. Rauchen. Jetzt startet eine Phase-III-Studie zur Wirksamkeit der Doppel-Bronchodilatator-Kombination Aclidinium und Formoterol.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) leiden weltweit etwa 64 Millionen Menschen weltweit an einer COPD (chronic obstructive pulmonary disease). Im Jahre 2005 starben mehr als drei Millionen Menschen an der Krankheit. Sie gehört damit zu den zehn häufigsten zum Tod führenden Erkrankungen und ist die einzige mit zunehmender Häufigkeit. Ohne eine Risikoprävention, besonders gegen die Aussetzung gegenüber Tabakrauch, wird sich die Gesamtzahl der Todesfälle in den nächsten zehn Jahren voraussichtlich um mehr als 30% erhöhen. Die Diagnose richtet sich nach den Beschwerden des Patienten und den Ergebnissen eines Lungenfunktionstests.

Eine medikamentöse Therapie der COPD erfolgt überwiegend mit inhalierbaren Medikamenten, die als Dosieraerosole oder Pulver über Inhalatoren bzw. Pulverinhalatoren verabreicht werden. Bevorzugte Wirkstoffe sind Bronchodilatatoren, die die Atemwege erweitern und dabei zu einer Verringerung des Atemwegswiderstands führen. Sie vermindern den Tonus der Atemwegsmuskulatur und bewirken eine Verminderung der Luftnot. Das spanische Unternehmen Almirall S.A. hat jetzt zusammen mit seinem US-Partner Forest eine klinische Phase-III-Studie zur Wirksamkeit und Verträglichkeit der Doppel-Bronchodilatator-Kombination Aclidiniumbromid und Formoterolfumarat angekündigt. Im Januar dieses Jahres hatten Almirall und Forest positive Ergebnisse zweier Phase-IIb-Dosisfindungsstudien veröffentlicht, die die Wirkung von Kombinationen im Vergleich zu Aclidiniumbromid oder Formoterol als Einzelsubstanz sowie Placebos ermitteln sollten, die Patienten mit stabiler mittelschwerer bis schwerer COPD jeweils zweimal täglich verabreicht wurden. Die Phase-III-Studie besteht aus zwei großen Zulassungsstudien – eine, die hauptsächlich in Europa durchgeführt wird, und eine weitere in Nordamerika – zum einen über die Dauer von 24 Wochen und ein weiteres Mal in einer langfristigen Sicherheitsstudie, die auch in Nordamerika über 52 Wochen durchgeführt wird. Das Präparat wird zweimal täglich über einen neuartigen Inhalator verabreicht und soll zur Behandlung von mittelschweren bis schweren Fällen der COPD dienen. An der Studie werden etwa 3500 Patienten teilnehmen.

Während Formoterol bereits seit längerem als Bronchodilatator Verwendung findet, ist Aclidiniumbromid ein neuartiger, inhalativer Muscarin-Antagonist mit Langzeitwirkung. Er verfügt über eine lange Verweilzeit im Muskarin-Rezeptor M3 und eine kürzere in M2-Rezeptoren. Im Plasma wird Aclidiniumbromid verhältnismäßig schnell zu zwei großen, inaktiven Metaboliten hydrolysiert. Dies führt zu einer hohen therapeutischen Wirksamkeit, aber zu geringen systemisch-anticholinergen Wirkungen.


Quelle

Almirall starts Phase III for aclidinium and formoterol in COPD; www.allmirall.com, 16. November 2011.


Dr. Hans-Peter Hanssen



DAZ 2011, Nr. 49, S. 49

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