Prisma

Mit Betablockern gegen den Stress

Warum handeln gestresste Personen nicht zielgerichtet? Neurowissenschaftler machen dafür Noradrenalin verantwortlich. Stoppt man die Wirkung des Neurotransmitters durch Betablocker, bleibt der Stresseffekt aus, wurde jetzt gezeigt.

Bochumer Forscher haben herausgefunden, dass Stress das zielgerichtete Verhalten während einer Lernaufgabe beeinträchtigt. Im Rahmen einer aktuellen Studie erforschten sie, wie dieser negative Effekt aufgehoben werden kann. Dazu setzten sie die Hälfte einer Gruppe freiwilliger Probanden Stress aus. Ein Teil von ihnen erhielt zuvor Propranolol, die übrigen Placebo. Dann lernten alle Probanden, dass sie Kakao oder Orangensaft als Belohnung erhielten, wenn sie am Computer bestimmte Symbole anklickten. Nach dieser Lernphase durften die Teilnehmer entweder so viele Orangen oder so viel Schokopudding essen, wie sie wollten. Das schwächt den Wert der Belohnung. Wer Schokopudding isst, für den verliert Kakao an Reiz. Wer mit Orangen gesättigt ist, hat weniger Verlangen nach Orangensaft. Nicht gestresste Probanden, die Schokopudding gegessen hatten, klickten in den anschließenden Versuchsdurchgängen seltener die Symbole an, die zu einer Belohnung mit Kakao führten. Nicht gestresste Teilnehmer, die zuvor Orangen gegessen hatten, entschieden sich seltener für Symbole, die mit Orangensaft assoziiert waren. Ebenso verhielten sich gestresste Probanden, die vorab mit dem Betablocker behandelt worden waren. Auch sie wählten die mit Kakao oder Orangensaft assoziierten Symbole in geringerem Ausmaß. Gestresste Probanden, die Placebo bekommen hatten, wählten dagegen unabhängig davon, was sie gegessen hatten, weiterhin die mit den Belohnungen verbundenen Symbole. Sie blieben also bei ihren Gewohnheiten. Das belegt laut den Studienautoren, dass Noradrenalin den Stresseffekt vermittelt und dass Betablocker die negativen Konsequenzen von Stress abwenden können. Praktische Relevanz hat das Ergebnis vorläufig allerdings nicht.


hel/ral


Quelle: Schwabe, L.,et al.: J. Neurosci. 2011, Online-Vorabpublikation, DOI: 10.1523/ JNEUROSCI.3304-11.2011



DAZ 2011, Nr. 48, S. 8

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