Arzneimittel und Therapie

Metformin reduziert Risiko für Diabetes-assoziierte Tumoren

Metformin ist eines der am längsten und häufigsten eingesetzten Antidiabetika. Bereits in der Vergangenheit hatten epidemiologische Studien einen möglichen Zusammenhang zwischen einer langfristigen Metformin-Therapie und der Senkung des Krebsrisikos für Patienten mit Typ-2-Diabetes aufgezeigt. In Modellversuchen mit menschlichen Brustkrebsstammzellen konnte jetzt gezeigt werden, in welcher Weise das Antidiabetikum in nicht-toxischer Konzentration die Wirkung krebsfördernder Substanzen verhindert.

Das Antidiabetikum Metformin aus der Gruppe der Biguanide wird bei Typ-2-Diabetes und insbesondere bei leichtem Übergewicht und Adipositas eingesetzt. Präparate dieser Substanzklasse hemmen die Transkription von Gluconeogenese-Genen in der Leber. Bei korrekter Applikation und Beachtung der Kontraindikationen kann es unter einer Metformin-Therapie lediglich zu vergleichsweise milden Nebenwirkungen kommen.

Typ-2-Diabetes-Patienten haben ein erhöhtes Risiko für zahlreiche Erkrankungen, unter anderem für Darm-, Prostata- oder Brustkrebs. Bereits früher war eine Verringerung des Auftretens von kardiovaskulären Ereignissen bei Typ-2-Diabetes unter einer Metformin-Medikation nachgewiesen worden. Auch gibt es zwischenzeitlich durch epidemiologische Studien Hinweise auf ein gesenktes Risiko für verschiedene Krebserkrankungen, die mit Diabetes mellitus Typ 2 assoziiert sind. Südkoreanische und US-amerikanische Wissenschaftler haben jetzt in Modellversuchen mit menschlichen Brustkrebsstammzellen gezeigt, in welcher Weise Metformin in nicht-toxischer Konzentration die Wirkung krebsfördernder Substanzen inhibiert. Ausgangspunkt ihrer Studien war der Einsatz verschiedener Substanzen, die als Promotoren für das Zellwachstum oder endokrine Disruptoren bekannt sind. Untersucht wurde eine mögliche wachstumsfördernde Wirkung dieser Testsubstanzen auf die Größe von sogenannten "Mammospheren". Dabei handelt es sich um drei dimensionale Zellverbände von Brustkrebszellen – quasi Miniaturbrusttumoren – , die im Labor unter geeigneten Kulturbedingungen gezüchtet werden können und die das Stammzellgen OCT4 A aktivieren. Das Gen ist ein Transkriptionsfaktor und wird mit der Neubildung von Tumoren in Verbindung gebracht. Wie erwartet stimulierten die eingesetzten Verbindungen das Zellwachstum und Anzahl und Größe der Mammospheren. Der anschließende Einsatz von Metformin reduzierte die Expression des Gens OCT4 A in den Mammospheren, wobei der Aktivierung und Inhibition möglicherweise verschiedene Mechanismen zugrunde liegen.

Die Wissenschaftler beabsichtigen jetzt, entsprechende Untersuchungen auch zu einer möglichen Reduzierung von Leber- und Bauchspeicheldrüsenkrebs bei Typ-2-Diabetes durchzuführen. Die erfolgreiche Reduzierung des Risikos für Brustkrebserkrankungen bei Diabetes-Patienten unter einer langfristigen Metformin-Medikation "stelle auch die Frage nach einer grundsätzlichen präventiven Anwendung der Substanz auch bei Nicht-Typ-2-Diabetes-Patienten", so James Trosko, Mitautor der Studie.


Quelle

Jung, J.-W.; et al.: Metformin Represses Self-Renewal of the Human Breast Carcinoma Stem Cells via Inhibition of Estrogen Receptor-Mediated OCT4 Expression: PLoS ONE 2011; doi:10.1371 vom 23. November 2011.

Evans, J.M.; et al.: Metformin and reduced risk of cancer in diabetic patients. Br Med J (2005) 330: 1304 – 1305.

Bosco, J.L.; et al.: Metformin and incident breast cancer among diabetic women: a population-based case-control study in Denmark. Cancer Epidemiol. Biomarkers Prev. 2011; 20(1): 101 – 111.


Dr. Hans-Peter Hanssen



DAZ 2011, Nr. 48, S. 56

Das könnte Sie auch interessieren

Kein verbessertes Überleben

Metformin enttäuscht bei Brustkrebs

Die Nummer 1 unter den oralen Antidiabetika hat noch mehr zu bieten

Metformin

Ein kritischer Blick auf das „Signalsystem“ Milch

Macht Milch krank?

Brustkrebsprävention hängt von Rezeptorstatus ab

Metformin schützt, Metformin schützt nicht

Überlegungen zum Stellenwert: Wie groß ist der Nutzen, welche Risiken gibt es?

SGLT2-Inhibitoren zur Therapie des Typ-2-Diabetes

Patienten mit moderater Niereninsuffizienz profitieren

Metformin statt Sulfonylharnstoffe

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.