Arzneimittel und Therapie

Analgetischer Effekt von ASS kombiniert mit Pseudoephedrin

Zur symptomatischen Behandlung von Nasenschleimhautschwellung bei Schnupfen mit erkältungsbedingten Schmerzen und Fieber ist auch die Kombination aus Acetylsalicylsäure (ASS) und Pseudoephedrin (PSE) zugelassen. In einer Untersuchung nahmen 640 Patienten bei Halsschmerzen und verstopfter Nase im Rahmen einer Erkältung das Kombinationspräparat in zwei Dosierungen ein. Sowohl 500 mg ASS/30 mg PSE als auch 1000 mg ASS/60 mg PSE waren Placebo in Bezug auf Schmerzlinderung und Reduktion der Schmerzintensität überlegen.

Husten, Schnupfen, Heiserkeit – Infektionen der oberen Atemwege zählen zu den häufigsten Erkrankungen, die mit zentralen Symptomen wie Halsschmerzen, verstopfte Nase und Husten, Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen die Lebensqualität beeinträchtigen. Sowohl das abschwellend wirkende α-Sympathomimetikum Pseudoephedrin als auch die analgetisch und antipyretisch wirkende Acetylsalicylsäure werden seit Langem in der Therapie von Erkältungskrankheiten eingesetzt. Wenn nur ein Symptom vorherrscht, ist die Behandlung mit einem Monopräparat zu bevorzugen. Um die vor allem in der Anfangszeit gleichzeitig auftretenden Symptome wie Schnupfen und Schmerzen zu behandeln, werden auch häufig Kombinationspräparate eingesetzt. In einer von Bayer Health Care unterstützten Studie mit 644 Patienten, die an Halsschmerzen sowie an einer verstopften Nase im Rahmen einer Erkältung litten, sollte analgetische Effekte der Kombination von Acetylsalicylsäure und Pseudoephedrin in den beiden Dosierungen 500 mg ASS und 30 PSE bzw. 1000 mg ASS/60 mg PSE mit Placebo sowie einer aktiven Kontrolle (1000 mg Paracetamol/60 mg Pseudoephedrin verglichen werden. Auch der analgetische Effekt der beiden ASS-Dosierungen untereinander wurde verglichen. Hauptzielkriterium war die analgetische Wirksamkeit von 1000 mg ASS/60 mg PSE im Vergleich zu Placebo. Die Untersuchung wurde während einer Erkältungssaison an zwei universitären Gesundheitszentren in den USA durchgeführt. Die Patienten waren mindestens 18 Jahre alt und suchten die ärztliche Praxis wegen verschiedener Erkältungssymptome auf. Mithilfe eines Fragebogens sowie einer ärztlichen Untersuchung wurde sichergestellt, dass die Patienten tatsächlich unter Pharyngitis und Rhinosinusitis im Rahmen einer Erkältung litten. Nicht teilnehmen durften Patienten mit schweren Erkrankungen wie einer Lungenentzündung sowie Patienten mit Hypertonie. Die Teilnehmer durften im Vorfeld keine Lokaltherapeutika gegen Halsschmerzen oder Analgetika eingenommen haben. Auch während des sechsstündigen Beobachtungszeitraums war kein anderes Arzneimittel zugelassen.

Schmerzmodell Halsschmerzen

Um die schmerzlindernde Wirkung der Kombination bei Patienten mit schmerzhafter Pharyngitis beurteilen zu können, wurden Halsschmerzen als Modell genutzt. Dieses hat sich in der Vergangenheit als ein praktikables Modell erwiesen, um die analgetische Wirkung von Arzneistoffen zu untersuchen, es weist eine hohe Sensitivität auf und zeigt geringe Ansprechraten auf Placebo. Um die Stärke der analgetischen Wirkung zu messen, wurden zwei Parameter herangezogen: Schmerzstärke und Schmerzlinderung. Die Schmerzstärke wurde mithilfe einer nummerischen Skala bestimmt, die von 0 = gar keine Schmerzen bis 10 = sehr starke Schmerzen reicht. Als Parameter für die Schmerzlinderung diente eine siebenstufige Schmerzlinderungsskala (0 = kein Rückgang der Schmerzen, 6 = völlige Schmerzfreiheit). Den Studienteilnehmern wurde jeweils eine Einzeldosis der Studienmedikation (500 mg ASS/30 mg PSE; 1000 mg ASS/60 mg PSE; 1000 mg Paracetamol/60 mg PSE als aktive Kontrolle bzw. Placebo) verabreicht und die Wirkung über sechs Stunden (zu Beginn in Intervallen von fünf Minuten, nach 30 Minuten in Intervallen von 15 Minuten) von den Patienten bewertet.

Primärer Studienendpunkt war der Summenscore der Schmerzlinderung (Total Pain Relief, TOTPAR) über die sechsstündige Beobachtungsperiode. Sekundäre Endpunkte waren TOTPAR über vier Stunden und die Summe der Differenzen in der Schmerzintensität (Summed Pain Intensitiy Difference, SPID) über vier und sechs Stunden. Darüber hinaus wurden Schmerzlinderung und Unterschiede in der Schmerzstärke zu den unterschiedlichen Bewertungszeitpunkten nach der Einnahme der Studienmedikation bestimmt. In die Studie eingeschlossen wurden 644 Patienten, vier Teilnehmer schieden wegen Protokollverletzung aus, 640 Patienten mit mäßig starken (311 Patienten) oder starken Halsschmerzen (329 Patienten) beendeten die Studie. Es gab keine demografischen oder klinischen Unterschiede zwischen den einzelnen Behandlungsgruppen. Alle behandelten Patienten wurden in die Wirksamkeits- und Sicherheitsanalyse einbezogen.

Kombination Placebo signifikant überlegen

Bei beiden Wirksamkeitsparametern waren beide Dosierungen Placebo klinisch und statistisch signifikant überlegen: In Bezug auf den primären Endpunkt nach sechs Stunden zeigten Patienten, die die höhere dosierte ASS-Kombination eingenommen hatten, signifikant höhere Mittelwerte als Patienten der Placebogruppe. Auch bei der Bestimmung der Unterschiede in der Schmerzintensität wurden signifikante Unterschiede zwischen beiden ASS-haltigen Kombinationen und Placebo deutlich. Beim Vergleich der beiden ASS-Dosierungen (jeweils kombiniert mit PSE) untereinander ergab sich eine Überlegenheit bei der Schmerzlinderung und der Veränderung der Schmerzintensität für die 1000-mg-Dosierung nach vier und nach sechs Stunden.

Auch die aktive Kontrolle (1000 mg Paracetamol kombiniert mit 60 mg Pseudoephedrin) war wirksamer als Placebo. Beim Vergleich der Wirkung von 1000 mg ASS mit 1000 mg Paracetamol (jeweils kombiniert mit 60 mg PSE) zeigten sich Vorteile für ASS: Bezüglich der Schmerzlinderung war der Unterschied zugunsten von ASS nach vier Stunden signifikant, bei der Schmerzintensität sowohl nach vier Stunden als auch nach sechs Stunden. Die Wirkung trat in den Verumgruppen jeweils innerhalb einer Stunde ein – so wie es von einem Analgetikum zur Therapie akuter Schmerzen erwartet wird. Über unerwünschte Wirkungen berichteten 17 Patienten (11%), die 1000 mg ASS/60 mg PSE eingenommen hatten, unter den Patienten der ASS/PSE-Kombination in der niedrigeren Dosierung waren es 8 (5%), unter Paracetamol/PSE 11 Patienten (7%) und in der Placebo-Gruppe 13 (8%). Die häufigsten genannten Beschwerden waren Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindel und Somnolenz. Es traten keine schwerwiegenden Nebenwirkungen auf. Kein Teilnehmer brach die Studie wegen Nebenwirkungen ab.


Quelle

Schachtel, B.P. et al.: Demonstration of the Analgesic Efficacy and Dose-Response of Acetylsalicylic Acid With Pseudoephedrine. J Clin Pharm 2010 (50/12); 1429 – 1437.

Fachinformation Aspirin® complex, Stand August 2008.


ck



DAZ 2011, Nr. 48, S. 58

Das könnte Sie auch interessieren

Studie zu Acetylsalicylsäure plus Pseudoephedrin

Sinnvolle Kombination bei Erkältungssymptomen?

Paracetamol und Ibuprofen in der Kombination

Schnell, stark und gut verträglich gegen Schmerzen

Höhere Dosierungen lindern akute Schmerzen nicht besser

400 mg Ibuprofen reichen

Schmerzlinderung bei akuten Zahnschmerzen und nach kieferchirurgischen Eingriffen

Ibu, Diclo oder ASS?

Ein Psychoanalgetikum als Wirkverstärker

Koanalgetikum Coffein

Ibuprofen plus Coffein als neue Option in der Selbstmedikation

Thomapyrin Nummer drei ist da

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.