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CDU stellt sich bei Honorierung quer

BERLIN (ks). Patientenindividuelle Verblisterung – für die einen Apotheker ist es das Zukunftsthema, für andere dagegen ein Schreckgespenst. Der Bundesverband der klinik- und heimversorgenden Apotheker (BVKA) hält die Verblisterung – etwa für Heimbewohner, zukünftig aber auch in der ambulanten Pflege – für ein sinnvolles Instrument, die Arzneimittelsicherheit zu verbessern. Allerdings nur dann, wenn ihr ein umfassendes Medikationsmanagement vorausgeht. Und diese Aufgaben gehören nach Meinung des Verbandes vergütet. Um seiner Meinung mehr Öffentlichkeit zu verschaffen, veranstaltete der BVKA am 24. Oktober seine erste politische Veranstaltung in Berlin.
Foto: Dr. Hermann Vogel jun.
Ein umfassendes Medikationsmanagement ist aus Sicht des BVKA eine Grundvoraussetzung für die patientenindividuelle Verblisterung. Der Verband setzt sich dafür ein, dass es fester Bestandteil der Heimversorgung wird – und dass es dafür ein angemessenes Honorar gibt.

Wie der Preis für patientenindividuelle Blister zu berechnen ist, ist in der Arzneimittelpreisverordnung nicht geregelt. Wer eine Honorierung will, muss sich mit seinen Partnern – den Kassen und Heimen – vertraglich einigen. Detlef Steinweg, stellvertretender Vorsitzender des BVKA, forderte von der Politik mehr Rechtssicherheit für die Apotheken beim Verblistern und der Abrechnung. Er betonte zugleich, wo die heimversorgenden Apotheker ihre zentrale Aufgabe sehen: "Verblistern ohne Medikationsmanagement ist Unsinn." Und so will der Verband auch diese Dienstleistung extra vergütet wissen.

"Ja" zum Medikationsmanagement

In der Regierungskoalition ist man allerdings nicht bereit, in Sachen Honorierung auf eigene Faust gesetzgeberisch tätig zu werden. Dies machte der CDU-Gesundheitspolitiker Michael Hennrich deutlich. Er sieht hier vielmehr die Selbstverwaltung gefordert. "Sie hätten alle Gestaltungsmöglichkeiten", so der Bundestagsabgeordnete, der sich in der Diskussionsrunde als einziger Politiker schlagen musste. Es sei "verwunderlich, dass hier nach dem Staat gerufen wird". Was das Medikationsmanagement betrifft, so hat Hennrich keine Zweifel, dass dieses wichtig ist und die Rolle des Apothekers in Zukunft stärken kann. Ein erster Einstieg sei hier das ABD/KBV-Modell, das nun im Modellregionen getestet werden soll. Für eine zusätzliche Bezahlung hat er jedoch kein Verständnis. Daher hält er es für eine gute Lösung, dass nach der vorgesehenen Regelung zum ABDA/KBV-Modell die Einsparungen zwischen Apothekern und Ärzten geteilt werden sollen.

Undurchsichtige Gemengelage bei Verblisterung

Hinsichtlich der Verblisterung verwies Hennrich dagegen auf ein gewisses Dilemma, in dem er sich befinde: Von verschiedenen Verbänden erhalte er derzeit die unterschiedlichsten Aussagen zum Thema Verblisterung – "ich habe da den Überblick verloren", räumt er ein. Er forderte den BVKA daher auf, einen in der Apothekerschaft abgestimmten Vorschlag zu unterbreiten. Gemeinsam mit dem Deutschen Apothekerverband bzw. der ABDA sollte man nach einer Lösung suchen, die die Offizin-Apotheke stärkt. Dies betonte Hennrich immer wieder: "Wir wollen keine Strukturen, wo sich Herstellerbetriebe das Sahnehäubchen abschöpfen und die Offizin-Apotheke für den Rest zuständig ist." Auch vor mit Apotheken konkurrierenden Dienstleistern wie Medco – bis vor einigen Wochen noch als Medco/Celesio unterwegs – sollte man sich aus seiner Sicht hüten. Die Koalition wagt sich angesichts der für sie offenbar wenig durchsichtigen Situation nicht vor – sie setzt lieber auf die Zuarbeit der Apothekerverbände: "Wenn es dann schief geht, wissen wir, wer die Verantwortung hat", so Hennrich.

Dennoch: Eine kalte Abfuhr bekam der BVKA nicht. Hennrich zeigte sich gesprächsbereit und betonte, dass das Thema Verblisterung im Rahmen der Pflegereform aufgerufen werde. Bei der für das kommende Jahr anstehenden AMG-Novelle biete sich Gelegenheit für gesetzliche Regelungen zum Medikationsmanagement. Der bisherige Entwurf der Apothekenbetriebsordnung befasst sich zwar technisch mit der Verblisterung – die Honorierungsfrage bleibt allerdings auch hier offen. Hier könnte mit einigen Klarstellungen, nach Vorstellung des BVKA auch noch mehr Rechtssicherheit geschaffen werden.

Heime werden ungeduldig

Klar ist: Die Heime finden Medikationsmanagement und Wochenblister gut und fragen diese verstärkt nach. Dabei kooperieren sie am liebsten mit regionalen Partnern. Dies betonte Ulrich Christofczik von der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe. Er hält keine weiteren Studien für nötig, die aufzeigen, dass die patientenindividuelle Verblisterung sinnvoll ist – aber er will Klarheit für die Vereinbarungen mit den heimversorgenden Apotheken. Und das so schnell wie möglich. Dabei sieht er primär die Politik gefordert – aber auch die Apotheker: "Wenn Sie das verschlafen, müssen sie sich nicht wundern, wenn andere einspringen", so Christofczik mit Blick auf industrielle Verblisterer, aber auch Unternehmen wie Medco.

Im Mai hatte der BVKA seine Bad Homburger Erklärung zur Heimversorgung verabschiedet: Sieben Thesen die für mehr Arzneimittel- und damit mehr Patientensicherheit in Heimen sorgen sollen. Im Zentrum steht dabei das elektronische Medikationsmanagement als Leistung des Apothekers – daran schließt sich das Stellen/Verblistern der Arzneimittel an. Für diese zusätzlichen Dienstleistungen wollen die heimversorgenden Apotheker auch eine zusätzliche Honorierung. 40 Euro pro Medikations-Check sowie eine monatliche Pauschale von fünf Euro pro Patient seien "angemessen", heißt es in der Bad Homburger Erklärung. Übernimmt die Apotheke zudem das Stellen/Blistern, sollten nochmals 3,50 pro Patient und Woche hinzukommen.

Zum Weiterlesen


Bad Homburger Erklärung: Honorare für Medikationscheck, Stellen und Verblistern

DAZ 2011, Nr. 19, S. 28



DAZ 2011, Nr. 43, S. 48

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