DAZ aktuell

Noch kein Ergebnis – aber sinnvoller Dialog

GREVEN/BERLIN (jz). Ein konkretes Ergebnis, wie der Apothekennotdienst in Greven und Umgebung zukünftig organisiert werden soll, gibt es noch nicht. Bei einem ersten gemeinsamen Gespräch mit einigen örtlichen Apothekern, Vertretern der Bürgerinitiative "Apothekennotdienst Greven" und den CDU-Politikern Christina Schulze Föcking und Dieter Jasper, zu dem Kammerpräsidentin Gabriele Overwiening am 12. Oktober geladen hatte, konnten die unterschiedlichen Forderungen jedoch erstmals an einem Tisch diskutiert werden.
Foto: AK Westfalen-Lippe
Gabriele Overwiening: "Wir wollen eine bedarfsgerechte Regelung zur flächendeckenden Versorgung."

In Westfalen-Lippe wird der Apothekennotdienst reformiert: Ab Januar 2012 soll es dort keine 95 voneinander isolierte Notdienstbezirke für die einzelnen Städte und Kreise mehr geben. Diese sollen aufgelöst und ein Apotheken-Notdienstnetz über den gesamten Bezirk Westfalen-Lippe gelegt werden. Man wolle damit eine "maximale Flexibilität und Transparenz" erreichen, so Kammerpräsidentin Gabriele Overwiening. Um die verschiedenen Forderungen, die zur Neuorganisation des Apothekennotdienstes bestehen, zu besprechen, lud sie vergangene Woche zu einem gemeinsamen Gespräch. Unter Apothekern und Vertretern der Bürgerinitiative herrscht nämlich keineswegs Einigkeit: Die Bürgerinitiative will den Apothekennotdienst an den Öffnungszeiten der komplementären Notfallpraxis in Greven orientieren. Insbesondere an Wochenenden und Feiertagen soll stets eine Apotheke in der unmittelbaren Nähe der Notfallpraxis geöffnet haben.

Apotheker wollen dezentrale Lösung

Demgegenüber streben Kammer und örtliche Apotheker eine dezentrale Regelung des Apothekennotdienstes an. Für sie geht die Forderung der Bürgerinitiative an der Sache vorbei: "Der Versorgungsauftrag der Apotheker geht weiter als die Versorgung von Patienten, die von der Notfallpraxis kommen", so Manfred Albrecht, Apotheker der Stadttor-Apotheke in Greven. Zudem komme nur ein Bruchteil der Notdienst-Patienten von der Notfallpraxis, Tendenz abnehmend – es gebe deutlich mehr Patienten, die vom fachärztlichen Notdienst kommen, und Laufkundschaft ohne Rezept. Die Forderung der Bürgerinitiative sei daher nicht bedarfsgerecht.

Forderungen liegen auf dem Tisch

Auch wenn man bei dem Treffen nicht zu einem endgültigen Ergebnis gekommen ist – aus Albrechts Sicht war das dreistündige Zusammentreffen sehr sinnvoll. So habe jede Seite ihre Forderungen darlegen können. Albrecht betonte gegenüber der DAZ auch, dass sich durch die von Apothekerseite gewollte dezentrale Regelung für die Patienten – auch die der Notfallpraxis – streckenmäßig nichts verändere: "Die Wege werden nicht weiter, zum Teil nur anders." Es solle lediglich die Frequenz der notdiensthabenden Apotheken gleichmäßiger verteilt werden. Gefährlich und unnötig sei es, bei den Bürgern durch Polemik Ängste zu schüren, obwohl es weder bisher ein Versorgungsproblem gegeben habe noch zukünftig geben werde.

Dies bestätigte auch Overwiening: "Wir wollen eine bedarfsgerechte Regelung zur flächendeckenden Versorgung", sagte sie der DAZ. Um dies zu erreichen seien alle konstruktiven Ideen willkommen. Im Gespräch ist daher beispielsweise auch die Einführung eines Fahrdienstes. Die Idee dabei sei, so Overwiening, dass Ärzte die Rezepte von Patienten, für die der Weg zur Apotheke sehr beschwerlich ist, direkt an eine Apotheke faxen und deren Mitarbeiter das Medikament direkt zum Patienten bringen. Dieser und andere Vorschläge werden laut Overwiening nun auf ihre Machbarkeit und rechtliche Zulässigkeit geprüft und mit den Beteiligten besprochen.

Informationsveranstaltung geplant

Neben weiteren konstruktiven Gesprächen zwischen Vertretern der Bürgerinitiative und den örtlichen Apothekern ist für die kommenden Wochen bereits eine Informationsveranstaltung geplant, um die Bürger in den Vorgang einzubeziehen: Auf dieser wollen Apothekerkammer, Politiker und die örtlichen Apotheker interessierte Bürger über die derzeitige Situation und die geplanten Änderungen aufklären und diese mit ihnen besprechen.



DAZ 2011, Nr. 42, S. 23

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