Deutscher Apothekertag 2011

PTA gesucht!

Reinhild Berger

Im Jahr 2010 haben ca. 3000 PTA auf Bundesebene gefehlt – eine Trendwende ist nicht in Sicht. Die PTA-Schulen melden sinkende Bewerberzahlen und abnehmendes Interesse an der PTA-Ausbildung. Was ist schuld daran, wie ließe sich Abhilfe schaffen? Das Thema wurde beim Deutschen Apothekertag zwar angerissen, aber nicht diskutiert. Bildeten die beiden Anträge zum Berufsbild bzw. der Ausbildungsordnung der PTA doch das Schlusslicht der umfangreichen Tagesordnung in Düsseldorf. Wer hat am Samstag, dem dritten und letzten Tag der Hauptversammlung, kurz vor 14 Uhr noch wirklich Lust auf tiefgründige Erörterungen? Der Magen knurrt, man möchte zum Zug oder Flieger. Ist ja auch verständlich. Schließlich hatten die Apothekertagsdelegierten seit Donnerstag viele Stunden lang aufmerksam zugehört, fleißig debattiert und engagiert um Antragsformulierungen gerungen. Nun war die Luft raus. Immerhin wurde der vom Apothekerverband Westfalen-Lippe eingebrachte und auch wortreich begründete Antrag "eine qualitativ hochwertige Ausbildung kompetenter PTA in ausreichender Zahl weiterhin zu ermöglichen" mehrheitlich angenommen.

Jetzt sind die Berufsorganisationen in der Pflicht, sich zu kümmern. Auftrag und Ziel sind klar: Das Berufsbild aufpolieren, mehr junge Menschen (auch Männer?) für die PTA-Ausbildung gewinnen. Angeblich sind es die mangelnden Entwicklungsmöglichkeiten im späteren Berufsleben, die zurzeit abschreckend wirken. So formuliert es der Apothekerverband Westfalen-Lippe in seiner Antragsbegründung, so liest man es beim Bundesverband der PTA, dem BVpta. Doch nicht jeder Schulabgänger denkt bereits strategisch. Vordergründige Entscheidungen und der schnelle Lustgewinn spielen bei der Berufswahl häufig eine viel größere Rolle. Und so dürften die wenig üppigen Tarifgehälter und die aus Sicht junger Menschen ziemlich freizeitunfreundlichen Arbeitszeiten in der Apotheke (abends, am Samstag) leider eher ein Problem sein.

Möglicherweise wirkt der PTA-Beruf inzwischen nicht mehr so krisensicher wie noch vor einigen Jahren. Die Kampagnen über den "Raubbau an den Apotheken" und ähnliche Aktionen sowie ein für Patienten spürbarer Personalabbau (immer mehr Halbtags- und Minijobkräfte) zeigen eben auch unerwünschte Nebenwirkungen.

Umso wichtiger ist es, beim Berufsbild so schnell wie möglich positive Akzente zu setzen. Und vor allem den PTA-Beruf noch viel bekannter zu machen. Denn noch immer herrscht in der Bevölkerung viel Unkenntnis über die Apothekenberufe. Erst kürzlich war in einem aktuellen Tatort-Film von einem "Apothekenverkäufer" die Rede, obwohl eigentlich ein Apotheker gemeint war. Hier ist Öffentlichkeitsarbeit gefragt und zwar in jeder Apotheke!

Ein weiterer Aspekt, vor dem man sich nicht drücken darf, ist die Finanzierung der PTA-Ausbildung. Die Landesregierung Nordrhein-Westfalen will ab 2013 ihre Fördergelder streichen, hieß es in Düsseldorf. Auch in anderen Bundesländern gibt es Probleme. Müssen zukünftig die Apothekerorganisationen noch mehr zahlen? Das Schulgeld lässt sich nicht beliebig heraufsetzen – schon jetzt ist für viele Schüler und Eltern die Schmerzgrenze erreicht. Die Diskussion, die in Düsseldorf leider nicht mehr stattfand, darf nicht versickern. Denn ohne kompetente PTA in ausreichender Zahl ist die Qualität der Arzneimittelversorgung nicht aufrechtzuerhalten. Das sollten auch (Landes-)Politiker zur Kenntnis nehmen, die über die Finanzierung von Ausbildungsstätten entscheiden.


Reinhild Berger



DAZ 2011, Nr. 41, S. 112

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