Deutscher Apothekertag 2011

Der Frust sitzt tief

Benjamin Wessinger

Die Gespräche mit Kolleginnen und Kollegen auf dem Apothekertag und auf der Messe waren dieses Jahr von einem Gefühl geprägt: Frustration. Der am meisten geäußerte Satz war: "Es macht keinen Spaß mehr." Und damit waren meist nicht einmal die "alten" Themen wie Rabattverträge oder Retaxierungen gemeint.

Sicher, die Klage ist des Kaufmanns Gruß. Aber wenn man hört, dass durchaus erfolgreiche Apotheker mit der Vermietung ihrer Räume mehr verdienen würden, als sie heute mit der Apotheke erlösen, und dass Kollegen das Gefühl haben, sie würden "enteignet", weil sie merken, dass ihre Apotheke keine Säule ihrer Altersvorsorge, sondern unverkäuflich ist, dann ist das mehr als das übliche Jammern.

Dazu kommt das Gefühl der Enttäuschung, weil eine Regierung, in die man große Hoffnungen gesetzt hatte, sich offensichtlich kein bisschen um diese Sorgen und Nöte schert. Die FDP, die einmal als die Partei der Freiberufler, Selbstständigen und Mittelständler galt, wird beim Deutschen Apothekertag nicht von ihrem Bundesgesundheitsminister vertreten, sondern lässt das Grußwort von der Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion für Menschen mit Behinderung, Gabriele Molitor, verlesen. Deutlicher kann man Desinteresse kaum zeigen.

Dass der FDP-Gesundheitspolitiker Heinz Lanfermann die Warnungen vor einem Apothekensterben mit dem Hinweis abtut, die Zahl der Apotheken sei doch nur minimal gesunken, passt ins Bild. Dass bereits sechzehn Prozent dieser Apotheken Filialen sind, verschweigt er. Von einem Vertreter der Liberalen könnte man schon erwarten, dass er es problematisiert, wenn rund 3500 Apotheker ihre Selbstständigkeit aufgeben.

Und dann muss man sich von Herrn Spahn fragen lassen, was nur mit den Apothekern los sei, dass sie den Vertreterinnen von Linkspartei und Grünen zujubeln. "Da sieht man mal, in welcher Welt der lebt." meinte eine Kollegin trocken.


Benjamin Wessinger



DAZ 2011, Nr. 41, S. 116

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