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AOK hebt Ausschreibung für Olanzapin auf

BERLIN (ks/jz). Die AOK rudern bei ihrer jüngsten Ausschreibung zurück. Für das Neuroleptikum Olanzapin wird nun kein Rabattvertragspartner mehr gesucht. Grund sei, dass von 19 Generika-Anbietern, die die Substanz zum 1. Oktober 2011 in ihr Sortiment aufgenommen haben, nur zwei Hersteller die exakte Darreichungsform des Originalherstellers Lilly berücksichtigt haben. Dies habe zur Folge, dass es in der Praxis derzeit nur zu einem unzureichenden Generika-Wettbewerb mit dem Originalanbieter Lilly (Zyprexa®) komme.

"Wir haben den Markt wie bereits bei anderen Patentabläufen sehr genau beobachtet", erklärte Dr. Christopher Hermann, Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg und Verhandlungsführer für die bundesweiten AOK-Rabattverträge. "Anders als bei anderen Substanzen wie etwa Losartan, bei denen direkt nach Start ein intensiver und breiter Wettbewerb eintrat, gibt es hier trotz vieler Wettbewerber kaum wirklichen Wettbewerb." Die Unternehmen seien "gut beraten, ihre Sortimente nun schnellstmöglich auf Wettbewerbskurs zu bringen, wenn sie nicht sehenden Auges den Markt verschlafen wollen".

Eine Frage der Galenik

Laut AOK haben von den 19 Generika-Anbietern, die Olanzapin vertreiben, nur zwei in ihren Zulassungsunterlagen berücksichtigt, dass Lilly im Jahr 2007 die bedeutendste Arzneiform von "Filmtablette" auf "überzogene Tablette" umgestellt hat: Heumann Pharma und Aristo Pharma. Dies führe dazu, dass der Originalhersteller Lilly bei der wichtigsten Arzneiform lediglich fürchten muss, dass in den Apotheken sein Präparat gegen zwei kleinere Generika-Wettbewerber ausgetauscht werden könnte.

Pro Generika: Wettbewerb muss sich erst entfalten

Pro Generika begrüßt die Entscheidung der AOK, den Wirkstoff, den die AOK noch vor Ablauf des Patentschutzes ausgeschrieben hatte, wegen zu geringer Resonanz seitens der Industrie aus der aktuellen Rabattvertragsausschreibung herauszunehmen: "Das aktuelle Beispiel zeigt klar, dass sich der Generikawettbewerb nach Patentablauf erst entfalten muss. Eine Ausschreibung in einer derartig frühen Phase schränkt aber die Möglichkeit einer marktgerechten Entwicklung eines funktionierenden Wettbewerbs mit einer Vielzahl von Anbietern deutlich ein, verhindert sie womöglich sogar", so Pro Generika-Geschäftsführer Bork Bretthauer.

Rabattverträge über Patentablauf hinaus

Dies gelte umso mehr, da die meisten Krankenkassen bereits Rabattverträge über das Erstanbieterprodukt Zyprexa® geschlossen haben, die über den Patentablauf hinausreichen, so Bretthauer. Mehrere Studien sollen zeigen, dass der Generikawettbewerb circa zwei Jahre benötige, um voll in Fahrt zu kommen und seinen Höhepunkt zu erreichen. "Je mehr Anbieter auf dem Markt sind, umso dynamischer entwickelt sich der Wettbewerb und umso höher sind die nachhaltigen Einsparungsmöglichkeiten für die GKV", erläuterte Bretthauer.

Lilly: Nur ein Missverständnis

Das Patent des Originalanbieters Lilly für Zyprexa® lief am 27. September aus. Dort versteht man die Begründung zur Aufhebung der Ausschreibung jedoch nicht: Befragt zur konkreten Änderung von "Filmtablette" auf "überzogene Tablette" teilte man mit, es handle sich möglicherweise um ein Missverständnis der Behörde, die nicht erkannt habe, dass die Begriffe "Filmtabletten" und "überzogene Tabletten" synonym benutzt werden.



DAZ 2011, Nr. 41, S. 20

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