Aus Kammern und Verbänden

Probleme im Bund – Lösungen im Land

In der Kammerversammlung der Apothekerkammer Schleswig-Holstein am 28. September in Kiel berichtete Kammerpräsident Gerd Ehmen über die bundesweiten Probleme der Apotheken und über die aussichtsreiche politische Zusammenarbeit der Heilberufler auf Landesebene. Ein weiterer Themenschwerpunkt war die geplante Studie der ABDA zum Nutzen pharmazeutischer Interventionen bei Herzinsuffizienz (siehe den Bericht in DAZ aktuell auf Seite 21).
Foto: DAZ/tmb
Podium bei der Kammerversammlung in Schleswig-Holstein (von links): Justitiar Dr. Stefan Zerres, Präsident Gerd Ehmen, Geschäftsführer Frank Jaschkowski, Vizepräsidentin Dr. Roswitha Borchert-Bremer, Vorstandsmitglied Harald Erdmann.

Die betriebswirtschaftlichen Auswertungen der Apotheken gingen nach unten, berichtete Ehmen und folgerte: "Ohne Polster kommt man in Not." Der Arbeitsaufwand sei fast nicht mehr zumutbar, auch körperlich. Es sei auch keine Besserung in Sicht – im Gegenteil, 2012 drohen durch neue Großhandelskonditionen weitere Probleme. Vor diesem Hintergrund habe der ABDA-Gesamtvorstand im September eine Resolution an das Gesundheitsministerium beschlossen und darin eine Neuregelung der 2004 festgelegten Honorierung gefordert, sowohl für das "Packungshonorar" als auch für weitere Aspekte wie die Rezeptur. Diese Forderungen seien früher oft aus Sorge um den Erhalt der Arzneimittelpreisverordnung zurückgestellt worden. Doch "wir können uns diese Zurückhaltung nicht mehr leisten", so Ehmen. Denn für pharmazeutische Tätigkeiten fehlen Zeit und Geld.

Zu den Problemen im Zusammenhang mit Rabattverträgen, insbesondere zur jüngsten Entwicklung beim AOK-Vertrag über Metoprolol, meinte Ehmen: "So kann es nicht weitergehen." Es könne nicht sein, dass unsere Gesundheitsversorgung dadurch in Verruf kommt und unpraktikabel wird.

Gute Zusammenarbeit im Land

Positiver war Ehmens Bilanz zur Arbeit in Schleswig-Holstein. Vor dem Hintergrund der Ausdünnung der Versorgung hatte die Interessengemeinschaft der Heilberufe (IdH) am 21. September ihre erste Gesundheitskonferenz veranstaltet (siehe Bericht in AZ 39). Ehmen hob die große Gemeinsamkeit der Heilberufler im Land hervor, die auch als Signal bei der Politik ankomme. Bei der Kassenärztlichen Vereinigung und der Ärztekammer bestehe "riesengroße Gesprächsbereitschaft". Bei den Politikern habe es teilweise große Überraschungseffekte gegeben. Auch die Apotheker vor Ort sollten sich nicht scheuen, das Gespräch mit den Ärzten zu suchen. Denn Kooperation zu suchen sei etwas anderes, als den anderen etwas wegzunehmen, erklärte Ehmen. "Wir werden die Situation nicht in den Griff bekommen, wenn wir uns nicht alle zusammentun", lautete die Botschaft des Kammerpräsidenten.

Erfolgreiche Testkäufe

Kammergeschäftsführer Frank Jaschkowski berichtete über die Beratungsinitiative der Kammer. Bei der vorigen Runde der Testkäufe im Frühjahr sind 250 Apotheken besucht worden. Die Ergebnisse haben sich gegenüber früheren Jahren weiter verbessert, insbesondere bei der Präsentation von Durchfall als Symptom. Beim Präparatewunsch sei jedoch wiederum vielfach erst aufgrund einer Nachfrage beraten worden. Jaschkowski regte an, künftig möglicherweise auch Rezepturen zu überprüfen, weil das Ministerium bei seinen Proben relativ häufig Beanstandungen habe.

Versorgungswerk: Längerlebigkeit verarbeitet

Kammerjustitiar Dr. Stefan Zerres berichtete über den Jahresabschluss 2010 des Versorgungswerkes der Apothekerkammer Schleswig-Holstein. Das Versorgungswerk habe die Längerlebigkeit trotz der Probleme an den Kapitalmärkten jetzt verarbeitet. Dadurch bestehe nun aber kein Spielraum für eine Dynamisierung von Renten oder Anwartschaften. Daraufhin wurde der Jahresabschluss einstimmig ohne Dynamisierung beschlossen.

Zur langfristigen Entwicklung wies Zerres auf mögliche Risiken durch Finanzkrisen, die Debatte um Senkungen des Beitragssatzes der gesetzlichen Rentenversicherung und durch niedrige Zinsen hin. Denn derzeit liege die Rendite langfristiger Bundesanleihen von etwa 1,78% deutlich unter dem Rechnungszins von 3,75%. Trotz dieser Risiken solle die Dynamisierung als langfristiges Ziel nicht aus den Augen verloren werden, sie könne aber jeweils höchstens ein Prozent betragen. Die Kammerversammlung diskutierte daraufhin kontrovers über eine grundsätzliche Strategie, wie die Folgen der schwachen Kapitalmarktentwicklung zwischen Beitragszahlern und Rentnern aufgeteilt werden sollten.


tmb



DAZ 2011, Nr. 40, S. 124

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