Arzneimittel und Therapie

Hochrisikopatienten profitieren von Prophylaxe mit Posaconazol

Das Azol-Antimykotikum Posaconazol (Noxafil®) hat in der Prophylaxe invasiver Pilzinfektionen bei Patienten mit hämato-onkologischen Erkrankungen oder Immundefizienz einen festen Stellenwert. Neuste Studienergebnisse belegen die Wirksamkeit von Posaconazol in der neutropenischen Frühphase nach allogener Stammzelltransplantation.

Invasive Mykosen treten etwa bei einem Drittel der Patienten mit akuter Leukämie aufgrund einer starken Schwächung ihres Immunsystems nach intensiver Chemotherapie auf. Besonders aggressiv ist eine Aspergillose, die mit einer hohen Mortalität verknüpft ist. Auch nach Knochenmarkstransplantationen sind lebensbedrohliche Schimmelpilze gefürchtete Erreger. Daher bedeutet eine geeignete Primärprophylaxe bei Patienten mit hämato-onkologischen Erkrankungen oder Immundefizienz einen wichtigen Fortschritt hinsichtlich verringerter Morbidität und Mortalität.

Prophylaktischer Einsatz von Posaconazol sinnvoll

Das orale Breitspektrum-Azol-Antimykotikum Posaconazol wurde im Oktober 2005 in der Europäischen Union erstmals zugelassen und ist mittlerweile in der Prophylaxe invasiver Mykosen fest etabliert, was sich in nationalen und internationalen Leitlinien widerspiegelt und kürzlich auf einem von MSD Sharp & Dohme GmbH im Rahmen der 45. Wissenschaftlichen Tagung der Deutschsprachigen Mykologischen Gesellschaft in Kiel veranstalteten Symposium bestätigt wurde. Prof. Dr. Oliver Cornely, Dr. Werner Heinz und Prof. Dr. Helmut Ostermann stellten Studienergebnisse, klinische Erfahrungen und Berechnungsmodelle vor, welche dafür sprechen, dass eine Posaconazol-Prophylaxe auch im klinischen Alltag invasive Mykosen reduziert, die pilzbedingte Sterblichkeit verringert und Kosten spart.

Höchster Empfehlungsgrad für Primärprophylaxe

Der prophylaktische Einsatz von Posaconazol zur Primärprävention invasiver Mykosen bei Patienten mit akuter myeloischer Leukämie (AML) oder myelodysplastischem Syndrom (MDS) mit Neutropenie in Zusammenhang mit der Chemotherapie sowie Empfängern einer hämatopoetischen Stammzelltransplantation (HSCT) mit Graft-versus-Host-Disease (GvHD, Transplantat-gegen-Wirt-Erkrankung) beruht sowohl auf internationalen Empfehlungen der European Conference on Infections in Leukemia (ECIL) als auch auf einer deutschen Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft Infektionen in der Hämatologie und Onkologie (DGHO). Beide Empfehlungen stimmen bezüglich des evidenzbasierten Stellenwerts von Posaconazol überein und empfehlen das Azol-Antimykotikum mit dem höchsten Empfehlungsgrad A1 zur Primärprävention invasiver Mykosen. Die Empfehlungen stützen sich auf Daten aus zwei randomisierten klinischen Multicenterstudien an insgesamt mehr als 1200 Patienten. Bei AML- oder MDS-Patienten war der Anteil gesicherter oder wahrscheinlich invasiver Pilzinfektionen einschließlich invasiver Aspergillosen in der Posaconazol-Gruppe signifikant geringer als in der Fluconazol- bzw. Itraconazol-Gruppe. Zudem fiel die Überlebenszeit unter Posaconazol signifikant länger aus als bei Patienten der Vergleichsgruppe. Bei Patienten mit schwerer GvHD war Posaconazol ähnlich wirksam wie Fluconazol, es erwies sich in der Prophylaxe invasiver Aspergillosen und der Senkung der Sterblichkeit jedoch als überlegen.

Real-life-Daten bestätigen Wirksamkeit der Prophylaxe

Mittlerweile ist der prophylaktische Einsatz von Posaconazol zur Primärprävention invasiver Mykosen bei Patienten mit akuter myeloischer Leukämie oder myelodysplastischem Syndrom mit Neutropenie in Zusammenhang mit der Chemotherapie sowie Empfängern einer allogenen hämatopoetischen Stammzelltransplantation mit GvHD an vielen Zentren verbreiteter Standard. In der klinischen Praxis hat sich die Prophylaxe mit Posaconazol sehr gut bewährt und entspricht hinsichtlich der Inzidenz invasiver Mykosen den Ergebnissen der klinischen Studien, wie die Experten berichteten.

In neutropenischer Frühphase nach SCT wirksam

Patienten nach allogener Stammzelltransplantation (SCT) haben auch ein verstärktes Risiko für invasive Pilzinfektionen unmittelbar nach der Transplantation bis zum Anwachsen der Stammzellen im Knochenmark solange sie neutropenisch sind. Leitlinien empfehlen Fluconazol 400 mg/Tag für allogen stammzelltransplantierte Patienten bis zur Entwicklung einer GvHD. Seit kurzem gibt es erstmals auch prospektive Daten für Patienten in der Neutropeniephase unmittelbar nach allogener Stammzelltransplantation, die zeigen, dass Posaconazol 600 mg/Tag bei invasiven Mykosen in der Frühphase nach Stammzelltransplantation wirksam ist. Eine Zulassung liegt allerdings für dieses Anwendungsgebiet noch nicht vor.

Weniger Mykosen und höhere Überlebensrate

In der aktuell veröffentlichten Beobachtungsstudie an 49 Erwachsenen nach Erst-Stammzelltransplantation wurde eine Primärprophylaxe mit Posaconazol mit einer Primärprophylaxe mit Itraconazol verglichen. Nach 100 Tagen Behandlung konnte bei keinem der Patienten aus der Posaconazol-Gruppe eine nachgewiesene oder vermutete invasive Mykose gemäß EORTC (European Organisation for Research and Treatment of Cancer) dokumentiert werden, jedoch bei 12% der mit Itraconazol behandelten Patienten. Die Beobachtungszeit überlebten aus der Posaconazol-Gruppe 91%, in der Itraconazol-Gruppe 56% der Patienten ohne Mykosen. Die Gesamtüberlebensrate unterschied sich ebenfalls wie beide vorangegangenen Kriterien signifikant (91% gegen 63%).


Quelle

Cornely, O.A. et al.: Posaconazole vs. fluconazole or itraconazole prophylaxis in patients with neutropenia. N Engl J Med 2007;356:348-359.

Ullmann, A.J.; et al.: Posaconazole or fluconazole for prophylaxis in severe graft-versus-host disease. N Engl J Med 2007;356:335-347.

Sánchez-Ortega, I.; et al.: Clinical efficacy and safety of primary antifungal prophylaxis with posaconazole vs itraconazole in allogeneic blood and marrow transplantation.

Bone Marrow Transplant 2011; 46: 733-739.


Apothekerin Gode Meyer-Chlond



DAZ 2011, Nr. 40, S. 45

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