DAZ aktuell

Spagat zwischen Wissenschaft und Praxis meistern

INNSBRUCK (cb). Auf der diesjährigen Jahrestagung wählten die Mitglieder der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft Prof. Dr. Dieter Steinhilber zu ihrem neuen Präsidenten. Steinhilber, der an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main am Lehrstuhl für Pharmazeutische Chemie arbeitet, wird am 1. Januar 2012 die Präsidentschaft antreten. Wir sprachen mit Professor Steinhilber über die Pläne für seine Amtszeit und die Ziele der DPhG.
Foto: Steinhilber
Prof. Dr. Dieter Steinhilber "Ich habe die Ehre, eine sehr gut organisierte und aktive wissenschaftliche Gesellschaft zu übernehmen."

DAZ:

Zunächst einmal auch von uns herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Wahl zum DPhG-Präsidenten. Was haben Sie sich für Ihre Amtszeit, die am 1. Januar 2012 beginnen wird, vorgenommen?

Steinhilber: Ich habe zwei Hauptanliegen. Zum einen möchte ich gemeinsam mit dem DPhG-Vorstand die Präsenz der Pharmazie in der wissenschaftlichen Community verstärken. Wir als Pharmazeuten müssen unsere große Kompetenz für alle Belange der Wirkstoffentwicklung noch stärker nach außen vertreten. Ich möchte gern ein Diskussionsforum schaffen, um herauszufinden, was z. B. getan werden muss, um Kommunikationsprobleme in diesem Bereich zu überwinden.

Das zweite Anliegen ist, die Zusammenarbeit mit der Industrie, die ja in der Vergangenheit schon gut war, weiter zu intensivieren. Ein wichtiges Ziel dabei ist, den Abstand zwischen industrieller und universitärer Forschung zu verkleinern und die Interaktion zu verbessern. Diese Bemühungen sollten auch dazu führen, die Präsenz von Pharmafirmen auf DPhG-Jahrestagungen zu verstärken. Unterstützung erhoffe ich mir in dieser Hinsicht von den beiden neuen Vorstandsmitgliedern Prof. Dr. Stefan Laufer und Dr. Olaf Queckenberg, die über exzellente Kontakte zur Industrie verfügen.


DAZ:

Was möchte die DPhG konkret für Pharmazeuten in den öffentlichen Apotheken tun?

Steinhilber: Im neuen DPhG-Vorstand sind mit Frau Apothekerin Kathrin Müller und Herrn Apotheker Dr. Thomas Maschke zwei Offizinapotheker vertreten, das ist eine gute Ausgangsbasis. Wir haben derzeit zahlreiche Konzepte in der Entwicklung, um die Apotheker mit fundierten, für die Praxis nützlichen, wissenschaftlichen Informationen zu versorgen. Das erwarten unsere Mitglieder, die in der öffentlichen Apotheke tätig sind, auch von uns. Wenn diese Konzepte dann druckreif sind, werden auch Fachzeitschriften wie die DAZ das Medium sein, um sie zu verbreiten. Auch die DPhG-Statements, mit denen sich die Gesellschaft zu aktuellen Themen positioniert, wird es weiterhin geben. Auf den nächsten Jahrestagungen werden wir außerdem in bewährter Weise den "Tag der Offizinpharmazie" als Fortbildungsangebot für die Apotheker der jeweiligen Region abhalten. Persönlich engagiere ich mich in der Fortbildung von Apothekern als Vorsitzender der Akademie für Pharmazeutische Fortbildung der LAK Hessen.

Wie Sie wissen ist die DPhG ja die einzige wissenschaftliche Fachgesellschaft, in der alle pharmazeutischen Disziplinen vereinigt sind. Wir haben daher die Herausforderung, den Spagat zu schaffen, sowohl die Interessen der wissenschaftlichen Pharmazie im Hochschulbereich als auch die Interessen der pharmazeutischen Praxis in der öffentlichen wie auch der Klinikapotheke zu vertreten. Diese Herausforderung nehmen wir gern an.


DAZ:

Ein wichtiges Anliegen der DPhG war stets die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Wie positionieren Sie sich dazu?

Steinhilber: Das wird auch in Zukunft wichtig sein, denn wir haben das Problem, dass viele hoffnungsvolle Nachwuchswissenschaftler an der Hochschule nur geringe Perspektiven für sich sehen und sich daher um lukrativere Jobs bemühen. Wir benötigen jedoch auch in Zukunft genügend Hochschullehrer mit pharmazeutischem Hintergrund. Da es an einigen pharmazeutischen Instituten bereits Nachwuchsprobleme gibt, sollten wir schon zum Ende der Promotions- bzw. Postdoc-Phase die Weichen entsprechend stellen, um unserem Nachwuchs Perspektiven aufzuzeigen. Eine gute Möglichkeit bieten hier die DPhG-Doktorandentagungen, wo auch in Zukunft Vertreter der Hochschulen wie auch der Industrie und der Bundeswehr anwesend sein werden, um dem Nachwuchs mögliche Berufswege aufzuzeigen.



DAZ 2011, Nr. 39, S. 50

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