Prisma

Neuer Ansatz bei rasch progressiver Glomerulonephritis

Wissenschaftler der Universitätsmedizin Greifswald sind gemeinsam mit einer Forschergruppe aus Paris der Heilung einer schweren Nierenerkrankung – der rasch progressiven Glomerulonephritis – einen bedeutenden Schritt näher gekommen. Wie sie in "Nature Medicine" schreiben, konnten sie nachweisen, dass die Aktivierung des EGF-Rezeptors – eine Art Wachstumsbeschleuniger für Körperzellen – die Nierenfunktion binnen Tagen zum Erliegen bringen kann.

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Innerhalb von Tagen bis Wochen kann es bei der rasch progressiven Glomerulo- nephritis zu Nierenversagen kommen. Deut- sche und französische Forscher haben nun einen möglichen Behandlungsansatz.

Bei der rasch progressiven Glomerulonephritis (RPGN) kommt es infolge einer besonders schweren Entzündung zu Zellwucherungen, die die Glomeruli der Nieren innerhalb von Tagen bis Wochen zerstören kann und dann in Nierenversagen mündet. Die Krankheit ist relativ selten, es gibt jedoch erste Hinweise, dass der nun für das Krankheitsgeschehen als wichtig identifizierte EGF-Rezeptor auch bei weiteren, häufigeren Nierenerkrankungen eine bedeutende Rolle spielen könnte.

Aktuell konnten Nierenforscher zeigen, dass bei der rasch progressiven Glomerulonephritis Podozyten, ein wichtiger Zelltyp in den Glomeruli, durch das Hormon HB-EGF (Heparin-Binding EGF-Like Growth Factor) über den EGF-Rezeptor zu unkontrolliertem Wandern angeregt werden. Dabei aktivieren die Podozyten einen benachbarten Zelltyp, mit dem sie gemeinsam die typische halbmondförmige Zellwucherung verursachen. Wurde der EGF-Rezeptor in den Podozyten ausgeschaltet oder z. B. mit der Substanz Erlotinib gehemmt, konnte die Zellwucherung eingedämmt und damit im Tierversuch der Verlust der Nierenfunktion verhindert werden. Erlotinib ist bereits für die Behandlung bestimmter Krebserkrankungen zugelassen. Möglicherweise kann es künftig auch bei RPGN-Patienten oder Patienten mit anderen Nierenerkrankungen zum Einsatz kommen.


ral


Quelle: Pressemitteilung der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald vom 25. 9. 2011



DAZ 2011, Nr. 39, S. 10

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