Arzneimittel und Therapie

Metaanalyse zur Therapie der akuten Phase

In einer Metaanalyse wurden Effektivität und Akzeptanz gebräuchlicher Wirkstoffe zur Therapie der akuten Manie ermittelt. Die Antipsychotika Risperidon, Olanzapin und Haloperidol schnitten dabei besser ab als der Stimmungsstabilisator Lithium. Dagegen wirkten die Antiepileptika Gabapentin, Lamotrigin und Topiramat bei akuter Manie nicht besser als Placebo.
Der Forest-Plot gibt bei einer Metaanalyse eine Orientierung über Trends der Studien. Er zeigt, dass Antipsychotika bei manischen Episoden besser wirken als Stimmungsstabilisatoren wie Lithium. Mediane Veränderungen kleiner als 0 begünstigen die Verum-Therapie, Veränderungen größer als 0 sprechen für die Placebotherapie (links). Eine Odds ratio (OR) kleiner als 1 begünstigt die Verum-Therapie, Veränderungen größer als 1 sprechen für die Placebotherapie (rechts).

Zur Therapie akuter manischer Phasen während bipolaren Erkrankungen werden üblicherweise Antipsychotika, Stimmungsstabilisatoren oder Antiepileptika eingesetzt. Vertreter dieser drei Wirkstoffgruppen sind effektiver als Placebo. Bislang war aber nicht bekannt, wie und ob sich die einzelnen Wirkstoffe in ihrer Effektivität unterscheiden. Um diese Frage zu beantworten, führte eine internationale Arbeitsgruppe eine Meta-Analyse der vorhandenen Literatur der letzten 30 Jahre durch. Zur Auswertung kamen 68 randomisierte kontrollierte Studien, die zwischen 1980 und 2010 durchgeführt worden waren. Dabei konnten die Daten von mehr als 16.000 Patienten erfasst werden, die mit einem der folgenden Wirkstoffe behandelt worden waren: Mit den Antipsychotika Risperidon, Olanzapin, Haloperidol, Aripiprazol, Asenapin, Quetiapin und Ziprasidon, mit den Antiepileptika Carbamazepin, Valproat, Gabapentin, Lamotrigin und Topiramat sowie mit dem Stimmungsstabilisator Lithium.

Der primäre Studienendpunkt der Metaanalyse waren die Abnahme der Krankheitssymptomatik (Veränderung auf der Young Mania Rating Scale YMRS; einer Skala zur Beurteilung der akuten Manie) und die Akzeptanz der Therapie. Diese wurde über die Raten der Therapieabbrecher innerhalb der ersten drei Wochen ermittelt.

Ergebnisse der Metaanalyse

In einer Intention-to-treat-Analyse wurden die einzelnen Wirkstoffe mit einer Placebotherapie sowie untereinander verglichen. Dabei konnten folgende Aussagen getroffen werden:

  • Haloperidol, Risperidon, Olanzapin, Lithium, Quetiapin, Aripiprazol, Carbamazepin, Asenapin, Valproat und Ziprasidon waren signifikant wirksamer als ein Placebo, wohingegen Gabapentin, Lamotrigin und Topiramat nicht wirksamer als Placebo waren. (siehe Abb.).

  • Beim Vergleich der einzelnen Wirkstoffe untereinander zeigte sich Haloperidol als die effektivste Substanz. Haloperidol war signifikant wirksamer als Lithium, Quetiapin, Aripiprazol, Carbamazepin, Asenapin, Valproat, Ziprasidon, Lamotrigin, Topiramat und Gabapentin.

  • Risperidon und Olanzapin zeigten eine vergleichbare Wirksamkeit und waren effektiver als Valproat, Ziprasidon, Lamotrigin, Topiramat und Gabapentin.

  • Olanzapin, Risperidon und Quetiapin führten zu weniger Therapieabbrüchen als Lithium, Lamotrigin, Placebo, Topiramat und Gabapentin (s. Abb.). Im Hinblick auf die Abbruchraten war Haloperidol dem atypischen Antipsychotikum Olanzapin unterlegen.

Somit waren Haloperidol, Risperidon und Olanzapin die effektivsten Substanzen zur Therapie der akuten manischen Phase einer bipolaren Erkrankung.

Die Einschränkung dieser Aussage auf die akute Phase wird auch von den Autoren und Kommentatoren der Studie hervorgehoben. Die Überlegenheit von Haloperidol, Risperidon und Olanzapin konnte nur für die kurze Phase der akuten Manie gezeigt werden. Welche Wirkstoffe zur Rückfallprävention und zur langfristigen Therapie am besten geeignet sind, wurde in der Metaanalyse nicht erfasst. Es ist durchaus möglich, dass in diesen Krankheitsphasen andere Wirkstoffe vorteilhafter sind.


Quelle

Cipriani A., et al.: Comparative efficacy and acceptability of antimanic drugs in acute mania: a multiple-treatments meta-analysis. Lancet online 17. August 2011. DOI:10.1016/S0140-6736(11) 60873-8.

Berk M., et al.: Should antipsychotics take pole position in mania treatment? Lancet online 17. August 2011. DOI: 10.1016/S0140-6736(11)61060-X.


Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

Zum Weiterlesen


Pharmako-logisch!
Die Depression: Von der Unerträglichkeit des Seins

DAZ 2010, Nr. 5, S. 62 – 95.



DAZ 2011, Nr. 37, S. 49

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