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Gesetzliche Renten im Sinkflug

Wer heute nach 45 Beitragsjahren mit Durchschnittsverdienst in Rente geht, bekommt 50,8% des aktuellen Durchschnittsgehaltes als gesetzliche Altersrente. Bis 2025 wird sich dieser Wert auf 45,2% reduzieren, bis 2030 auf bloße 43%. Dies ist eine Folge der Rentenreformen. Die Bundesregierung rät deshalb, zusätzliche Altersvorsorge zu betreiben, z. B. durch die Riester-Rente. Ein leicht zynischer Rat für alle, die aufgrund niedriger Einkommen keine Chance für Eigenbeiträge haben.

Das Durchschnittseinkommen wird sich nach Regierungsprognosen von derzeit 30.268 Euro bis 2025 auf 46.700 Euro erhöhen: ein Plus von etwa 54%.

Im gleichen Zeitraum werden die gesetzlichen Renten lediglich um 34% steigen. Dieses Absinken des Rentenniveaus müsse niemand verwundern, so das Bundesarbeitsministerium. Es sei darauf immer wieder hingewiesen und mehr Eigenvorsorge, etwa durch die staatlich geförderte Riester-Rente, empfohlen worden.

Tatsächlich haben etwa 15 Millionen Bundesbürger einen Riester-Vertrag. Doch wer mit seinem Gehalt nicht oder gerade eben über die Runden kommt, ist mit privater Altersvorsorge überfordert – Zuschüsse vom Staat hin oder her.

Mindestrentenmodelle

Immer mehr Politiker fordern daher eine gesetzliche Mindestrente: Die Linke propagiert ein Minimum von 850 Euro für alle Rentnerinnen und Rentner.

Auch SPD-Chef Sigmar Gabriel befürwortet eine Garantierente, und SPD-Vizechefin Manuela Schwesig wirft der Regierung vor, die Ablehnung flächendeckender Mindestlöhne erhöhe das Risiko der Altersarmut für viele Menschen.

Mit 824 Euro Garantierente liegen die Pläne der Grünen etwas unter denen der Linken; sie soll denjenigen vorbehalten sein, die mindestens 30 Jahre versicherungspflichtig, aber zu unterdurchschnittlichem Gehalt gearbeitet haben.

Der CDU-Arbeitnehmerflügel denkt an eine Art Mindestrente (durch Steuerzuschüsse) für Personen, die mindestens 35 Jahre Vollzeit gearbeitet haben. Ein praktisches Problem: Bisher wird die Arbeitszeit von der Rentenversicherung nicht erfasst.

FDP-Vize Rainer Brüderle will dagegen den Rentenbeitragssatz um mindestens 0,8 Prozentpunkte senken, um neue Arbeitsplätze zu schaffen. Inwiefern sich das für die Bezieher von Niedriglöhnen rentensteigernd auswirken soll, bleibt unklar.


Dr. Sigrid Joachimsthaler



DAZ 2011, Nr. 36, S. 90

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