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Ein riskanter Vergleich

Die Behauptung, dass angestellte Approbierte ein höheres Einkommen hätten als viele Apothekeninhaber, findet sich seit einiger Zeit in diversen Beiträgen, zuletzt in der Apotheker Zeitung vom 25. Juli 2011 . Doch birgt der Vergleich das Risiko einer Neiddebatte, die das eigentliche Ziel mit Sicherheit verfehlt.

"Apotheken-Ökonom" Prof. Dr. Andreas Kaapke schreibt in der AZ, "dass es in nicht wenigen Apotheken zu der grotesk anmutenden Situation kommt, dass die angestellten Apothekerinnen und Apotheker mehr verdienen als der jeweilige Inhaber". Diese Aussage ist nicht neu, aber auch Kaapke kann nur Vermutungen statt konkreter Zahlen vorlegen: Der für 2011 prognostizierte Jahresüberschuss nach Steuern liegt für den Inhaber in einigen Fällen unterhalb der tariflichen Angestelltengehälter.

Auch wenn Kaapke mit seinem Beitrag nicht niedrigere Angestelltengehälter fordert, sondern von der Politik Maßnahmen, die den Apothekenleitern ein lukratives Auskommen sichern, bleibt doch unterschwellig genau diese Botschaft hängen: Die angestellten Approbierten verdienen mehr als die Chefs, ohne die wirtschaftliche Verantwortung tragen zu müssen. In der ständigen Wiederholung führt das dazu, dass die Gehälter als zu hoch angesehen werden.

Wer aber neidvoll auf das wahrlich nicht üppige Gehalt approbierter Angestellter blickt, muss sich die Frage gefallen lassen – und an dieser Stelle hat Kaapke durchaus Recht – , "ob es sich bei den geschilderten Fällen um Ausnahmen handelt, die auch schon vor der Einführung des AMNOG unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten als bedenklich einzustufen waren."

Statt des Vergleichs von Inhaber- und Angestellteneinkommen wäre es gegenüber der Politik allemal wirkungsvoller, auf die fatalen Auswirkungen für die Gehälter, Wochenarbeitszeiten und Arbeitsplätze hinzuweisen. Auch der Vergleich mit anderen akademischen Berufen wäre legitim – nicht aber das Gegeneinanderausspielen von selbstständigen und angestellten Apothekern; das ist kontraproduktiv!

Nicht ungefährlich ist es auch, die strengen gesetzlichen Auflagen für den Apothekenbetrieb als Kostentreiber zu kritisieren, wenn gleichzeitig von der Standespolitik erleichternde Änderungen am Status Quo verteufelt werden. Man kann nicht einerseits die kleinteiligen und qualitativ anspruchsvollen Strukturen beibehalten wollen und andererseits die dadurch verursachten Ineffizienzen beklagen. Eine eindeutige Benennung der wirklichen Belastungen wäre sinnvoll.

Um die Situation der Apotheken insgesamt zu verbessern, setzt sich ADEXA gegenüber der Politik für eine Dynamisierung und Anpassung der seit 2004 stagnierenden Apothekenvergütung ein.


Tanja Kratt, ADEXA – Die Apothekengewerkschaft Zweite Vorsitzende



DAZ 2011, Nr. 31, S. 81

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