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Die Pipeline ist gefüllt

BERLIN (ks). Was künftige Innovationen betrifft, blicken die forschenden Arzneimittelhersteller optimistisch in die Zukunft. Immerhin 349 Projekte sind in den 43 Mitgliedsunternehmen des Verbands forschender Pharma-Unternehmen (vfa) soweit gediehen, dass eine Zulassung bis 2015 denkbar ist. "Damit dürften mehr als 130 Krankheiten besser behandelt sein", erklärte der vfa-Vorsitzende Dr. Wolfgang Plischke letzte Woche in Berlin.

Der vfa befragte im Mai dieses Jahres seine Mitgliedsunternehmen, welche ihrer Projekte bis 2015 die Chance haben, zu einer neuen Therapie zu führen. Dies konnten Projekte mit Medikamenten mit einem neuen Wirkstoff sein, aber auch solche mit einem bereits zugelassenen Wirkstoff in neuer Darreichungsform. Ebenso wurde nach bekannten Arzneimitteln gefragt, die gegen eine weitere Krankheit erprobt werden.

Es zeigte sich: Die Pipeline ist gefüllt. Wie viele der Projekte am Ende aber wirklich in ein zugelassenes Arzneimittel münden, ist allerdings noch nicht absehbar. Selbst bei Präparaten in Phase III der klinischen Entwicklung bleibt im Schnitt nur jedes zweite übrig. Dennoch: Die Hoffnung, dass viele Krankheiten künftig besser zu behandeln sind, ist groß.

Von den 359 genannten Projekten hat ein Drittel (166) Krebserkrankungen im Fokus. Zwölf Prozent befassen sich mit der Behandlung von Entzündungskrankheiten wie beispielsweise Rheumatoider Arthritis, Asthma oder multipler Sklerose. Jeweils elf Prozent richten sich gegen Infektions- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Weitere Projekte drehen sich etwa um Diabetes, Osteoporose oder Depressionen.

Plischke verwies insbesondere auf Hoffnungsträger, die gegen das Maligne Melanom, Hepatitis C oder Tuberkulose zum Einsatz kommen sollen. Bei Hepatitis C lägen die letzten Innovationen mehr als 30 Jahre zurück – doch die Erkrankung breitet sich in einigen Teilen der Welt wieder enorm aus. Auch vier neue Antibiotika sind in der Pipeline, die ausdrücklich auch gegen das multiresistente Bakterium MRSA wirksam sein sollen. Bei der Alzheimer-Demenz setzt man auf neue Diagnostika, die die krankheitstypischen Ablagerungen im Gehirn in einem früheren Stadium sichtbar machen können.

Die forschenden Pharmaunternehmen kümmerten sich aber nicht nur um umsatzträchtige medizinische Gebiete, betonte Plischke. Auch gegen seltene Erkrankungen könnten bis 2015 bis zu 38 Medikamente die Zulassung erlangen. Gegen Krankheiten mit besonderer Bedeutung für Entwicklungsländer können neben den TB-Präparaten auch Medikamente und ein Impfstoff gegen Malaria sowie ein Mittel gegen die in Afrika, Süd- und Mittelamerika heimische Flussblindheit kommen.

"Die forschenden Pharmaunternehmen stehen für Fortschritt auf wichtigen und schwierigen medizinischen Gebieten", erklärte Birgit Fischer. Dabei spiele der Standort Deutschland eine wesentliche Rolle. Allerdings sind nach Jahren steter Zuwächse – und das selbst während der Wirtschaftskrise – nun erstmals die Zahl der F&E-Mitarbeiter und die Höhe der F&E-Aufwendungen leicht gesunken. Die Investitionen der Unternehmen in Sachanlagen wie Laborkomplexe sanken sogar um 14 Prozent. "Ob sich dieser Trend wieder umkehren lässt, wird von der Entwicklung der Rahmenbedingungen abhängen, wozu vor allem die Entscheidung zugunsten einer steuerlichen Forschungsförderung gehört", so Fischer. Sie verwies darauf, dass alle wichtigen Wettbewerberländer mit diesem Förderinstrument lockten.



DAZ 2011, Nr. 27, S. 24

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