Niedersächsischer Apothekertag

Weiterhin gespanntes Warten

Die erwartete neue Apothekenbetriebsordnung war neben dem Dauerfrust über das AMNOG das größte berufspolitische Thema, das die Diskussionen während des Niedersächsischen Apothekertages beherrschte. Seit Mitte April, als dazu ein Positionspapier des Bundesgesundheitsministeriums bekannt wurde, gibt es keine neuen Fakten. Wie die ABDA das Papier bewertet, erläuterte Lutz Tisch, ABDA-Geschäftsführer Recht, im Rahmen einer "aktuellen Stunde".

Foto: DAZ/tmb
Lutz Tisch

Tisch betonte, dass noch immer kein Referentenentwurf vorliegt und das formale Verordnungsverfahren noch nicht begonnen hat. Da die neue Verordnung zum Jahreswechsel in Kraft treten solle, sei aber "in absehbarer Zeit" ein Referentenentwurf erforderlich. Tisch beschrieb die Position der ABDA in weitgehender Übereinstimmung zu seinen Ausführungen vom 29. April bei der Mitgliederversammlung des Apothekerverbandes Mecklenburg-Vorpommern in Rostock, die ausführlich in DAZ 18 (S. 20 – 22) dargestellt wurden. Ein Kerngedanke ist dabei, die möglichen Neuerungen hinsichtlich ihrer Bedeutung für das Apothekensystem zu hinterfragen. Tisch sieht die Gefahr, dass folgende Punkte die Ansprüche an eine Apotheke aushöhlen und letztlich die Versorgung verschlechtern:

  • Filialapotheken ohne Rezeptur und Labor,
  • die Öffnung des Botendienstes,
  • die weitgehende Aufhebung des Rezeptsammelstellenverbotes und
  • Sonderregeln für anspruchsvolle Rezepturen.

Noch stärker als bei seinen früheren Ausführungen betonte Tisch, dass die bisherige Apothekenbetriebsordnung auf die Anforderungen am Standort ausgerichtet ist. Arbeitsverteilungen innerhalb von Filialsystemen könnten dagegen einen Trend einleiten, noch weitergehende Größenvorteile realisieren zu wollen und so die Versorgung vor Ort zu schwächen. Ein geöffneter Botendienst könne zu einer dritten Regelversorgung werden und die vom Bundesverwaltungsgericht im "dm-Urteil" anerkannte Trennung zwischen Präsenz- und Versandapotheke aufweichen. Daher forderte Tisch, dass beim Botendienst der vorherige Kontakt zum pharmazeutischen Personal sichergestellt sein muss. Anderenfalls müsse der Bote zum pharmazeutischen Personal der Apotheke gehören. Hinsichtlich der Rezeptsammelstellen forderte Tisch, zwischen individuellen Sammelstellen und der grundsätzlichen Sammelmöglichkeit über den Postversand von Bestellungen zu unterscheiden. Individuelle Sammelstellen über die bisherigen genehmigten Sammelstellen hinaus brauche es nicht zu geben, meinte Tisch.

Zur Diskussion über Sonderregeln für anspruchsvolle Rezepturen nach dem Vorbild von Zytostatikazubereitungen verwies Tisch auf jüngste Ergebnisse einer Arbeitsgruppe innerhalb der ABDA. Es zeichne sich eine Tendenz ab, dass die ABDA Ausnahmen für solche Parenteralia befürwortet, die nicht im Abgabegefäß sterilisiert werden können. Dann könnten solche Rezepturen wie Zytostatika von anderen spezialisierten Apotheken hergestellt werden. Hinsichtlich der wissenschaftlichen Hilfsmittel riet Tisch, grundsätzlich die bisherige Auflistung beizubehalten. Anderenfalls würden "ewige Streitereien" mit den zuständigen Aufsichtsbehörden über die Auslegung der Vorschriften drohen.

tmb

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DAZ 2011, Nr. 20, S. 61

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