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Peter Ditzel

Der Reigen der regionalen Apothekertage ist angelaufen. Nach dem Westfälisch-lippischen Apothekertag im März, dem Sächsischen Apothekertag im April und dem Niedersächsischen Apothekertag am vergangenen Wochenende folgen noch der Bayerische Apothekertag am nächsten Wochenende und der Thüringische Apothekertag im Juni. Nur wenige mögen diese Veranstaltungen kritisch sehen. Ich halte diese Apothekertage, die jeweils in wechselnden Städten des Bundeslandes stattfinden, für eine hervorragende Einrichtung: An erster Stelle steht das Signal an die Politik und die Öffentlichkeit: Die Apotheker tagen, sie diskutieren über Berufs- und Gesundheitspolitik und sie bilden sich fort. Manche dieser Apothekertage sind sogar mit Veranstaltungen für die Öffentlichkeit verbunden, beispielsweise mit Aktionen, in denen sich die Apothekerinnen und Apotheker mit ihren Dienstleistungen präsentieren.

Nach innen betrachtet haben regionale Apothekertage die unschätzbare Aufgabe, die Kommunikation zwischen Kolleginnen und Kollegen zu fördern. Man trifft sich, man diskutiert, man tauscht Meinungen und Gedanken aus. Rahmenprogramm und gesellige Treffen im Rahmen des Apothekertags erleichtern es, ins Gespräch zu kommen.

Noch vor ein paar Jahren waren Apothekertage in erster Linie geprägt von berufs- und gesundheitspolitischen Diskussionen und Berichten. Apothekertage standen bei Apothekerinnen und Apothekern daher eher im Ruf, kleine Funktionärstagungen zu sein, die vor allem für einen weniger berufspolitisch Interessierten kaum einen Anreiz boten, teilzunehmen. Doch inzwischen stellen Kammern und Verbände als Veranstalter die Fortbildung in den Mittelpunkt. Regionale Apothekertage entwickeln sich mehr und mehr zu einem kurzweiligen Mix aus wohl dosierter Berufspolitik, geselligem Apothekertreffen und vor allem Fortbildung. Mit Recht. Das Fortbildungsprogramm bietet die gute Gelegenheit, mehrere Vorträge an einem Wochenende zu hören und Fortbildungspunkte zu sammeln. Apothekertage werden so auch für angestellte Apothekerinnen und Apotheker, PTA und PKA attraktiver.

Nach wie vor spielt jedoch auch die Berufspolitik eine Rolle auf einem regionalen Apothekertag. Und das sollte auch so bleiben, besonders in Zeiten, in denen Apotheken unter Gesetzesauswirkungen wie AMNOG zu leiden haben und Veränderungen wie die Novellierung der ApBetrO anstehen. Auf regionalen Apothekertagen gibt sich zwar nicht die oberste Riege der Gesundheitspolitik ein Stelldichein. Aber gerade die Politikerinnen und Politiker aus dem Gesundheitsausschuss, die Mitglieder im Bundestag sind es, die Gesetzesvorhaben mit beeinflussen, von denen Apotheken betroffen sind. Apothekerinnen und Apotheker können sich so ein Bild von diesen Politikern machen. Und dieses Bild fällt derzeit – höflich formuliert – sehr differenziert aus. Man hat den Eindruck, dass so manche dieser Politiker(innen) den Apotheker nicht mehr ernst nehmen, ihn mit Worthülsen einlullen und sich nicht für ihn einsetzen. Um es mal deutlich zu sagen: Der Apotheker ist ihnen wurscht. Wie sonst kann man sich das Pick-up-Desaster erklären? Unisono lehnen die Gesundheitspolitiker zwar Pick-up-Stellen ab ("Das haben wir so nicht gewollt, aber rechtlich ist nichts zu machen ..."), aber keiner entfaltet Initiativen oder macht Vorschläge, wie man eine Abschaffung doch noch bewirken kann. Ähnliches hört man in Sachen AMNOG: "Wir mussten auch Großhandel und Apotheken an den Einsparungen beteiligen, aber dass der Großhandel seinen Anteil an die Apotheken weiterreicht – das haben wir nicht gewollt." Jetzt rufen die Gesundheitspolitiker nach belastbaren Zahlen, wie sich die Einsparungen auswirken. Man wolle sich die Zahlen anschauen, gegensteuern und gegebenenfalls nachbessern. Worthülsen?

Auch die Hinweise unserer Berufspolitiker nach einer längst überfälligen Dynamisierung des Apothekerhonorars scheinen nicht bei den Parlamentariern angekommen zu sein. Von keinem sind bisher Hinweise, geschweige denn Vorschläge gekommen, wie man eine Dynamisierung umsetzen könnte. Hinzu kommt, dass sich so mancher Abgeordnete kein Bild von der Arbeit in der Apotheke machen kann, von den Belastungen durch die Rabattverträge und das AMNOG. Da blitzt viel Unkenntnis auf.

Diese Unkenntnis bei den Politikern dürfte vermutlich auch vorherrschen, wenn es um das neue ABDA/KBV-Konzept geht, das derzeit vonseiten der Apotheker der Gesellschaft und Politik angedient wird. Dieses Konzept, das Vorteile für den Patienten, aber auch für die Zusammenarbeit von Arzt und Apotheker und darüber hinaus deutliche Einsparungen im Gesundheitswesen z. B. durch eine bessere Compliance bringen soll, wird zwar verbal von den Politikern begrüßt. Wenn sie aber hören, dass die erbrachten Leistungen von Arzt und Apotheker honoriert werden sollen, kommt Skepsis auf.

Jetzt wäre es angebracht, wenn das ABDA/KBV-Konzept auch in der Berufsöffentlichkeit erläutert und diskutiert werden würde – vielleicht bei einem der kommenden Apothekertage?


Peter Ditzel



DAZ 2011, Nr. 20, S. 3

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