Aus Kammern und Verbänden

Neujahrsempfang in Düsseldorf

Barbara Steffens, Ministerin für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen, und ihre Staatssekretärin Marlies Bredehorst sowie etwa 150 weitere Repräsentanten des Gesundheitswesens, Freunde und Partner der Apothekerkammer Nordrhein hatten sich am 5. Januar zum traditionellen Neujahrsempfang im Maxhaus in Düsseldorf eingefunden.
Ministerin Barbara Steffens und Kammerpräsident Lutz Engelen mit dem von Giovanni Kohm gemalten Bild "Heilberufliche Kompetenz". Foto: Alois Müller

Weitere Ehrengäste waren Landesministerialrat Dr. Frank Stollmann, Ministerialrat Walter Frie, die Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, Gabriele Overwiening, sowie die Vorsitzenden der Apothekerverbände Nordrhein und Westfalen-Lippe, Thomas Preis und Dr. Klaus Michels.

Im Dialog mit Ministerin Steffens

Lutz Engelen, Präsident der Apothekerkammer Nordrhein, begrüßte die Gäste und betonte in seiner Ansprache, dass die Apotheker in Nordrhein-Westfalen dankbar die Orientierung der rot-grünen Gesundheitspolitik am Menschen und die kritische Haltung gegenüber Pick up und Arzneimittelversandhandel zur Kenntnis genommen haben. Nicht minder aufmerksam habe man die Mahnung gehört, den Heilberuf verantwortungsvoll und qualitätsbewusst auszuüben. Beide Apothekerkammern erlebten im Oktober 2010 die neue Ministerin Barbara Steffens ausgesprochen diskussionsbereit, sach- und zielorientiert. Ihrer Aussage, dass eine reine Funktionalitätsbetrachtung von Gesundheit ein Weg in die Sackgasse wäre, könne er sich nur anschließen, so Engelen. "Gesundheit ist keine Ware, die man kaufen kann", vielmehr sei die Gesundheitsversorgung ein komplexer, sektorübergreifender Prozess.

Auch dem Ergebnis der Bundesdelegiertenkonferenz von Bündnis 90/Die Grünen im November 2010, eine gendergerechte, qualitativ hochwertige und solidarische Gesundheitsversorgung für alle sicherzustellen, können die Vertreter der nordrhein-westfälischen Gesundheitslandschaft zustimmen, so Engelen weiter. Andererseits missfallen den Apothekern "grüne" Aussagen, dass hinsichtlich des Wettbewerbs im Arzneimittelhandel der Ball wieder bei der Politik liege und dass zur Sicherung der Versorgung auch das Fremdbesitzverbot zur Disposition stehe.

Bezüglich der Novellierung der Apothekenbetriebsordnung freut Engelen sich über die avisierte Gesprächsbereitschaft und hofft, gemeinsam mit dem Ministerium einen vernünftig gefüllten pharmazeutischen Rucksack schnüren zu können. Es müsse mehr Zeit für die Beratung des Kunden zugestanden werden, und die Leistung des Apothekers müsse fair honoriert werden.

Pantoffelnähe und Beratung sichern Versorgung

Ministerin Steffens dankte Engelen für die Einladung und das ihr überreichte Bild "Heilberufliche Kompetenz" (s. Foto); Apotheker Giovanni Kohm hatte es gemalt, nachdem Steffens die Apotheker im Oktober 2010 aufgefordert hatte, ein Zukunftsbild zu entwerfen. Sie sicherte zu, den Ball in der Gesundheitspolitik auch künftig in die richtige Richtung zu schießen – und dass Frauen gut Fußball spielen, werde man im Sommer wieder sehen. Der Heilberuf habe seinen Wert. Deshalb spreche sich die rot-grüne Landesregierung in NRW konsequent gegen Pick up aus.

Im vergangenen Jahr habe ein Test Beratungsdefizite in der Apotheke aufgedeckt; diese dürfe es jetzt nicht mehr geben, forderte Steffens. Zur Versorgungsqualität gehören "Pantoffelnähe", die persönliche Beratung und der offene Dialog mit den Patienten. Der Verbraucher müsse über die Risiken von Pick up und Arzneimittelversand aufgeklärt werden. Wegen des demografischen Wandels sollten Apotheken bestimmte Grunddienstleistungen wie Blutdruckmessen anbieten, ohne die Rechte der Ärzte zu beschneiden. Der Bedarf an Ernährungsberatung und Präventionsberatung wachse.

Da es immer mehr geriatrische Patienten gibt, vor allem im ambulanten Bereich, wünscht sich Steffens hier ein noch stärkeres Engagement der Apotheker, z. B. bei der Schulung des Pflegepersonals und der Aufklärung über typische Nebenwirkungen von Arzneimitteln. Kritisch sieht sie die übliche Praxis der Verordnung von Psychopharmaka an Senioren; es könne nicht angehen, Probleme in der Pflege mit Arzneimitteln zu lösen. Ausdrücklich lobte Steffens die Weiterbildung Geriatrische Pharmazie. Diese Qualifikation werde dringend benötigt.

Folgen des AMNOG beobachten

Das AMNOG stelle, so die Ministerin, ein hohes Risiko für eine flächendeckende Versorgung dar. Ketten und Versandhändler können ihren Standort unter betriebswirtschaftlichen Kriterien auswählen. Falls aber die Versorgung vor allem in ländlichen Regionen gefährdet sei, weil Apotheken wegen der finanziellen Auswirkungen des AMNOG schließen, müsse schnell reagiert werden. Sie forderte deshalb die Apothekerschaft Nordrheins zu einer gemeinsamen kritischen Begleitung der AMNOG-Folgen auf.

Der Neujahrsempfang wurde durch ein Orgelkonzert in der Maxkirche eröffnet. Subprior Pater Johannes Zabel OP betonte in seiner kurzen Begrüßung, dass die Apotheker als Heilberufler nicht allein den Leib, sondern auch die Seele wahrzunehmen haben. Maxkantor Markus Belmann spielte Orgelwerke von Johann Sebastian Bach (1685 – 1750) und Léon Boëllmann (1862 – 1897).


Dr. Constanze Schäfer MHA

DAZ 2011, Nr. 2, S. 74

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