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Michels: Apothekerliche Arbeit ist mehr als Pharmazie

BERLIN (ks). Dr. Klaus Michels, Vorstandsvorsitzender des Apothekerverbands Westfalen-Lippe (AVWL), unterstützt das ABDA-Credo "Die Zukunft der Apotheke wird pharmazeutisch entschieden". Allerdings sei gute Pharmazie nicht die einzige notwendige Bedingung für das künftige Bestehen der Apotheke: "Heilberufliches Handeln ist das Standbein, auf dem wir alle nur dann noch länger werden stehen können, wenn wir auch das unternehmerisch-wirtschaftliche stärken", schreibt er in einem Brief an die Mitglieder des ABDA-Gesamtvorstandes.
Dr. Klaus Michels, Vorstandsvorsitzender des Apothekerverbands Westfalen-Lippe, wünscht sich für die Apotheker eine Erweiterung der berufsrechtlichen Grenzen. Foto: AVWL

In dem Brief zur Ausrichtung der Berufspolitik im Jahr 2011 führt Michels aus, dass die inhabergeführte Apotheke nur dann zukunftsfähig sei, wenn sie wirtschaftlich ist – insoweit bestehe auch bei den Standesorganisationen Einigkeit. Bei der Frage, auf welche Weise die wirtschaftliche Basis der selbstständigen Pharmazeuten gesichert werden könne, gebe es dagegen unterschiedliche Ansätze. So könne man die heilberufliche Komponente noch weiter in den Vordergrund stellen, Rabatte als Honorierungsbestandteil ganz verbannen und auf den Ausbau der Fixhonorare setzen.

Neue Ertragschancen eröffnen

Michels setzt jedoch auf einen anderen Weg – nicht zuletzt, weil die Politik seit der Umstellung der Apothekenhonorierung im Jahr 2004 keine Bereitschaft gezeigt hat, die fixe Honorierung an die allgemeine Preis- und Einkommensentwicklung anzupassen. Sein Vertrauen, dass es künftig zu einer Dynamisierung der Honorierung kommen wird, ist gering. Daher sollten Apotheken seiner Meinung nach vermehrt auch auf die kaufmännische Seite setzen. Bei der Suche nach neuen Ertragschancen sollte man die Gewinnung anderer Marktsegmente nicht außer Acht lassen, so Michels. Schon heute sei die apothekerliche Arbeit nicht nur Pharmazie: Der Apotheker sei über seine Kernkompetenz hinaus Ansprechpartner und Vertrauensträger in einer Vielzahl von Gesundheitsfragen. "Auf die Bedürfnisse der Patienten ausgerichtete Angebote von Waren und Dienstleistungen mit Gesundheitsbezug sind deshalb ein Markt, den wir – aus Gründen traditionellen Selbstverständnisses und darauf gründender berufsrechtlicher Regelungen und früher auch mangels Notwendigkeit – längst nicht in dem Maße erkundet haben, wie es heute erforderlich wäre", heißt es in dem Brief. Dabei biete die Apotheke durch die Gesundheitskompetenz ihres Personals hier einen klaren Mehrwert gegenüber Mitbewerbern – etwa Drogerien.

Die Standesorganisationen sind gefragt

Michels plädiert daher für eine Erweiterung der berufsrechtlichen Grenzen in diesem Bereich. Dies müsse – mit dem nötigen Augenmaß – umgehend angegangen werden. Die berufsständischen Organisationen müssten den selbstständigen Apothekern ermöglichen, sowohl Heilberufler als auch Kaufmann zu sein, so der Verbandsvorsitzende. Rechtlich sei ein Rahmen notwendig, der es der Apotheke ermöglicht, ein breiteres Sortiment als bisher an Waren und Dienstleistungen jenseits des Arzneimittels anzubieten. Damit erteilt der AVWL-Vorsitzende dem Ansatz, dem Nebensortiment enge Grenzen zu setzen, eine klare Absage – ein solcher fand sich im nicht autorisierten Entwurf einer neuen Apothekenbetriebsordnung aus dem letzten Sommer.

Auf den Abbau von Bürokratie fokussieren

In tatsächlicher Hinsicht, so schreibt Michels weiter, müsse man sich auf den Abbau von Bürokratie fokussieren, um Freiräume für unternehmerisches Handeln zu schaffen. Dazu gehöre auch, für den Erhalt bestehender Freiräume einzutreten. Die Beschneidung der Möglichkeiten des Pharmagroßhandels, Rabatte zu gewähren, sei daher der grundsätzlich falsche Weg: "Die Rabatte sind nichts anderes als ein Honorar für wirtschaftliches Verhalten der Apotheke im Rahmen der Logistik."

Von der Standespolitik erwartet Michels 2011 mehr Schlagkraft: Spätestens nach den Erfahrungen mit der letzten Gesundheitsreform sei es geboten, die Politik stärker als bisher positiv zu fordern, statt auf ihre Aufschläge lediglich zu reagieren.



DAZ 2011, Nr. 2, S. 26

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