Prisma

Ungebremste Ohrgeräusche

Einen Grund für die nervenden Ohrgeräusche bei Tinnitus haben US-amerikanische Wissenschaftler im Tierversuch entdeckt. Wie sie sagen, entsteht das Pfeifen, Brummen oder Klingeln durch eine ungenügende Dämpfung neuronaler Reize im Gehirn.

Tinnitus wird früheren Untersuchungen zufolge mit einer gesteigerten Aktivität im Hörzentrum des Gehirns in Verbindung gebracht. Welche Neurotransmitter dafür in welcher Form verantwortlich zeichnen, war bislang allerdings nicht bekannt. Das haben nun Wissenschaftler um Rob Tzounopoulos genauer untersucht. Sie lösten bei Mäusen künstlich einen Tinnitus aus und untersuchten dann deren Hörzentrum mithilfe einer bildgebenden Methode, die Nervenaktivitäten sichtbar macht. Die Studienautoren konnten zunächst zeigen, dass das Hörzentrum der Tinnitus-Mäuse stärker auf Stimulation reagierte als das von Kontrolltieren. Anschließend verabreichten sie den Tieren eine Substanz, die GABA – den für eine Dämpfung der neuronalen Erregbarkeit verantwortlichen Neurotransmitter – blockiert. Bei den Kontrolltieren führte diese Behandlung dazu, dass ihr Hörzentrum nun ähnlich wie bei den Tinnitus-Mäusen übersensibel gegenüber Reizen wurde. Bei den Tinnitus-Mäusen hatte die Behandlung dagegen keinerlei Auswirkung. Daraus schließen die Studienautoren, dass die GABA-vermittelte Dämpfung neuronaler Reize bei ihnen bereits blockiert war und nicht weiter gesteigert werden konnte. Bei Tinnitus ist das Hörzentrum also enthemmt und reagiert entsprechend. Auf der Basis dieser Erkenntnis wollen die Wissenschaftler nun nach Substanzen suchen, mit deren Hilfe sich die Blockade der Hemmung wieder aufheben lässt. Damit hoffen sie, einen wirksamen Ansatz für die bislang nur schlecht therapierbare Erkrankung zu finden.

ral


Quelle: Tzounopoulos, R. et al.: PNAS, Online-Vorabpublikation, DOI: 10.1073/pnas.1100223108



DAZ 2011, Nr. 17, S. 8

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