Arzneimittel und Therapie

Übergewicht erhöht Metastasenund Rezidivrisiko

Übergewicht und Adipositas erhöhen das Risiko für verschiedene Krebserkrankungen bei Frauen. Eine britische Studie zeigte vor einigen Jahren auch einen Zusammenhang zwischen einem hohen BMI und verschlechterten Überlebenschancen bei Frauen mit Mammakarzinom. Offensichtlich ist neben Übergewicht auch eine deutliche Gewichtszunahme während einer Brustkrebstherapie mit einer erhöhten Metastasen- und Rezidivrate verbunden. Vor allem Frauen mit einem vor der Diagnose nicht erhöhten BMI haben ein erhöhtes Risiko, erneut an einem Brustkrebs zu erkranken.

Nach Angaben der WHO leben weltweit über 300 Millionen Menschen mit Adipositas. In den Ländern der OECD ist nach den Ergebnissen der Studie "Obesity and the Economics of Prevention: Fit not Fat" derzeit jeder zweite Bewohner übergewichtig und jeder sechste fettleibig. Allein in Deutschland werden die Folgekosten von Übergewicht und Adipositas nach Angaben der Bundesärztekammer auf 15 bis 20 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt. Adipositas erhöht das Risiko für zahlreiche Erkrankungen und wird auch mit verschiedenen Krebserkrankungen wie Dickdarmkrebs und Brustkrebs in Verbindung gebracht. Nach einer britischen Studie sollen 50% aller Fälle von Gebärmutter- und Speiseröhrenkrebs bei Frauen in Großbritannien eine Folge von Übergewicht und Fettleibigkeit sein.

Gefährlich: Gewichtszunahme bei Brustkrebstherapie

Auch das Brustkrebsrisiko wird durch übermäßiges Bauchfett erheblich erhöht. Verschiedene Studien belegen ein zwei- bis dreifach erhöhtes Risiko für adipöse Frauen. Jetzt zeigen zwei Megastudien auch einen Zusammenhang zwischen Fettleibigkeit und einer vermehrten Bildung von Rezidiven nach einer Brustkrebstherapie auf.

Im Rahmen einer Studie hatten dänische Wissenschaftler die Geschichte von 18.967 Studienteilnehmerinnen über einen Zeitraum von 30 Jahren verfolgt, die wegen Brustkrebs im Frühstadium mit einer Chemo- oder antihormonellen Therapie behandelt worden waren. Beide Therapieformen waren bei übergewichtigen Frauen langfristig offensichtlich weniger effektiv. Patientinnen, deren Body Mass Index bei 30 oder darüber lag, hatten im Vergleich zu normalgewichtigen Frauen ein um 46% erhöhtes Risiko, innerhalb von zehn Jahren nach der Brustkrebsbehandlung Metastasen in anderen Organen zu entwickeln. 30 Jahre nach der Behandlung war das Risiko, an Brustkrebs zu sterben, bei den übergewichtigen Patientinnen um 38% erhöht.

Im After Breast Cancer (ABC) Pooling Project, das drei amerikanische und eine chinesische Kohorte umfasste, wurden die Daten von 18.336 Patientinnen nach einer Brustkrebstherapie ausgewertet. Der Zusammenhang zwischen einer Gewichtszunahme während dieser Behandlung und einem späteren Rezidivrisiko war überraschend deutlich. Während eine leichte Zunahme des Körpergewichts das Risiko nicht erhöhte, war eine Gewichtszunahme um mehr als 10% mit einem Anstieg der Rezidivrate um 14% verbunden. Allerdings kam es bei jeder sechsten Patientin zu einer derart extremen Gewichtszunahme und selbst bei zuvor schlanken Frauen war es jede fünfte. In dieser Gruppe waren die Folgen besonders gravierend. Die Patientinnen entwickelten häufiger ein Rezidiv und auch die Mortalität infolge der Erkrankung stieg um mehr als 25%.


Quelle

Ewertz, M.; et al.: Effect of Obesity on Prognosis After Early-Stage Breast Cancer. J. Clin. Oncol. (2011) 29(1): 25 – 31.

American Association for Cancer Research (AACR): Extreme Weight Gain Raises Risk for Recurrence Among Breast Cancer Survivors. Pressemitteilung vom 5. April 2011.


Dr. Hans-Peter Hanssen



DAZ 2011, Nr. 16, S. 36

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