Arzneimittel und Therapie

Angst vor Tsutsugamushi-Fieber in Japan

Das verheerende Erdbeben und der dadurch ausgelöste Tsunami am 11. März 2011 in Japan könnten auch die Ausbreitung von Infektionskrankheiten gefördert haben. Das japanische Nationale Institut für Infektionskrankheiten warnt jetzt vor einer Ausbreitung des Tsutsugamushi-Fiebers (Milben-Fleckfiebers), da die als Überträger fungierende Herbstgrasmilbe durch Erdrutsche auch in zuvor nicht gefährdete Gebiete gelangt sein könnte. Die in vielen Gebieten ohnehin schwierigen hygienischen Verhältnisse können darüber hinaus zu einer weiteren Ausbreitung beitragen.

Die Tsutsugamushi-Krankheit, auch als Tsutsugamushi-Fieber bezeichnet, ist eine akut verlaufende Infektionskrankheit, die vor allem in Ost- und Südostasien, Ozeanien und Nordaustralien verbreitet ist. Die Erkrankung beginnt plötzlich mit hohem Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen. Im weiteren Verlauf entwickelt sich bei vielen Infizierten ein Hautausschlag mit etwa zwei bis vier Millimeter großen, anfangs blass rötlichen, später dunkel bräunlichen Flecken, die über den gesamten Körper verteilt sind. Bei schweren Verläufen kann es zusätzlich zu einer Myokarditis oder Enzephalitis kommen. Die Beschwerden ähneln denen bei Fleckfieber, daher ein weiterer Name für diese Krankheit, Milben-Fleckfieber. Das Tsutsugamushi-Fieber gehört zu den sogenannten Rickettsiosen, also Infektionskrankheiten, die durch Bakterien der Gattung Rickettsia verursacht werden und durch Milben, Zecken, Läuse oder Flöhe, übertragen werden. Diese Bakterien leben obligat intrazellulär und befallen bevorzugt das Endothel von Kapillaren.

Therapie der Erkrankung und Vorbeugung

Der Erreger der Erkrankung wurde ursprünglich als Rickettsia tsutsugamushi klassifiziert neuerdings allerdings einer eigenen Gattung, Orientia, zugeordnet. Er wird durch die Herbstgrasmilbe übertragen. Die Diagnose kann über einen Antikörpernachweis im Blut gesichert werden. Die Antibiotika-Therapie besteht in einer möglichst raschen oralen Applikation von Tetrazyklinen und Chloramphenicol und ist in der Regel sehr effektiv. Eine intravenöse Gabe ist nur bei schweren Krankheitsverläufen nötig. Nach überstandener Erkrankung soll eine Immunität von etwa einem Jahr bestehen. Die Prognose ist bei frühzeitiger Therapie relativ gut. Bei verzögertem Beginn der Therapie ist die Erkrankung lebensbedrohlich, früher betrug die Sterblichkeit bis zu 40%.

Ein wirksamer Impfstoff gegen das Tsutsugamushi-Fieber steht bislang nicht zur Verfügung. Um einer Infektion mit dem Erreger des Tsutsugamushi-Fiebers vorzubeugen, wird eine Meidung des Kontakts mit den Milben, die den Erreger übertragen, empfohlen. So sollte beim Aufenthalt in Risikogebieten schützende Kleidung getragen werden wie feste Schuhe, lange Hosen und Ärmel sowie eine Kopfbedeckung. Es empfiehlt sich, nach dem Aufenthalt im Freien alle Körperteile nach Milbenlarven beziehungsweise Bisswunden absuchen. Insektenschutzmittel sollen keinen Schutz bieten.

Die Erkrankung ist in Japan meldepflichtig. Der jetzt einsetzende Frühling sowie der Herbst sind die Jahreszeiten, in denen die Krankheit am häufigsten auftritt. Offensichtlich wird auch über eine Antibiotika-Prophylaxe bei verstärkter Ausbreitung nachgedacht.


Quelle

Aerzte Zeitung: Ausbreitung des Milben-Fleckfiebers befürchtet. Meldung v. 07.04.2011.


Dr. Hans-Peter Hanssen



DAZ 2011, Nr. 15, S. 48

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