Interpharm 2011

Mikronährstoffe mit Potenzial für die Standortsicherung

Noch ist der größte Absatzmarkt für Mikronährstoffe in der Apotheke, doch nach den Befürchtungen von Mikronährstoffexperte Uwe Gröber könnte sich das bald ändern. Im Rahmen der Wirtschafts-Interpharm in Hamburg beklagte er, dass in vielen Apotheken die Bedeutung der Mikronährstoffe unterschätzt und ihr Potenzial nicht ausreichend genutzt werde. Das führe dazu, dass die Mikronährstoffbehandlung und -beratung zunehmend in weniger qualifizierte Hände gelangt. Wichtige Apothekenarbeitsplätze gingen so verloren.
Foto: DAZ/Reimo Schaaf
Apotheker Uwe Gröber

Am Beispiel von Vitamin D machte Apotheker Uwe Gröber die Bedeutung des präventiven Einsatzes von Mikronährstoffen und die Chancen deutlich, die eine qualifizierte Umsetzung des Wissens um die Mikronährstoffe nicht nur für den Einzelnen, sondern für das gesamte Gesundheitswesen haben könnte. Er verwies auf Untersuchungen, nach denen ein adäquater Einsatz von Vitamin D allein in Deutschland Kosten in einer Größenordnung von 37,5 Milliarden Euro pro Jahr einsparen könnte, für Europa wird ein Einsparpotenzial von 187 Milliarden Euro pro Jahr diskutiert.


Wie Vitamin D Kosten sparen kann

Denn ein Vitamin-D-Mangel ist weit verbreitet, 90% der deutschen Bevölkerung soll mit Vitamin D unterversorgt sein, die sonnenlicht-induzierte Synthese von Vitamin D in der Haut reiche nicht aus. Die empfohlene Tagesdosis der Deutschen Gesellschaft für Ernährung mit 200 IE hält Gröber für viel zu niedrig. Er empfiehlt, den Vitamin-D-Spiegel zu bestimmen und Werte zwischen 80 und 160 nmol/l (32 und 64 ng/ml) 25-OH-Vitamin-D3 anzustreben, optimal sei ein Wert von 40 ng/ml bzw. 100 nmol/l. Mit der Tagesdosis von 1 Mikrogramm (40 IE) Vitamin D erreiche man einen 25-OH-Vitamin-D3-Spiegel von 1 nmol/l, mit 5 Mikrogramm (DGE-Empfehlung 200 IE) 5 nmol/l. Für 40 ng/ml ist demnach eine Tagesdosis von 4000 IE pro Tag notwendig.

Vitamin D sei nicht nur wichtig für den Knochenstoffwechsel, eine ausreichende Versorgung könne unter anderem die Schlaganfallrate sowie das Risiko für Herzinsuffizienz und einen plötzlichen Herztod senken. Das Kolonkarzinom- und Brustkrebsrisiko werde reduziert, das Immunsystem positiv beeinflusst und auch das Demenzrisiko lasse sich verringern.

Apotheker sind prädestiniert

Für Gröber ist die Mikronährstoffberatung eine Aufgabe, für die der Apotheker aufgrund seiner biochemischen, pharmakologischen und phytotherapeutischen Kenntnisse wie kein anderer Heilberufler prädestiniert ist. Als Arzneimittelfachmann könne er als kompetenter Informant des Arztes und zuverlässiger Berater des Patienten präventiv, medikations- und indikationsorientiert Mikronährstoffberatungen durchführen. Als Beispiele für eine medikationsorientierte Mikronährstoffversorgung nannte er unter anderem Vitamin D, Vitamin K und Folsäure bei einer Antiepileptikatherapie, Coenzym Q bei einer Statinbehandlung oder Magnesium unter Thiaziddiuretika. Mikronährstoffberatung leiste einen wichtigen Beitrag für die Arzneimitteltherapiesicherheit, was sowohl dem Patienten zugute komme als auch dem Kostenträger. In der Apotheke würden die im Rahmen der Mikronährstoffberatung getätigten, ethisch begründeten Zusatzverkäufe durch Umsatzsteigerung zur Standortsicherung beitragen und helfen, Arbeitsplätze zu sichern.

Eigeninitiative ist gefragt

Voraussetzung für eine fundierte Mikronährstoffberatung in der Apotheke ist jedoch optimal geschultes Personal. Für Gröber ist es unverständlich, dass angehende Apotheker in der universitären Ausbildung nicht mit dem Fach Mikronährstoffe konfrontiert werden. Auch Ärzten würde entsprechendes Wissen nicht in ihrer Ausbildung vermittelt. Gröber befürchtet, dass man dabei ist, wieder einmal ein für Apotheker wichtiges Berufsfeld anderen Berufsgruppen zu überlassen. Um dem entgegenzuwirken, setzt er auf die Eigeninitiative der Apotheker. Er empfiehlt eine enge Kooperation mit Arztpraxen, das Vorrätighalten von medikationsbezogenen Patienteninformationen, darüber hinaus Vorträge und Schulungen für Patienten. Aus eigener Erfahrung hat es sich zudem bewährt, Beratungstermine zu vereinbaren und diese auch zu dokumentieren. Eine solche Beratung bietet er für ein Honorar von 100 Euro/Stunde an und hat damit keine Akzeptanzprobleme.


du



DAZ 2011, Nr. 13, S. 66



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