Arzneimittel und Therapie

Therapieerfolg mit Sunitinib

In einer Phase-III-Studie wurde der Multi-Tyrosinkinase-Hemmer Sunitinib (Sutent®) bei fortgeschrittenen pankreatischen neuroendokrinen Tumoren mit einer best-supportive-care-Strategie verglichen. Da sich in der Sunitinib-Gruppe deutlich bessere Behandlungsergebnisse abzeichneten, wurde die Studie vorzeitig abgebrochen.

Unter der Sammelbezeichnung neuroendokrine Tumore (NET) werden eine Vielzahl von Tumorerkrankungen zusammengefasst, die sich in ihrer Morphologie, Pathogenese, Dignidität, Lokalisation, Prognose, Erscheinungsform und Tumorbiologie unterscheiden. Sie treten an einer Schnittstelle zwischen dem hormonproduzierenden System und dem Nervensystem auf und sind teilweise hormonell aktiv. Eine Subgruppe der neuroendokrinen Tumoren sind pankreatische neuroendokrine Tumore (pNET), die relativ selten auftreten. Sie werden häufig erst in einem fortgeschrittenen Stadium erkannt und sind schwierig zu therapieren. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate beträgt im metastasierten Stadium 30 bis 40%. An dieser Prognose hat sich in den vergangenen 20 Jahren nichts geändert, da der Tumor im fortgeschrittenen Stadium selten chirurgisch entfernt werden kann und auf konventionelle zytotoxische Substanzen schlecht anspricht. Derzeit werden in mehreren Studien zielgerichtete Wirkstoffe eingesetzt, die stärker in die spezielle Tumorbiologie eingreifen. So sind neuroendokrine Tumore angiogen und unter anderem von der Aktivierung des vaskulären endothelialen Wachstumsfaktor-Rezeptors (VEGFR) und des Platelet-derived Wachstumsfaktor-Rezeptors (PDGFR) abhängig. Eine Blockade dieser Wachstumswege erscheint daher sinnvoll. Derzeit wird in Studien zur Therapie neuroendokriner Tumore die Gabe des Tyrosinkinase-Inhibitors Sunitinib sowie des m-TOR-Inhibitors Everolimus untersucht.

Sunitinib ist ein Multi-Tyrosinkinase-Inhibitor. Er beeinträchtigt die Tumor-Angiogenese durch Blockade des VEGF(Vascular Endothelial Growth Factor)-Rezeptors und des Platelet-derived Wachstumsfaktor-Rezeptors (PDGFR). Er hemmt ferner mehrere Rezeptor-Tyrosinkinasen, die für das Wachstum des Tumors wichtig sind (so etwa c-Kit, RET [Rearranged during transfection receptor] und FLT3 [FSM-like tyrosine kinase]).

Studie mit Sunitinib

An der multinationalen, randomisierten, doppelblinden und placebokontrollierten Phase-III-Studie nahmen 171 Patienten mit einem fortgeschrittenen, gut differenzierten pankreatischen neuroendokrinen Tumor teil. Sie wurden zwei Gruppen zugeteilt und erhielten entweder

  • best supportive care plus einmal täglich ein Placebo oder

  • best supportive care plus einmal täglich 37,5 mg Sunitinib oral.

Der primäre Studienendpunkt war das progressionsfreie Überleben; sekundäre Studienendpunkte ermittelten die objektive Response-Rate, das Gesamtüberleben und die Sicherheit der Therapie.

Die Studie wurde vorzeitig abgebrochen, da in der Placebo-Gruppe mehr Todesfälle und verstärkt unerwünschte Wirkungen aufgetreten waren. Ferner zeigten sich zugunsten von Sunitinib Unterschiede beim progressionsfreien Überleben. Die Probanden der Placebo-Gruppe konnten nach der Entblindung in die Sunitinib-Gruppe wechseln.

Die Auswertung der vorliegenden Daten führte zu folgenden Ergebnissen:

  • Das mittlere progressionsfreie Überleben betrug in der Sunitinib-Gruppe 11,4 Monate, in der Placebo-Gruppe 5,5 Monate.

  • Dieser Vorteil zugunsten von Sunitinib zeigte sich in allen Subgruppen.

  • Die objektive Response-Rate betrug in der Sunitinib-Gruppe 9,3%, in der Placebo-Gruppe 0% (Anmerkung: Bei einigen Tumorarten wie etwa bei den pNET zeigt sich in bildgebenden Verfahren keine aussagekräftige Verminderung der Tumorgröße. Der Tumor wird durch die Therapie zwar zerstört, es bleibt aber eine Art Phantombild bestehen.)

  • Zum Zeitpunkt des Cut-off-Points waren in der Sunitinib-Gruppe neun Patienten (10%) verstorben, in der Placebo-Gruppe traten 21 Todesfälle (25%) auf.

  • Im Hinblick auf die Lebensqualität gab es keinen Unterschied zwischen den beiden Gruppen.

  • Die häufigsten unerwünschten Wirkungen unter der Sunitinib-Gabe waren Diarrhö, Übelkeit, Erbrechen, Asthenia und Fatigue.

Quelle

Raymond E., et al.: Sunitinib malate for the treatment of pancreatic neuroendocrine tumors. N Engl J Med 364, 501 – 513 (2011).

Jensen R., et al.: Promising advances in the treatment of malignant pancreatic endocrine tumors. N Engl J Med 364, 564 – 565 (2011).


Apothekerin Dr. Petra Jungmayr



DAZ 2011, Nr. 12, S. 44

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